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Marken produzieren immer mehr Kollektionen

Von Herve Dewintre

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Mode

Modemarken sind gerne bereit, ihre Bemühungen in Bezug auf die Umwelt zu kommunizieren und lautstark das Ausmaß und Authentizität ihres Engagements für die Zivilgesellschaft zu verkünden.

Allein in den letzten Tagen erklärte Gant seine Liebe zu nachhaltiger Kleidung; Bulgari kündigte eine substantielle Spende an das Spallanzani-Krankenhaus in Rom für die Erforschung des Coronavirus-Impfstoffs an; Bernard Arnault bemerkte bei der Präsentation der Jahresergebnisse der LVMH-Gruppe, dass sich keine Insekten mehr auf den Windschutzscheiben seines Autos befinden, und dass dies beunruhigend sei. Gucci hat geschworen, seinen Kohlendioxidstoff-Fußabdruck auf Null zu reduzieren und gab am 7. Februar bekannt, dass es dem Lion's Share Fund beigetreten ist, der dringend benötigte Mittel zur Bekämpfung des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Umwelt- und Klimakrisen auf der ganzen Welt aufbringt. Dies sind nur einige wenige Beispiele aus einer Fülle von Ankündigungen, die den Wunsch der Mode- und Luxusindustrie verkünden, ökologisch verantwortlich zu werden.

Anfang Februar kündigte die Messe Première Vision Paris jedoch an, dass sie ihre Termine ändern wird: Von nun an wird die Messe gegen Ende Januar, Anfang Februar für die Frühjahr-Sommer-Kollektionen und in den ersten beiden Juliwochen für die Herbst-Winter-Kollektionen stattfinden. Warum diese Änderung? Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass sich die Erstellungs- und Lieferpläne für die Kollektionen vervielfacht haben. Das heißt, dass die Marken jedes Jahr mehr und mehr Kleidung und Kollektionen herstellen.

Wenn wir uns bewusst sind, dass eine der Hauptquelle der Umweltverschmutzung von der Textilproduktion ausgeht, müssen wir uns fragen, ob der von der Industrie gewählte Weg der Überproduktion im Hinblick auf die Forderung der Verbraucher, dem Konsum wieder einen Sinn zu geben, der richtige ist.

Vier bis zehn Liefersequenzen pro Jahr oder mehr

Um die angekündigte Terminänderung zu rechtfertigen, stützte sich Première Vision auf die Ergebnisse einer europäischen Umfrage in Frankreich, Italien, Deutschland, Großbritannien und Spanien, die das französische Modeinstitut Ende 2019 auf seinen Wunsch hin mit 1.765 Fachleuten durchgeführt hat. Die Ergebnisse sind eindeutig: Der Trend zur Erhöhung der Zahl der Lieferungen ist global. Die ersten Modelle der Herbst-Winter-Kollektionen kommen nun im Mai in die Geschäfte, die der Frühjahr-Sommer-Kollektion im November. Zusätzlich zu diesen Vorab-Kollektionen, die vor der Hauptlinie produziert werden, gibt es auch kleinere Kollektionen, externe Kooperationen und andere Kapseln, die in der Regel in letzter Minute entworfen und sofort ausgeliefert werden.

Dieser Trend zu mehr Lieferungen zeigt sich noch deutlicher bei den 42 Prozent der europäischen Marken, deren kreativer Prozess nicht mehr halbjährlich stattfindet. Sie geben an, vier bis zehn Liefertermine pro Jahr zu haben. Manchmal sogar noch mehr, denn die Erneuerung des Angebots, ein- oder zweimal im Monat oder sogar permanent, ermöglicht es, die Neugier des Kunden zu erhalten und den In-Store-Traffic zu generieren. Diese gestaffelten Lieferungen haben einen starken Einfluss auf die Struktur der Kollektionen. Sie bedingen auch häufigere und schnellere Erstellungs- und Entwicklungszeiten.

Die Kernaussage der Umfrage: Während sich ein Trend zu weniger Konsum abzeichnet und die Modeindustrie verspricht, weniger umweltbelastend zu werden, arbeiten die Marken mit einem ständig neuen Angebot, um die Nachfrage hoch zu halten und belasten damit zunehmend die Umwelt. Ein schwieriges Dilemma, das Marco Bizzari, CEO von Gucci, perfekt auf den Punkt bringt: „Die einzige Möglichkeit, die Kohlenstoffdioxidemissionen auf Null zu reduzieren, wäre die Schließung unseres Unternehmens.“

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited. fr veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Bild: Gucci

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