Issey Miyakes zeitloses Vermächtnis
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Kaum ein Buch über die Geschichte der Mode, in dem sein Name nicht erwähnt wird: Issey Miyake hat seine Zeit mit seinen plissierten, konzeptuellen Designs geprägt. Der am 5. August 2022 verstorbene japanische Designer hinterlässt ein Werk, das in der Mode Seinesgleichen sucht.
In Frankreich wird Issey Miyake allgemein als einer der ersten japanischen Modeschaffenden bezeichnet, die sich in der europäischen Modeszene etabliert haben. Im Jahr 1971 stellte der Designer nach einer Modenschau in New York seine erste Kollektion in Paris vor. Bei seiner Herbst/Winter 1973 Show sah das Publikum Kleider, die man heute vereinfacht als ‚Oversized‘ bezeichnen würde. Sie wurden flach aus dem Stoff geschnitten, wie ein Kimono, und zeichneten sich durch eine große Bewegungsfreiheit aus. Schon in dieser ersten Kollektion offenbarte sich das Genie Miyakes.
Der 1938 in Hiroshima geborene Issey Miyake machte seinen Abschluss in Grafikdesign an der Tama Art University in Tokio und beschloss 1965 nach Paris zu gehen, um an der École de la Chambre Syndicale de la Couture Parisienne zu studieren. Er arbeitete für Guy Laroche, dann für Givenchy und zog anschließend nach New York, wo er bei Geoffrey Beene angestellt war. Seine Designs vereinten zeitlebens französische Couture, amerikanischen Pragmatismus und japanisches Fingerspitzengefühl.
1970 gründete er in Tokio sein eigenes Studio, das Miyake Design Studio (MDS), mit dem Traum, eines Tages ein Kleidungsstück herzustellen, das an die Schlichtheit eines T-Shirt oder einer Jeans herankommen sollte. Er wollte etwas für den Alltag kreieren, das maschinenwaschbar sein sollte, leicht in einen Koffer zu packen und günstig. Mit anderen Worten, ein Gegenpol zum unerschwinglichen Luxus der Haute Couture.
So entstanden seine geprägten und plissierten Designs, die nur wenige Gramm wiegen. Leichte Kleider, die manchmal mit den zeitlosen Kleidern von Mariano Fortuny verglichen werden und die sowohl die japanische Mode als auch die westliche Garderobe widerspiegeln. Issey Miyake stellt seine eigenen Stoffe, Farben und Muster her, um diese Kleider zu entwerfen. Es sind diese technologischen Innovationen, gepaart mit einem Sinn für Schlichtheit, die seine Arbeit berühmt machen.
‚Ein permanentes Lexikon für die kommenden Jahrzehnte‘
In dem Buch Ideale Geschichte der zeitgenössischen Mode beschreibt Olivier Saillard die Issey Miyake Frühjahr/Sommer 1977 Show wie folgt: „Die Strickwaren oder Jerseys sind reine Quadrate, die nachlässig über den Körper drapiert sind und eine archaische, zeitlose Gestik aufweisen.“ Über die Frühjahr/Sommer Kollektion 1984 sagte der Historiker, dass es sich um eine der wichtigsten Shows in der Geschichte der zeitgenössischen Mode handelte: „Sein Vokabular der weiten Formen, die den Körper mehr begehren als vermeiden, die Behandlung der Stoffe, die nur er entwirft, die Poesie und die Reinheit, die wie eine Farbe gezähmt wird, werden ein ständiges Lexikon für die kommenden Jahrzehnte sein.“
Die Frühjahr/Sommer Kollektion 1984 war eine der wichtigsten Shows in der Geschichte der zeitgenössischen Mode. Im Jahr 1993 brachte er schließlich sein berühmtes „Pleats Please“ auf den Markt, eine erschwinglichere Modelinie aus synthetischen Textilien, die die Erinnerung an Plissee bewahren. In Zusammenarbeit mit dem Textilingenieur Dai Fujiwara brachte Issey Miyake 1998 die Marke „A-POC“ (A Piece of Cloth) auf den Markt, deren Name den Titel seiner Frühjahr/Sommer-Modenschau von 1977 aufgriff.
Issey Miyake ging Ende der 1990er Jahre in den Ruhestand, woraufhin Naoki Takizawa zum Designer der Hauptlinie ernannt wurde. Das Unternehmen erklärte jedoch in einer Pressemitteilung, dass Herr Miyake „weiterhin mit seinen Teams zusammenarbeitete, neue Designs entwarf und alle Kollektionen der verschiedenen Linien von Issey Miyake beaufsichtigte.“ Die künstlerische Leitung wird im aktuell von Satoshi Kondo übernommen, der 2019 Yoshiyuki Miyamae ersetzt.
Die zeitlose Mode von Issey Miyake ist auch im Jahr 2022 noch angesagt und läuft immer noch auf der Pariser Fashion Week über den Laufsteg.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ