Never-out-of-Stock – wie funktioniert das Geschäftsmodell in unsicheren Zeiten? Das sagen Cecil und Street One
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Zeitlose Modeartikel, die jederzeit verkauft werden können – gerade während der Pandemie erscheint dieser Gedanke für Händler und Marken verlockend. Aber in der Praxis unterscheidet sich erheblich, wie Modeunternehmen Never-out-of-Stock anbieten. In dieser Serie verraten drei Marken aus unterschiedlichen Segmenten mehr über ihr NOS-System und wie es sich während der Pandemie bewährt hat.
Den Anfang machen die beiden Damenbekleidungsmarken der CBR Fashion Group, Cecil und Street One. NOS-Artikel sind eine feste Größe im Geschäftsmodell der Schwesterlabels. Der NOS-Anteil macht beim Abverkauf 30 bis 45 Prozent aus. Im Gegensatz zum klassischen Bild von NOS, verfolgt CBR beim Never-out-of-Stock-System seiner Labels einen ungewöhnlich schnelllebigen Ansatz.
Zwölf eigenständige Kollektionen bringen die Marken des Isernhagener Bekleidungskonzerns jedes Jahr auf den Markt. Jede der zwölf Kollektionen enthält neue NOS-Artikel, bei Street One werden diese QR genannt. Der Anteil der „immer vorrätigen“ Artikel liegt zwischen 20 und 40 Prozent pro Kollektion. Die Besonderheit: Anders, als man es vom altbekannten NOS-System gewohnt ist, setzt die CBR Group in den Kollektionen nicht hauptsächlich auf zeitlose Klassiker.
Cecil und Street One beschleunigen das klassische NOS-Modell
„Wir haben bei QR und NOS vor gut dreieinhalb Jahren maßgebliche Veränderungen durchgeführt. Man findet bei uns weiterhin Basics wie ein weißes T-Shirt oder eine weiße Bluse auf der Fläche, aber wir arbeiten inzwischen auch mit sehr vielen QR- und NOS-Artikeln, die einen sehr modernen Anspruch haben“, erklärt Marco Schneider, Head of Sales national von Cecil und Street One im Interview. Im besten Fall soll der NOS- oder QR-Artikel innerhalb der Kollektion gar nicht als solcher auffallen, so der Anspruch der Marken.
Auch die Laufzeiten der QR- und NOS-Artikel sind bei den beiden DOB-Marken deutlich kürzer als beim klassischen NOS. Anstatt, dass sie wie üblich über einen längeren Zeitraum hinweg fester Bestandteil des Sortiments sind, ist die Verfügbarkeit von NOS bei der CBR Group auf wenige Wochen beschränkt. Der Großteil der sogenannten „TOS“-Produkte (Temporarily on Stock) bei Cecil und „Limited”-Artikeln bei Street One hat eine Laufzeit zwischen vier und sechs Wochen.
Mit der Weiterentwicklung und Beschleunigung des klassischen NOS-Prozesses wollen die Marken mehr Spannung auf die Verkaufsfläche bringen und den Handelspartnern gleichzeitig die Möglichkeit geben, die Artikel nachzubestellen. „Das ist Treiber für Point-of-Sales-Erfolg, Cash-Konvertierung und für eine höhere Lagerumschlagsgeschwindigkeit“, sagt Schneider. Das Risiko sei bei trendigen Artikeln zwar größer, aber der Anklang bei der Kundin und somit auch der Erfolg auf Seite des Partners sei deutlich höher.
„Ein Partner, der an QR oder NOS vorbeigeht, wird in unserem Geschäftsmodell keinen Erfolg haben“, weiß der Vertriebsleiter. Die „bewährten Lieblingsteile“, wie sie auf der Website der Marken beworben werden, sind ein zentraler Erfolgsfaktor für das Unternehmen und bei den Kundinnen sehr beliebt. Stammkundinnen kennen die QR- und NOS-Artikel genau. „Die Kundin kommt auf die Fläche und sagt zu ihrer Lieblingsverkäuferin: ‘Ich hätte gerne die Toronto, welche ist denn die neue?’. Weil sie einfach weiß, die Toronto passt ihr und sie hat nur von Monat zu Monat eine andere Farbe, eine andere Aufmachung oder eine andere Waschung”, sagt Schneider.
Restware in Zeiten der Pandemie: „Das ist das Risiko, das wir tragen“
„Dadurch, dass wir so kurzfristige Zyklen haben, müssen wir alles vorproduzieren“, so der Vertriebsleiter. 80 bis 90 Tage vor der Belieferung müssen die Händler über Budget und Order entscheiden. Bei 20 bis 25 Prozent des Budgets müssen sich die Händler nicht festlegen, dieses wird für den NOS- und QR-Nachzug eingeplant. „Normalerweise haben wir den Anspruch, dass auch jeder QR- oder NOS-Artikel mindestens einmal nachgezogen wird. Es gibt Partner, die arbeiten da so erfolgreich mit, dass das NOS- oder QR-Sortiment zwei- bis dreimal umgeschlagen wird in dieser kurzen Zeit“, erklärt Marco Schneider.
Da kann es auch einmal vorkommen, dass der vermeintliche Never-out-of-stock-Artikel auf einmal gar nicht mehr verfügbar ist: „Wenn der Artikel wirklich heiß ist, kann es sein, dass man schon nach zwei bis drei Wochen Nein-Verkäufe erhält. Das heißt, der Artikel kann nicht mehr nachkommen, weil er leider schon weg ist“, so Schneider.
Doch wie sieht es aus, wenn der Warenumschlag wie in den vergangenen Monaten durch die Pandemie auf einmal abrupt gestoppt wird? Wie in weiten Teilen der Modeindustrie, war auch bei Cecil und Street One durch den hohen NOS-Bestand sichtbar mehr Ware als sonst vorhanden. „Wenn der Artikel von uns falsch eingeschätzt wurde, sowohl der Artikel an sich als auch wenn er von einer Schließung betroffen ist, bleibt er bei uns am Lager liegen. Das ist das Risiko, das wir tragen und unsere Outlets sind dann der erste Kanal, über den wir Ware abschleusen“, erklärt Schneider. Aufgrund der unvorhersehbaren Pandemie-Situation sind die Produktionsmengen der QR- und NOS-Artikel in den Kollektion Sieben und Acht für die Monate Juli und August in diesem Jahr vorsichtshalber noch verkürzt worden.
Trotz des hohen Warenrisikos wollen Cecil und Street One an ihrem kurzfristigen NOS-System festhalten. Immer dann, wenn die Läden regional bedingt oder zwischen erster und zweiter Welle geöffnet waren, hätten sie relativ schnell wieder gute Ergebnisse erzielen können und die Partner hätten sofort wieder ihr Auto-QR und ihr Auto-NOS eingeschaltet. „Wir glauben, dass wir den Erfolg, den wir vor Corona gehabt haben, auch nach Corona haben werden“, resümiert Schneider.
Bleiben Sie dran: Premium-Schuhhersteller Lloyd spricht als nächstes in unserer Serie über sein NOS-Modell.