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Power-Schultern, Micro-Shorts und Nabelschau: Die Laufstegtrends für Frühjahr/Sommer 2024

Von Jule Scott

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Mode

Die Laufstegtrends für Frühjahr/Sommer 2024 Bild: Launchmetrics/Spotlight

Nachdem die letzten Designer:inne auf der Pariser Modewoche ihre Kreationen vorgestellt haben, ist der Modemonat in den vier großen Modemetropolen nun schon wieder vorüber. Das diesjährige Programm war gespickt mit viel diskutierten Debüts und Abschieden, doch was letztlich bleibt, sind einige entscheidende Eindrücke für Frühjahr/Sommer 2024. Es war eine Saison geprägt von Reisen durch die Modewelten der Vergangenheit, die den Weg für die Trends von morgen ebneten. FashionUnited hat die wichtigsten Tendenzen für Sie zusammengefasst.

90er Minimalismus und Y2K-Denim

Die New Yorker Modewoche war nicht nur der Startschuss für die Modewochen der vier großen Metropolen, sondern gab mit dem Debüt von Peter Do bei dem 90er-Jahre Kultlabel Helmut Lang auch den Ton an, wenn es um einen der ersten Trends der Saison ging. Nicht nur Do stand der Sinn nach dem Minimalismus vergangener Zeiten, auch andere Designer:innen in Mailand, Paris und London schwelgten in Erinnerungen und Simplizität.

(v.l.n.r.) )90s-Träume bei Acne Studios, Helmut Lang und Bevza Bild: Spotlight Launchmetrics

Die schlichten Silhouetten der 90er wurden in Kombinationen aus Tanktops und langen Röcken beziehungsweise schmalen, schwarzen Anzughosen von Designer:innen wie Acne Studios Jonny Johansson oder Svitlana Bevza des gleichnamigen Labels Bevza aufgegriffen. Letztere wählte einen transparenten Mesh-Stoff um ihrem schwarzen Komplettlook tiefe zu verleihen, während 90er-Paradekind Helmut Lang auf ein ebenfalls schwarzes Jersey-Kleid mit dünnen Trägerchen und Kniehohen Stiefel setzte, dass an den Spirit von Ikonen der Decade wie Carolyn Bessette-Kennedy erinnert.

Die 90er-Jahre Nostalgie reicht allerdings nicht aus, um den bereits seit einigen Saisons allgegenwärtigen Y2K-Trend von seinem Thron zu stoßen. In dieser Saison widmeten sich Modeschöpfer:innen insbesondere dem Denimstoff und ließen ihn in der Optik der 2000er wieder aufleben. Konkret bedeute das: weite Hosenbeine und tief sitzende Jeans, bei der der Saum auch ein wenig auf dem Boden schleifen darf.

(v.l.n.r.) Y2K-Denim bei Di Petsa, Didu und Dion LeeBild: Launchmetrics/Spotlight

Gepaart wird die tiefsitzende Jeans wie mit Croptops oder BH-Tops, im besten Falls ebenfalls auf Denim, um dem "Canadian Tuxedo”, also der Kombination von zwei Stücken aus Jeansstoff, ein sexy update zu verpassen, wie es Dion Lee und Di Petra vormachen. Für eine etwas alltagstaugliche Variante wird die Hose zum kurzen Baby-T-Shirt mit Logoprint und offener Bomberjacke getragen, wie bei Didu.

Practical Magic

Praktikabilität ist nicht unbedingt das erste Wort, das typischerweise mit den Kollektionen der Designer:innen in den Modemetropolen dieser Welt in Verbindung gebracht wird, doch für SS24 steht einigen von ihnen der Sinn nach funktionalen Details und praktischen Schnitten. Der daraus resultierende ‘Utility Trend’ verleiht Arbeitskleidung und den oftmals vom Militär ausgeliehenen Stücken ein modisches Update und lässt Funktionalität zum modischen Statement werden.

(v.l.n.r.) Utility bei The Attico, JW Anderson und Saint Laurent Bild: Launchmetrics/Spotlight

Ein Hauch Y2K ist beim ‘Utility Trend’ allerdings auch nicht fern, denn die von den Desinger:innen aktuell beliebte Cargohose mit ihren großen, aufgesetzten Taschen erlebte bereits in den frühen 2000ern ihren Moment im Rampenlicht. Jetzt ist nicht nur dieses Modell, sondern auch sogenannte Boiler Suits oder auch Overalls, zurück auf den Laufstegen von Marken wie The Attico, JW Anderson und Saint Laurent, wobei Designer Anthony Vaccarello bei letzterem beweist, wie elegant Funktionalität sein kann.

80er-Jahre Powersuits

Der modische Rückblick hört aber weder bei Y2K noch in den 90er-Jahren auf, denn wenn es um Anzüge ging, schienen viele Modeschöpfer:innen für SS24 auf die 80er, oder besser gesagt die Schulterpartien der 80er Jahre zu schauen. Oversized Tailoring gilt selbstverständlich bereits seit mehreren Saisons als Trend, doch nächsten Frühling ist es besonders die Schulterpartie, die im XXL-Format daher kommt. Diese stilvolle Exaggeration der Schulterpartie verlieh den Outfits bereits vor gut 40 Jahren eine selbstbewusste, kraftvolle Ästhetik und wurde von vielen Frauen als Ausdruck von Emanzipation und beruflichem Selbstbewusstsein getragen, Eigenschaften die auch heute noch von großer Bedeutung sind.

(v.l.n.r.) 80er-Powerschultern bei Carven, Stella McCartney und Givenchy Bild: Launchmetrics/Spotlight

Besonders Designerinnen setzten auf den Trend, der Selbstbewusstsein verleiht. Für ihre erste Kollektion bei Carven zeigte Louise Trotter ein strukturiertes graues Sakko in XXL-Variante und ausgeprägter Schulterpartie mit einem gleichfarbigen Oberteil zu einem leicht Transparenten Rock, während sich Stella McCartney dem Hosenanzug widmete und dabei ebenfalls die Schultern der Trägerin in den Fokus rückt. Doch nicht nur Designerinnen, auch ihre männlichen Kollegen unterstrichen diesen Trend, so war eine weitere Sakko-Rock-Kombination mit betonten Schultern unter anderem auch bei Matthew Williams Kollektion für Givenchy zu sehen.

Micro-Shorts

Ein ganz bestimmtes Körperteil in den Fokus rücken ist auch das Ziel der Micro-Shorts für SS24, denn hier dreht sich auf den Laufstegen alles um die (oftmals endlos langen) Beine der Trägerin. Während die in den vergangenen Saison schon fast als Unterwäsche geltenden Shorts auch in diesem Jahr noch hier und da zu sehen waren, sind Varianten für SS24 weiterhin Micro, jedoch etwas Alltagstauglicher als ihre extremen Vorgängermodelle.

(v.l.n.r.) Micro-Shorts bei Chloé, Gucci und Tom Ford Bild: Launchmetrics/Spotlight

Insbesondere der Neue an Guccis Kreativspitze, Sabato De Sarno, setzt für SS24 auf Shorts, egal ob in Kombination mit Blusen, BH-Tops oder in burgunderrot Leder zum lässigen Kapuzenpullover mit Logo-Print. Eine elegantere Variante gab es bei Gabriela Hearsts letzter Show für Chloé zu sehen, denn die Designerin paarte eine ultra-kurze schwarze Short mit einer Bomberjacke in Lederoptik, während Tom Ford Debütant Peter Hawkings auf Sex Appeale setzte und eine cremefarbene Short zu einer gleichfarbigen, offenen Lederjacke und ganz vielen Accessoires wählte.

Nabelschau

Freizügig ist auch der nächste Trend für SS24, denn dieser lässt tief blicken. In dieser Saison haben Bauchnabel immer wieder für unerwartete Akzente gesorgt, jedoch nicht auf die “traditionelle Art” á la Y2K, spricht dank mit Croptops oder tiefsitzenden Jeans, sonder dank raffinierten Cut-Outs, die an der Tagesordnung für viele Designer:innen waren.

(v.l.n.r.) Christopher Esber, Alberta Ferretti und Courreges Bild: Launchmetrics/Spotlight

Der aus Australien nach Paris gereiste Designer Christopher Esber ist für Aussparungen und Drapierungen in seinen Designs bekannt und schickte für SS24 ein weißes Bustierkleid mit rautenförmigen Cut-Out an der Körpermitte über den Laufsteg. Alberta Ferretti wiederum entschied sich für ein fließendes rotes Abendkleid mit vergleichbar kleiner Aussparung, die gerade noch so den Nabel der Trägerin erahnen lässt, während ein weißer, langärmliger Bodysuit bei Courreges mit einem langen, ovalen Cut-Out unterhalb der Brust bis zum Bauchnabel verziert wurde.

Transparente Röcke

Stofflich bedeckter und dennoch freizügig ist auch der Trend der transparenten Röcke, die in Scharen auf den Laufstegen verschiedenster Designer:innen zu sehen waren. Was verrucht klingt, ist, je nach Grad der Transparenz, nicht nur alltags- sondern schon fast bürotauglich, wie die Kombination eines leicht transparenten Rocks mit einem hochgeschlossenen Cashmere-Pullover von Coperni bewies.

(v.l.n.r.) Transparente Röcke von N.21, Coperni und Proenza Schouler Bild: Launchmetrics/Spotlight

Natürlich kann das gute Stück auf Partytauglich, wie mit semi-transparenten, paillettenbesetzten Versionen bei N 21 und Proenza Schouler gekonnt unter Beweis gestellt wurde.

Federn und Fransenpracht

Nicht jeder Trend drückt sich in einem bestimmten Kleidungsstück oder einem expliziten Vibe aus, manchmal sind es auch immer wiederkehrende Elemente, die am Ende einer Saison einen bleibenden Eindruck hinterlassen und einen wegweisenden Vorgeschmack auf die Trends der kommenden Saison geben.

(v.l.n.r.) Federn bei Loewe, Bottega Veneta und Calcaterra Bild: Launchmetrics/Spotlight

Was SS24 angeht, scheint es kein entkommen von Fransen und Federoptiken zu geben. In jeder der vier Modemetropolen gab es verschiedene Darbietungen und Varianten dieser Elemente, die wahlweise sowohl Abend- als auch Alltagsmode zierten. Während man bei einem cremefarbenen, teils zerschlissenen Kleid bei Loewe noch zweimal hinschauen muss, um die Federn zu erkennen, sind diese bei einem bodenlangen Kleid bei Bottega Veneta in ihrer ganzen paradiesischen Pracht zu bewundern. Calcaterra setzte auf eine ähnliche Optik wie Bottega Veneta, kürzte die Variante jedoch und präsentierte ein cremefarbenes Bandeau-Top aus Federn zu einer sorbetfarbenen weiten Hose.

(v.l.n.r.) Fransen bei Akris, Burberry und Prada Bild: Launchmetrics/Spotlight

Wer dachte, Federn und Fransen sind mehr oder weniger dasselbe, wird im Frühjahr/Sommer 2024 eines besseren belehrt. Beide Elemente sind definitiv optisch miteinander verwandt, erzielen aber je nach Einsatz unterschiedliche Eindrücke. Wie vielseitig und wandelbar Fransen sein können, wurde spätestens auf den Laufstegen von Marken wie Akris und Burberry klar. Beide setzten für Kleider auf eine Vielzahl an dünnen Fransen, doch während das Kleid des schweizer Labels elegant daherkam, bestach Burberrys kürzere Version durch Lässigkeit. Prada wiederum färbte die Fransen Silber und machte die an Lametta erinnernden Elemente zum Dreh- und Angelpunkt der Frühjahrskollektion.

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