Hongkong als Nation dargestellt: Ärger für Versace und Coach in China
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Die Luxus-Mode-Marken Versace und Coach haben sich offiziell für China-kritische Botschaften auf ihrer Kleidung entschuldigt. Die US-Firma Coach erklärte am Montag, sie sei sich der "Ernsthaftigkeit" ihres Fehlers "vollends bewusst" und bereue ihn "zutiefst". Die italienische Firma Versace betonte, sie "liebe China". Beide Firmen hatten Kritik mit T-Shirt-Aufschriften auf sich gezogen, die die Unabhängigkeit Hongkongs, Macaus und Taiwans von China suggerierten.
Der Streit um die Versace-T-Shirts war am Sonntag in chinesischen Online-Diensten ausgebrochen. Die Aufschrift auf den Kleidungsstücken legte nahe, dass die chinesischen Sonderverwaltungszonen Hongkong und Macau von Peking unabhängig seien.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Peking-kritischen Massenproteste in Hongkong protestierten zahlreiche Internetnutzer gegen Versace und forderten die Firma auf, den chinesischen Markt zu verlassen. Auch die Botschafterin der Marke in der Volksrepublik, die chinesische Schauspielerin Yang Mi, kündigte die Zusammenarbeit mit Versace. Die Marke stehe "im Verdacht, die Souveränität unseres Landes zu beschädigen", erklärte sie.
"Chinas territoriale Integrität und Souveränität sind heilig und unantastbar", hieß es darauf am Sonntag in einer Erklärung der Schauspielerin. Der Hashtag #YangMiStopsWorkingWithVersace hatte am Montagmorgen 900 Millionen Aufrufe im chinesischen Kurznachrichtendienst Weibo gesammelt.
Patriotische Internetnutzer und Konsumenten
Der Zeitpunkt dieses Versehens ist auch pikant, weil Demonstrationen in Hongkong zusehends eskalieren. Die Proteste begannen als die Regierung Hongkongs einen Gesetzesentwurf zur Auslieferung mutmaßlicher Krimineller vorgelegt hat. Obwohl die ehemalige britische Kronkolonie Hongkong seit 1997 wieder zu China gehört, erlebt das Verhältnis der beiden wiederholt Spannungen. Die Bewohner der Stadt fürchten um ihre politischen Freiheiten und ihr Gesetzessystem, die sie nach der Wiedervereinigung bis 2047 behalten dürfen.
Versace entschuldigte sich am Sonntag für das, was es als "fehlerhaftes Design" seines T-Shirts bezeichnete. Das Unternehmen gab an, das T-Shirt bis zum 24. Juli von allen Verkaufsstellen entfernt und vernichtet zu haben.
"Wir lieben China und respektieren entschieden seine Souveränität", teilte das Unternehmen über Weibo mit. Donatella Versace, Chefin des Unternehmens, entschuldigte sich auf Instagram. "Niemals wollte ich Chinas nationale Souveränität missachten und deshalb wollte ich mich persönlich für diese Ungenauigkeit und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten entschuldigen", erklärte sie.
Am Montag kursierten Bilder von Coach-T-Shirts aus einer Kollektion des vergangenen Jahres im Internet, auf denen Taiwan sowie Hongkong als unabhängig dargestellt wurden. Coach sprach in einer offiziellen Entschuldigung von einer "ernsthaften Ungenauigkeit".
Taiwan hatte sich nach der Machtübernahme durch die Kommunisten 1949 von China getrennt, aber nie formell seine Unabhängigkeit erklärt. Peking sieht Taiwan als abtrünnige Provinz, die eines Tages wieder mit dem Festland vereinigt werden soll.
Die chinesische Coach-Botschafterin, das Model Liu Wen, brach die Kooperation mit dem US-Unternehmen ab. "Chinas nationale Souveränität und territoriale Integrität sind heilig und unverletzbar!", schrieb sie im Kurzbotschaftendienst Weibo.
Seit Aufflammen der Proteste in Hongkong haben die chinesischen Behörden die Maßnahmen gegen Firmen verschärft, die sich - tatsächlich oder vermeintlich - auf die Seite der Regierungsgegner geschlagen haben. So sieht sich die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific Forderungen aus Festland-China gegenüber, Mitarbeiter, die sich an den Protesten beteiligt haben, nicht auf Flügen im chinesischen Luftraum arbeiten zu lassen.
Im vergangenen Jahr hatte sich bereits der US-Einzelhändler Gap in China für den Verkauf von T-Shirts mit einer "falschen Karte" von China entschuldigt, weil Taiwan und Teile des Südchinesischen Meers fehlten. Die Volksrepublik betrachtet die Inselrepublik Taiwan als sein eigenes Territorium. (FashionUnited / dpa /AFP)