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Kann die virtuelle Mode Geschlechterzwänge aufheben?

Von Julia Garel

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Mode

Bild: The Fabricant

In der Presse und in den sozialen Medien wird das Thema virtuelle Mode immer populärer. Das wirft Fragen auf: Sind diese immateriellen Kleidungsstücke die Zukunft der Mode? Wo sind sie zu finden? Um mehr darüber zu erfahren, hat FashionUnited einen Blick auf die neueste Kollektion von The Fabricant, einer niederländischen digitalen Modemarke, geworfen.

Das digitale Modehaus The Fabricant enthüllte im April auf seinen Social-Media-Kanälen, RenaiXance, seine neue digitale Bekleidungskollektion in limitierter Auflage in Zusammenarbeit mit dem digitalen Sneaker-Studio RTFKT. Der Drop wurde auf The Dematerialized lanciert, einer 2020 von Karinna Nobbs und Marjorie Hernandez gegründeten Plattform, die einen 'Marktplatz 3.0' für authentifizierte virtuelle Produkte bietet. Die Fabricant-Kollektion war dort in zehn Minuten ausverkauft. Die Preise reichten von 0,1 Ethereum (circa 325 Euro) für Schmuck bis zu 5 Ethereum (circa 16294 Euro) für einen kompletten Look, der auf ein Exemplar limitiert ist.

Zur Erinnerung: Das in Amsterdam ansässige Unternehmen ist kein Neuling. The Fabricant ist ein Pionier auf dem virtuellen Modemarkt. Bereits 2019 versteigerte das Unternehmen ein digitales Couture-Kleid für 9500 US-Dollar (mehr als 8300 Euro).

Wie der Name schon sagt, besteht die Kollektion RenaiXance aus sieben einzelnen Outfits, die von der Renaissance des 16. Jahrhunderts und von der Videospielwelt inspiriert sind. Um diese Looks nutzen zu können, erhielten die Nutzer einen Code, mit dem sie ihre neue Kleidung tragen und auf soziale VR Online-Plattformen wie VRChat und Sansar übertragen konnten. Alle Stücke wurden mit einem "digitalen Schwerpunkt" entworfen, der es den Kleidungsstücken ermöglicht, den virtuellen Körper zu umfließen und eine Drapierung ähnlich wie bei einem physischen Kleidungsstück zu erzeugen, heißt es auf der Website.

RenaiXance: eine Kollektion zur Erforschung „unserer schönen menschlichen Komplexität“

The Fabricant konzentriert sich in seinem Blog auf die erweiterten Ausdrucksmöglichkeiten der virtuellen Mode und insbesondere auf seine Kollektion. Das Unternehmen kontrastiert sie dann mit der physischen Welt und ihrer materiellen Mode, die es als restriktiver empfindet.

So wird die Frage des Geschlechts hervorgehoben und die Möglichkeit, die die Technologie bietet, um „unsere schöne menschliche Komplexität“ erforschen zu können. Das X im Namen der Kollektion, RenaiXance, bezieht sich auf das Thema. Der Buchstabe X steht seit jeher für ein starkes Symbol des Potenzials, sagt die Marke. Sie fügt hinzu: „X hat auch eine fundamentale Präsenz im menschlichen Dasein: Jeder von uns teilt das X-Chromosom, unabhängig von unserem gewählten Geschlechtsausdruck. Es ist der genetische Faden, der uns zusammenhält, und er sitzt in der Mitte des Wortes RenaiXance und suggeriert Bewegung in jede Richtung.

Wie der ursprüngliche Begriff bezieht sich RenaiXance auf das Wort Wiedergeburt und hebt die Tatsache hervor, dass wir in der digitalen Welt immer wieder neu geboren werden können und uns täglich verwandeln, um mehrere Identitäten auszudrücken."

Die Fabricant geht noch einen Schritt weiter und lässt die Präsentation der digitalen Kollektion wie ein Manifest wirken. Diese bietet dem Käufer die Möglichkeit, sich von den Diktaten der traditionellen Männlichkeit zu befreien, indem sie ihm erlaubt, die physische Realität abzulegen. Die Marke erklärt auf ihrem Blog: „Im Laufe der Geschichte mussten Menschen eine maskuline Symbolik annehmen, um ihre vermeintliche Verletzlichkeit zu verbergen, oder sie wurden verfolgt, weil sie die unsichtbaren Grenzen dessen überschritten, was als geschlechtergerechtes Verhalten angesehen wird. Mit RenaiXance präsentiert RTFKT x The Fabricant die Idee, was sein könnte, wenn wir uns neu erfänden. Was wäre, wenn die historischen Zeichen für Weiblichkeit und der Männlichkeit ersetzen würden, welches neue Ausdruckspotenzial würden wir erhalten?“

Die Ausdruckskraft der Kleidung scheint sich hier also zu vervielfachen. Nach Angaben des digitalen Modehauses ermöglicht die virtuelle Kollektion RenaiXance die Ablehnung dessen, was es als konformistische Strukturen der Körperlichkeit bezeichnet. Es ruft seine Nutzer dazu auf, „endlich das zu werden, was sie schon immer sein konnten“

Bild: The Fabricant X TRS.MNZ

Am Donnerstag hat The Fabricant erneut einen Drop lanciert, der auf der Idee basiert, dass digitale Mode uns erlaubt, uns von den Fesseln der physischen Welt zu befreien. Die Kollektion heißt Re-veil und besteht aus drei virtuellen Kopfbedeckungen. In einer Erklärung sagt The Fabricant, dass die Kollektion die digitale Umgebung als einen Ort hervorhebt, an dem „die Grenzen und Beschränkungen der physischen Welt aufgehoben sind, was einen offeneren, flüssigeren und kreativeren Selbstausdruck ermöglicht“.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

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