Mode in der Post-Covid-Ära: „Erst Party, dann Introspektion“
Wird geladen...
Die Trendbeobachterin Hilde Francq gibt alle sechs Monate Tipps zu den wichtigsten Trends. Diesmal warf das Color Trend Webinar einen Blick auf die Post-Covid-Ära. FashionUnited hat herausgefunden, dass der Herbst/Winter 22/23 grün, digital, wach und gesund aussehen wird. „Natürlich richten sich die Augen jetzt darauf, welche Trends die Post-Covid-Ära bestimmen werden", sagt sie. „Einige Trendbeobachter sehen den Hedonismus und die Dekadenz der wilden Zwanziger Jahre zurückkehren. Revenge-Dressing und Revenge-Shopping, wie wir sie in China bereits beobachten, sind ein Indiz dafür. Auf der anderen Seite spricht man von den ‚zitternden Zwanzigern‘ - einer Zeit, die durch Zweifel, Unsicherheit und Instabilität gekennzeichnet ist. Schließlich hat uns die Pandemie gelehrt, über den Platz des Menschen in der Welt nachzudenken.“
Francq prognostiziert eine Kombination aus beiden Szenarien: „Zuerst gibt es eine Party, danach kommt die Zeit für Selbstbesinnung. Nachhaltigkeit wird zur Selbstverständlichkeit werden, und die Unternehmen werden selbst die Verantwortung dafür übernehmen müssen. Man denke nur an Hermès, das für sein hochwertiges Leder bekannt ist und jetzt auf Pilzleder setzt. Adidas hat Stan Smith Mylo vorgestellt, Turnschuhe mit einer Sohle aus Myzel.“
„Während der Krise wurde vor allem die Generation Z psychisch schwer getroffen“, sagt Francq. „Und das zu einem entscheidenden Zeitpunkt in ihrer Entwicklung. Psychische Gesundheit ist also durchaus ein Thema. Darüber hinaus ist die 'Woke-Bewegung' allgegenwärtig“. Sie verweist auf bekannte amerikanische Persönlichkeiten wie Pharrell Williams mit seinem geschlechtsneutralen Schönheitslabel und Amanda Gorman mit ihrem antirassistischen Eröffnungs-Gedicht zur Amtseinführung von Joe Biden. All diese Veränderungen waren bereits vor der Krise sichtbar, haben sich aber durch Covid noch verstärkt. Francq fasst sie in vier Themen zusammen: wilde Natur, digitales Leben, eine bessere Welt und geistige Gesundheit.
AW22-Trend: Psychische Gesundheit
Das letzte Thema könnte das vorherrschende sein, sagt Francq. „Durch Covid hat die Gesundheit noch mehr an Bedeutung gewonnen. Wir sind begierig darauf, überwacht, verfolgt und beraten zu werden. Gesundheit ist der neue Luxus geworden. Auch der gesunde Geist wird in den Mittelpunkt rücken, psychische Probleme werden normal. Darüber hinaus wird dem Tod mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Loovt ist bereits eine Wohlfühlmarke, die mit Entwürfen wie dem kuscheligen Pullover das Tabu rund um das Thema Trauer brechen will. Der Trend hat auch einen starken Einfluss auf die Architektur. Einzelhändler werden sich für Innenräume entscheiden, die ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit vermitteln“, schließt sie ab.