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Hippies und Handwerkskunst: Chanel Métiers d’Art in Dakar

Von Jule Scott

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Mode

Chanel Métiers d’Art in Dakar. Foto: Chanel

Französische Handwerkskunst in der Hauptstadt Senegals? Was auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt, wurde mit Chanels Métiers d’Art Show 22/23 in Dakar zur Realität, als das traditionsreiche Luxusmodehaus am Dienstag erstmals eine Laufstegkollektion auf afrikanischen Boden präsentierte.

Das Modehaus will seine Handwerkskünste mit “der künstlerischen Energie und dem kulturellen Leben der Stadt” zusammenbringen, sagte Chanel, als es die Reise nach Dakar im Juni ankündigte. Kulisse für die Modenschau war der frühere Justizpalast der senegalesischen Hauptstadt, der heute die Heimat der Dak'Art Biennale und damit eines der künstlerischen Zentren der Metropole ist. Hier versammelte sich lokale sowie internationale Prominenz – so auch Nix, ein senegalesischer Rapper, und sein amerikanischer Berufsgenosse Pharrell –, um der Kollektion von Kreativdirektorin Virginie Viard beizuwohnen.

1970er-Folklore und Chanel-Hippies

Wer senegalesisches Handwerk oder traditionelle Kleidung erwartete, wird diese bei Chanel nicht finden, denn die Métiers d’Art-Kollektion – deren Hauptziel es ist, die Handwerkskunst des Hauses zu zelebrieren – wurde in Frankreich hergestellt und setzt auf klassische Chanel-Motive: Tweed, Bouclé, gesteppte Taschen und Gabrielle Chanels liebste Blumen, die Kamelien. Hinzu kamen 70er-Jahre Einflüsse wie lange, weit ausgestellte Hosen und schmale Mäntel, Schuhe mit Plateau-Sohlen, Strickkleider und Tuniken, die die klassische Chanel-Frau zu einer Art eleganten Hippie machten.

Chanel Métiers d’Art in Dakar. Foto: Chanel

Die Farben der Kollektion – darunter neben viel Weiß und Schwarz auch leuchtende, kräftige Farbtöne wie Rot, Orange und Grün – ließen am ehesten eine Verbindung zum afrikanischen Kontinent erahnen. Das Modehaus nannte “das Pop-Soul-Funk-Disco-Punk-Jahrzehnt” als Inspiration hinter der Kollektion.

Chanel Métiers d’Art in Dakar. Foto: Chanel

Chanel und das kulturelle Erbe des Senegal

Im Zentrum der Reise nach Dakar stand nicht nur die Mode, sondern auch das kulturelle Erbe des Landes, obwohl Bezüge in der Kollektion selbst nicht zu finden waren. Die Show wurde von dem senegalesischen Sänger Obree Daman und einem Chor, sowie einer Gruppe Tanzender des Germaine Acogny’s École des Sables unter der Leitung des französischen Choreografen Dimitri Chamblas eröffnet. Außerdem bat Chanel Schüler:innen zweier Filmschulen in Paris und Dakar, die Modenschau zu dokumentieren.

Im Januar wird die Galerie du 19M nach Dakar ziehen, um gemeinsam mit Institut fondamental d'Afrique noire die “Vielfalt des Stickerei- und Webereihandwerks” zu zelebrieren. Wie auch bei de Métiers d’Art-Kollektionen des Modehauses gehe es hierbei darum, die Weitergabe von Fachkenntnissen zu fördern.

Virginie Viard bei der Chanel Métiers d’Art Modenschau in Dakar. Foto: Chanel

Chanel besuchte bereits häufiger Länder fernab Frankreichs, befand sich dabei jedoch bislang meist auf den Spuren von Gabrielle Chanel. Die jetzige Reise in den Senegal wurde über mehrere Jahr geplant. „Ich habe nicht nur die Modenschau, sondern die Veranstaltung als Ganzes in Betracht gezogen. Wir haben drei Jahre lang darüber nachgedacht”, so Virginie Viard. „Ich wollte, dass es behutsam abläuft, über mehrere Tage hinweg, in denen wir einen tiefen, respektvollen Dialog führen.” Die Wahl ist eine mutige, bedenkt man die Kolonialgeschichte Frankreichs, denn auch der Senegal gehörte einst zum französischen Kaiserreich.

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