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Lisa D.: Gehäkelte Kritik

Von FashionUnited

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Elisabeth Prantner hat sich einfach vorgestellt, sie sei die Chefin eines global operierenden Bekleidungskonzerns. So entwickelte die Modedesignerin, die in den Hackeschen Höfen in Berlin-Mitte ein Ladenatelier unter dem Namen Lisa D. führt, ihr Konzept für die Modeperformance "Global Concern", die am vergangenen Samstagabend im Haus der Kulturen der Welt in Berlin zu sehen war. Die Mode ist das Ausdrucksmittel von Elisabeth Prantner. Immer schon erschien es ihr abwegig, einfach nur tragbare Kleidung zu machen. Früher, in den 80er Jahren, konnte sie ihre experimentellen Einzelstücke direkt vom Laufsteg weg verkaufen. "Heute würden sich die Leute damit nur ausgrenzen." Also trennt sie die Mode, die sie verkauft und von der sie lebt, und die Mode, mit der sie Geschichten über unsere Gesellschaft erzählen will, immer strikter voneinander.

Und das nicht nur inhaltlich, sondern auch örtlich. Die gebürtige Österreicherin hat alle ihre Performances fast ausschließlich mit alpenländischer Förderung realisiert, so war "Global Concern" eine Auftragsarbeit für das Kulturfestival "Steirischer Herbst" in Graz. In Berlin hat sie dagegen gelernt, wirtschaftlich zu denken, "besser, schneller rationeller zu werden."

Für "Global Concern" nahm sie sich Themen wie Hunger, Krankheit, Krieg, Krankheit und Kinderarbeit an. Sie ließ in Handarbeit hautenge Kleider häkeln, in die Silhouetten verhungerter Kinder mit Blähbäuchen eingewirkt sind. Getragen von 1,80 großen Models, die die Designerin nach ästhetischen Gesichtspunkten der Pariser Modenschauen aussuchte, sind sie erschreckend kleidsam. "Ich wollte vor allem, dass die Sachen sexy und geil aussehen." Wie der glamourös glitzernde Umhang, der aus aneinander gefügten Tablettenhüllen besteht, mit andersfarbigen Pillen hebt sich das Wort "AIDS" ab.

Die verstörende Wirkung verstärkte die eigens komponierte brachiale Musik von Zeitkratzer: Das Ensemble für zeitgenössische Musik saß am Ende des Laufstegs und zwang mit verzögerten Klängen die Models zu einem verlangsamten Gang über den Laufsteg. Als Modedesignerin ist Elisabeth Prantner Autodidaktin, und zur Kleidung als Ausdrucksmittel kam sie, nachdem sie in Wien und New York freie Kunst und Regie studiert und sich 1989 in Berlin niedergelassen hatte.

Ihre Kundinnen sind nicht die ganz jungen - die Dramatikerin Elfriede Jelinek trägt Lisa D. So steuerte Elisabeth Prantner zu den offiziellen Feierlichkeiten für die Literaturnobelpreisträgerin des vergangenen Jahres im Wiener Burgtheater eine ganze persönliche Modenschau für eine ihrer besten Kundinnen bei.

lisa D