Im Fokus: vegane Accessoires von Anne Schollenberger
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Anne Schollenberger ist ein Accessoires-Label, das sich auf Hüte, Taschen und Schuhe spezialisiert hat. Das Besondere an der 2022 gegründeten Luxusmarke ist, dass sie gleich vegan mit Kaktus„leder“ angefangen hat. Und nicht nur das, ein Teil der Erlöse werden dem Tierschutz gespendet. FashionUnited sprach mit der gerade von der Neonyt zurückgekehrten Gründerin des Labels, das für einen Green Product Award nominiert ist, Anne-Kristin Schollenberger, über die Anfänge, die vegane Produktion und was in Zukunft zu erwarten ist.
Schollenberger studierte von 1994 bis 1998 an der Hamburger Akademie für Kommunikationsdesign und Art Direction und war danach in verschiedenen Agenturen als Projektleiterin tätig, bevor sie sich 2001 mit ihrer eigenen Eventagentur selbständig machte. Als es während der Pandemie keine Events mehr gab, beschloss sie, ihren großen Traum umzusetzen und ihr eigenes Label zu gründen.
Wie war es, den großen Traum zu verwirklichen?
Am liebsten hätte ich nach der Schule schon Modedesign studiert. Aber meine Eltern waren dagegen und sagten, ‘mach doch was Vernünftiges’ (lacht). So habe ich mich dann für den Studiengang Kommunikationsdesign und Art Direction entschieden, der mir viel geholfen hat. Aber Schuhe, Hüte und Taschen waren schon immer meins, und während der Pandemie habe ich Online-Seminare besucht, die mich wieder an den alten Traum erinnert haben.
Wie haben Sie die Herstellungsbetriebe gefunden und war es schwierig, sie von der Arbeit mit Kaktusleder zu überzeugen?
Produzenten zu finden war schwierig, das hat eine Weile gedauert. Während der Pandemie war es ja auch nicht möglich zu reisen und sich Betriebe oder Materialien anzuschauen. Ich habe also ganz klassisch recherchiert, gerade veganes „Leder“. Ich war mir von Anfang an sicher, dass ich vegan nicht aus Stoff machen wollte, sondern als hochwertige Lederalternative. Bei vielen Kund:innen ist das noch so im Kopf, dass eine vegane Tasche ein Jutebeutel sein muss. Ich habe also viel veganes Leder recherchiert und habe mir viele Muster schicken lassen und das Kaktusleder hat mich am meisten überzeugt.
Dann habe ich verschiedene Produktionsländer eruiert - in einigen, der Türkei zum Beispiel, braucht man mit kleinen Stückzahlen, also unter 500 Stück, gar nicht anzukommen. Aus Italien hieß es überwiegend ‘nee, wir arbeiten nur mit Leder’. Aber dann stieß ich auf Portugal - das Land ist sehr weit in Sachen Nachhaltigkeit. Hier traf ich dann auch den ersten Produzenten, der mir mit den anderen weitergeholfen hat. Ich brauchte ja drei Produktionsbetriebe für ganz unterschiedliche Handwerke und gerade Schuhe waren schwierig. Ich habe ganz viele E-Mails verschickt - ich glaube, an einem Tag sogar fast 200 - und habe die Leute erstmal über Zoom kennengelernt. Schließlich fand ich dann meinen aktuellen Betrieb für die Taschenproduktion. Die Fachleute dort kannten schon vegane Materialien und waren auch bereit, in eine kleine Stückzahl zu investieren. Bald fand ich dann auch jemanden für Schuhe, der ganz nett mit den Worten „wir wären gerne die Hebamme für dein Baby” zugesagt hat und mir zudem einen Betrieb für die Hutproduktion vermittelt hat.
Und besuchen Sie die Betriebe selbst?
Ja, inzwischen habe ich mir sie angeschaut, im Jahr 2022. Sie waren wirklich gut, so wie ich mir das vorgestellt hatte.
In der ersten Kollektion ist ein Schlangenledermuster sehr zentral. Ist das nicht widersprüchlich als veganes Label, das sich dem Tierschutz verschrieben hat?
Ja, es kommen oft Anfragen, ob wir alles mit Schlangenleder machen werden, aber das war nur die erste Kollektion. Bei den nächsten Kollektion kann es schon ganz anders aussehen; ich bin auch nicht auf Kaktusleder fokussiert. Zuerst war es mir wichtig, Aufmerksamkeit zu erregen und zu zeigen, was eine Lederalternative alles kann, dass sie eben hochwertig vegan ist. Und damit die Ausrede traditioneller Marken widerlegen, die immer noch Leder benutzen, weil sie meinen, dass es ohne nicht geht.
Lederalternativen und gerade Kaktusleder werden aufgrund ihres Anteils von Polyurethane (PU) kritisiert. Wie stehen Sie dazu?
PU ist meistens noch notwendig und Kaktusleder nutzt recyceltes PU als Trägermaterial. Immerhin ist es recyceltes PU und der Anteil wird immer geringer. Inzwischen besteht das Material fast zu 70 Prozent aus Kaktus und die Entwickler arbeiten daran, dass der PU-Anteil immer weniger wird.
Ihre Accessoires sind bereits im Designprozess aufeinander abgestimmt - wie muss man sich das genau vorstellen?
Wenn ich anfange, meine Fashion Accessoires zu designen, überlege ich beispielsweise, wie welche markanten Elemente sowohl für die Handtasche, die Schuhen als auch für den Hut verwendet werden können. Dann schaue ich nach veganem Leder, das in verschiedenen Stärken aber der gleichen Farbe verfügbar ist, so dass es für alle drei Produkte eingesetzt werden kann.
4 Prozent vom Gewinn der Taschen, Schuhe und Hüte gehen an die Organisation „Promis für Tiere“ - wie sind Sie gerade auf diese Organisation gekommen?
Ich habe auf einer Veranstaltung Christian Ehrlich (Geschäftsführer der Tier- und Artenschutzgesellschaft „Promis für Tiere“, Anm. d. Red.) kennengelernt. Bei „Promis für Tiere“ gibt es verschiedene Projekte vom Artenschutz bis hin zur Unterstützung von Straßenhunden und jeder Cent geht an die Organisation. Er überprüft und hinterfragt wirklich die Organisationen, an die das Geld geht. Das hat mich überzeugt.
Wie geht es jetzt weiter, wird Anne Schollenberger vielleicht international?
Das Feedback ist unheimlich gut und alles, was ich fürs Label mache, macht Spaß; es war absolut die richtige Entscheidung. Ich hätte es mir vielleicht etwas einfacher vorgestellt, gerade, in die Läden hereinzukommen. Deshalb bleiben wir erstmal auf Deutschland fokussiert und werden dann international.