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Neue Ausbildung: So macht SMCP den Job der Verkaufsberater:innen wieder attraktiv

Von Julia Garel

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Mode

Verkaufsfachkräfte in einem Geschäft. Credit: Pexels

Schon seit Jahren haben Personalverantwortliche Schwierigkeiten, ihre zukünftigen Verkäufer:innen und Manager:innen zu finden. Angesichts dieser Anspannung in den Berufen des Einzelhandels nehmen sich Modeunternehmen dieser Herausforderung an. So auch die französische SMCP-Gruppe: Die Muttergesellschaft der Prêt-à-porter-Marken Sandro, Maje, Claudie Pierlot und Fursac startet ihren eigenen Ausbildungsweg und will dem Beruf der Verkaufsberater:innen „wieder Zauber einhauchen“.

Die Läden der Marken der SMCP-Gruppe, die auf das Segment des erschwinglichen Luxus ausgerichtet sind, befinden sich auf der ganzen Welt, von Hongkong über Paris und Shanghai bis New York. Dieses Vertriebsnetz umfasst über 1.600 Verkaufsstellen und mehr als 6.000 Mitarbeitende. Aber wie viele andere Unternehmen in der Bekleidungsbranche hat auch der französische Konzern Probleme mit dem Personal.

„Wir haben ein echtes Problem damit, Menschen anzuziehen, die Lust auf eine Karriere im Einzelhandel haben“, erklärt Christelle Sanchez, Leiterin für Vielfalt und Inklusion bei SMCP. Dieses Problem rund um den Mangel an Bewerbungen hat den Bekleidungskonzern dazu veranlasst, verstärkt über das Thema nachzudenken.

„Menschen abholen, die es vielleicht nicht wagen würden, zu uns zu kommen“

Bei einem Hackathon, der Ende November 2021 mit 31 Freiwilligen durchgeführt wurde, wurde eine Antwort auf die Fragestellung „Wie können wir angesichts der Corporate-Social-Responsibility-Herausforderungen Berufe im Einzelhandel neu beleben?“ schlugen die beiden Gewinnerteams vor, eine eigene Ausbildungsakademie für SMCP zu gründen.

Wie Christelle Sanchez erklärt, war die Idee, „Personen abzuholen, die sich vielleicht nicht trauen, zu uns zu kommen, die aufgrund eines Missgeschicks auf ihrem Karriereweg oder weil sie einfach nicht in den klassischen schulischen Rahmen passen, keine Arbeit finden“. Aus diesem Konzept entstand das „SMCP Retail Lab“, dessen erste Ausbildungsklasse am Ende Januar 2023 beginnen wird.

Um diesen Ausbildungsweg aufzubauen, haben die zwölf Mitarbeitenden des Projektteams – bestehend aus Expert:innen aus verschiedenen Einheiten der Gruppe sowie den Teilnehmenden des Hackathons - ein Pilotprojekt entwickelt, das sich auf den Beruf Verkaufsberater:in konzentriert und ihn um die Kompetenzen von morgen ergänzt.

„Wir möchten diesen Beruf aufwerten“

„Wir möchten diesen Beruf aufwerten“, kommentiert Christelle Sanchez. „Die meisten Leute denken, dass dieser Beruf einfach ist. Aber es ist ein sehr komplexer Beruf, weil man täglich mit Menschen zu tun hat, die man nicht kennt. Man muss gut kommunizieren können, die Persönlichkeit der Kundschaft erfassen und verstehen, ihnen zum Beispiel Silhouetten vorschlagen. Wir werden immer mehr Kompetenzen benötigen, die noch nicht in den Ausbildungsgängen angeboten werden, die mit dem Omnichannel, dem Wissen über neue Konsummuster und alles, was generell mit der sozialen Verantwortung eines Unternehmens zu tun hat, verbunden sind.“

Die Ausbildung wird dual in Paris organisiert und wird den Schüler:innen dank der Integration von Partnerschaften mit Ema Sup Paris, einer auf Luxus- und Schönheitsberufe spezialisierten Schule, und dem Institut Français de la Mode (IFM) eine anerkannte Zertifizierung ausstellen. Die 480 Unterrichtsstunden werden über ein Jahr verteilt und finden größtenteils in den Räumlichkeiten von Ema Sup in der Rue de Charonne im 11. Arrondissement statt. Die Tage im Unternehmen werden innerhalb der Marken der Gruppe stattfinden.

Die 24 Auszubildenden der ersten Klasse werden eine Ausbildung zur Omnichannel-Verkaufsberatung absolvieren, deren Inhalt auf die Bedürfnisse von SMCP maßgeschneidert wurde. Sie basiert auf einem von dem spezialisierten Ausbildungszentrum vorgeschlagenen Kurs und wird durch Seminare am Institut Français de la Mode bereichert, die Kenntnisse über die Modekultur, das Produkt und die neuen Konsumgewohnheiten mit einem Schwerpunkt auf CSR-Herausforderungen vermitteln sollen. Hinzu kommen von SMCP erstellte Inhalte, die von internen Mitarbeitenden der Gruppe zu Visual Merchandising, Clientelling oder anderen Themen moderiert werden.

Spielerische Workshops statt klassischem Bewerbungsverfahren

Das Unternehmen, das als zertifizierendes Ausbildungszentrum neu ist, hat also bei Null angefangen, um das Projekt aufzubauen. Die Arbeit, die von dem Dutzend Personen geleistet wurde, bestand insbesondere darin, einen innovativen Rekrutierungsweg zu schaffen, der sich deutlich von den üblicherweise von der Gruppe angewandten unterscheidet.

„Wir haben versucht, einen Rekrutierungsmechanismus einzurichten, der disruptiv sein sollte“.

Romain Chazette, Talent Acquisition Manager für die SMCP-Gruppe.

Romain Chazette, Talent Acquisition Manager für die SMCP-Gruppe, erzählt: „Es war für uns klar, dass wir kein klassisches Bewerbungsverfahren anbieten würden, da wir eine andere Zielgruppe ansprechen wollten. Wir haben also versucht, einen Rekrutierungsmechanismus einzurichten, der disruptiv sein sollte. Wir wollten neue Kanäle für die Akquise potenzieller Kandidat:innen ausprobieren und kamen so dazu, Soziale Netzwerke zu nutzen, die nicht für Berufstätige bestimmt sind, wie Instagram, Snapchat, Tiktok, Facebook oder Spotify. Wir haben Sponsoring-Kampagnen eingerichtet, um den Start dieses SMCP-Experiments und -Trainings zu fördern.“

Im Anschluss an diese Kampagne wurde die Rekrutierung der Kandidat:innen folgendermaßen durchgeführt: die Einladung der Interessenten zu Webinaren, in denen die Inhalte des Ausbildungsprogramms vorgestellt werden, gefolgt von einer Auswahlveranstaltung, die am 6. Januar 2023 im Pariser Showroom der Marke Maje stattfinden wird. Auf dem Programm stehen an diesem Tag fünf spielerische Workshops.

„Wir fragen nicht nach einem Lebenslauf"

Aber wo das Team vor allem etwas verändern will, ist bei der Bewertung der Kandidat:innen. Die Veranstaltung rund um die Auswahl soll „völlig inklusiv“ sein, erklärt Christelle Sanchez: „Wir fragen nicht nach einem Lebenslauf oder besonderen Erfahrungen. Wir werden nur die Motivation und die Modevorstellungen der Kandidat:innen bewerten. Dafür wollen wir Freundlichkeit, Vertrauen und Spaß schaffen, damit alle Teilnehmenden die Möglichkeit haben, ihre Persönlichkeiten zu zeigen, was sie von anderen Menschen unterscheidet. Wir wollen, dass es etwas wirklich Anderes ist. Die einzige Auswahlregel ist, dass man über 18 Jahre alt sein muss. Danach sind wir wirklich offen für alle Persönlichkeiten. Das ist Teil unserer CSR-Herausforderungen. Wir wollen alle Menschen abholen, die Lust haben, bei uns zu arbeiten, unabhängig von ihrem Werdegang und ihrem Leben, das sie vielleicht vorher hatten.“

Nach diesem ersten Jahrgang verschließt SMCP nicht die Tür zur Schaffung weiterer Lernwege und spricht insbesondere von internen Ausbildungsmodulen, die von dieser Ausbildung inspiriert sind. „Wir wollen unsere besten Talente weiterentwickeln und ihnen Lust machen, bei uns zu bleiben“, meint Sanchez, die auch die Frage der Region und der Internationalität anspricht. SMCP Retail Lab ist also dazu bestimmt, sich weiterzuentwickeln.

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Dieser Artikel wurde auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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