Haute Couture und Know-How (II): Die Falten des Atelier Lognon
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Seit 1945 legt das Modehaus Atelier Lognon Stoffe mit seinen einzigartigen und traditionsreichen Fähigkeiten und Techniken in Falten. Aufgrund dieses Know-hows ist Lognon seit 2013 Partner von Chanel.
In den Händen der Kunsthandwerker von Atelier Lognon können flache Gewebe die unterschiedlichsten Formen annehmen. Die Technik, mittels derer Stoffe kunstfertig in Falten gelegt werden, bezeichnet Gérard Georges Lognon als „enabler of fabrics". Er ist der Großenkel von Emilie, die das Haus 1853 gründete. Über vier Generationen wurde der Titel Chef des Hauses in der Familie weitergereicht, doch niemand trat die Nachfolge von Gérard Georges an, sodass dieser ohne einen Nachfolger ausschied. Doch dann übernahmen Chanel und sein Tochterunternehmen Paraffection, das sich der Weiterentwicklung des Kunsthandwerks widmet, das Unternehmen 2013, um den Fortbestand seines Know-hows sicherzustellen und dieses ins 21. Jahrhundert zu tragen. Seitdem hat es die schicken Bezirke von Paris verlassen und sich der Manufacture des Allumettes in Aubervilliers angeschlossen, neben dem Schuhmacher Massaro und dem Hutmacher Michel, die beide ebenfalls von Chanel übernommen wurden.
Über 3000 Faltenarten
Webplissee, Wirkplissee oder Strickplissee, abgerundete Falten, flexible Falten für Drapingeffekte, Ziehharmonikafalten, Watteau-Falten, die unten eine Kellerfalte beschreiben, Sunburst-Falten in sehr kurzen Abständen, Fortuny-Falten, inspiriert von griechischen Wollstoff-Tuniken, nicht zu vergessen Cutaway-, Blumen-, Pfauen-, Pyramiden-, Band- und Origamifalten - die Faltentypen sind schier endlos.
Um Plisseefalten zu kreieren wird immer eine einzigartige Plisseewalze oder ein bereits angelegtes Faltenmuster genutzt (ca. 3.000 auf Lager), die ältesten darunter stammen aus dem Jahr 1900. Die Produktionsprozesse haben sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts nicht verändert. Zuerst wird der Stoff gebügelt und flach gemacht (Seide, Krepp, Tüll, Musselin, Organza, Samt, sowie andere Materialien wie Leder oder Polyester), dann wird er parallel auf die Kartonform gelegt, gerollt und dann zwischen 85ºC und 100ºC für eine gewisse Zeit, etwa zwischen ein- und anderthalb Stunden, in einen Ofen gegeben, das kommt ganz auf das Gewebe an. Dann muss es einen Tag auskühlen, damit die gesamte Form abkühlen kann und das Gewebe endgültig die Form der Falte annimmt, bevor es aus der Form genommen wird.
Ein einzigartiges Erbe
Atelier Lognon ist ein langjähriger Partner der Modeindustrie, so stand das Haus neben Chanel auch Christian Dior, Nina Ricci oder sogar Hubert de Givenchy seit den Anfängen mit Rat und Tat zur Seite. Neben seinen traditionellen Kunden arbeitet das Atelier auch mit zeitgenössischen Künstlern wie Vanessa Bruno, Claudine Ivari oder Christine Phung, aber auch die Opéra de Paris zählt zu seinen zahlreichen Auftraggebern. Zuletzt arbeitete Atelier Lognon mit vielen Designer-Studios und Luxus-Modehäusern zusammen. Ganz gleich, ob es sich um mehrere hundert Lammfelltaschen, ein Uhrengehäuse aus Glas oder ein Couture-Kleid handelt - die Falten-Fachmänner und -frauen sind immer bereit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. "Es ist ein besonderer Ort mit innovativen und exklusiven Falten, die andere Häuser nicht haben", erklärt die Designerin Christine Phung, die zahlreiche Objekte des Ateliers produziert hat. „Es ist sicherlich teurer als andere, aber es ist ein Privileg, seine Kollektion mit diesem Know-how in Handarbeit produzieren zu lassen."
Georges Lognon selbst gibt zu, dass er vieles erst bei der Arbeit gelernt hat. Dieses Wissen wird durch Praxis weitergegeben und jede Generation bringt ihre eigenen Innovationen mit. „Es ist ein Fortschritt, der sich im Laufe der Zeit entwickelt“, so der Kunsthandwerker, „die Falte existierte lange Zeit vor uns, schon bei den Griechen und den Römern.“ Vielleicht deshalb werden Falten nie unmodern. Es darf also mit Spannung auf die zukünftigen Kreationen des Hauses gewartet werden.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk
Fotos: Collection Christine Phung, ©Atelier Lognon