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Königliche Haute Couture in Paris

Von FashionUnited

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Nicht von dieser Welt: In den vergangenen drei Tagen war es wieder so weit: Bei den Haute-Couture-Schauen in Paris wurde unvorstellbarer, oft untragbarer Luxus gezeigt. Tausende Journalisten Fotografen und Prominente für die erste Reihe staunten über die hohe Schneiderkunst. Nur kaufen wird sie wahrscheinlich wieder so gut wie niemand.

Weltweit wird die Zahl der Haute-Couture-Kundinnen auf nicht ein mal 500 geschätzt und von Jahr zu Jahr werden es weniger. Jetzt hoffen die Pariser Couturiers auf neue Kundschaft: Reiche Russen, Chinesen und Inder sollen die teuren Kleider in Zukunft kaufen. Für die Zurschaustellung ihres neuen Reichtums müssen sie viel investieren: Ein Abendkleid von Chanel ist beispielsweise nicht unter 20.000 Euro zu haben.

Gerade nach der Absage der Modehäuser Givenchy, Balmain, Ungaro und Versace wurde die Haute Couture im Vorfeld der Präsentationen mal wieder für überholt und nicht mehr zeitgemäß erklärt. Das war vor der Schau von John Galliano für Christian Dior. Der britische Designer ließ angesichts eines gerade zu königlichen Spektakels alle Kritiker wenigstens für einen Augenblick verstummen. Es schien, als wolle Galliano allen zeigen, das die Haute Couture immer noch die Herrschaft in der Modewelt innehat.

Models mit kunstvoll verrutschten Kronen im Haar und prunkvollen Zeptern in der Hand, stolzierten in Samt und Seide über den Laufsteg. Mit den Roben, die irgendwo zwischen Rokoko und dem Schick der Hollywooddiven changierten, bewies Galliano wieder einmal, dass er der unangefochtene König der Haute Couture ist. Auch wenn einige Kleider, mit einem breiten Saum aus Hermelinpelz verziert, im ersten Moment eher an ein Kostümfest denn an eine Modenschau denken ließen, zeigte sich die Modernität in der Schnittführung. Die Kleider waren perfekt an den Körper modelliert, auch Dank atemberaubender Korsagen, um gleichzeitig mit einem meisterlich drapierten Überfluss an Stoff, wie bei einem Meerjungfrauenfischschwanz, am Saum ausufernd zu enden. Es schien, als hätte Galliano die kostbaren Vorhänge und Möbelbezüge im Schloss Saint Soucci zu Kleidern verarbeitet - Groß platzierte, glitzernde Stickereien zitierten die Brokat- und Jacquardstoffe aus der Zeit Marie Antoinettes.

Sehr viel zurückhaltender zeigte sich Valentinos Mode. Die Präsentation seiner Mode wirkte wie eine Beweisführung dafür, dass auch das perfekt geschnittene Schneiderkostüm neben dem opulenten und wenig alltagstauglichen Luxus eines John Gallianos, seine Daseinsberechtigung in der Haute Couture hat.

Die eng anliegende Kostüme mit Knie umspielenden Röcken, verziert mit, um die Taille gebundenen, violetten Satin-Schleifen, würden sich durchaus auch für den Nachmittags-Tee und nicht nur für die große Abendgala eigenen. Hautenge Satin-Seidenoveralls in einem tiefen Bordeauxrot, ein Kleid aus Volants aus Spitze und das kleine Schwarze mit tiefem Ausschnitt hatten sich ganz dem Pariser Schick verschrieben. Den Vorwurf untragbare Mode zu kreieren kann man dem aus Italien stammenden Designer jedenfalls nicht machen. Ebenso wenig wie Karl Lagerfeld, der für Chanel mal wieder mit der stilistischen Hinterlassenschaft der Gründerin Coco spielte. Tweedjäckchen, dezent ausgefranst, dazu schmale Röcke. Dass es Lagerfeld in jeder Saison gelingt, den Chanel-Klassikern frische Begehrlichkeit einzuhauchen ist wohl seine wahre Meisterschaft - da würde Opulenz und Verschwendung nur stören.

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