Second Hand-Markt soll Luxusmarkt bis 2022 überholt haben
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Second-Hand-Kleidung ist im wahrsten Sinne nichts Neues, aber der Sektor verzeichnet dank des Internets starkes Wachstum. Laut dem Fashion Resale Service Thredup erwirtschaftete der Handel mit Gebrauchtwaren 2017 weltweit ca. 360 Milliarden US-Dollar (313 Milliarden Euro), wobei der Online-Verkauf um 35 Prozent wuchs, gegenüber nur 8 Prozent im stationären Handel. Bis 2022 wird der Markt voraussichtlich rund 400 Milliarden US-Dollar (knapp 350 Milliarden Euro) generieren, wobei die Mode (Bekleidung, Schuhe und Accessoires) führend ist.
Luxusriesen wollen ein Stück vom Second-Hand-Kuchen
Inzwischen wird prognostiziert, dass der Luxusmarkt bis 2020 "nur noch" 305 Milliarden US-Dollar (266 Milliarden Euro) an Umsätzen erreichen wird, weshalb führende Luxusunternehmen auch ihr Glück im Gebrauchtmarkt suchen. So erwarb LVMH eine Minderheitsbeteiligung an Stadium Goods, einem Streetwear- und Sneaker-Wiederverkaufsgeschäft und einer E-Commerce-Seite, die in den letzten zwei Jahren stark gewachsen ist. Richemont, das Schweizer Unternehmen hinter Marken wie Chloé, Cartier und Yoox Net-a-Porter, machte im Juni einen ähnlichen Schritt und kaufte den britischen Retailer Watchfinder, einen Online-Marktplatz für Luxusuhren. Stella McCartney ist ein weiteres Beispiel. Das für sein Nachhaltigkeitsengagement bekannte Label hat sich kürzlich mit der Luxus-Plattform The RealReal für eine Kampagne mit dem Titel "The Future of Fashion is circular" zusammengeschlossen. Die Anzeigen, die in Radio, Fernsehen und sozialen Medien veröffentlicht wurden, forderten die Modebranche auf, ein "make well, buy well, resell" Modell zu wählen. Dies war das erste Mal, dass ein Luxusmodehaus aktiv darauf drängte, Artikel wiederzuverkaufen. Man erinnere sich nur daran, wie eine Handvoll Luxusmarken noch vor wenigen Jahren versuchten, eBay daran zu hindern, ihre Produkte zu führen.
Für Stéphane Truchy, Präsident des French Institute of Public Opinion, einem internationalen Marktforschungsunternehmen, zeigen solche Initiativen, dass Luxusunternehmen versuchen, einen Markt zu kontrollieren, den sie früher ignoriert haben, und dass sie nun jährlich rund 30 Milliarden US-Dollar (rund 26 Milliarden Euro) verlieren. "Es ist auch eine Möglichkeit, Verbraucher der Generation Z anzuziehen, da 61 Prozent von ihnen bereits aktive Kunden im Online-Second Hand Markt sind". Darüber hinaus dürften Gebrauchtwaren bei Verbrauchern, die nachhaltigere Einkaufsgewohnheiten anstreben, immer beliebter werden. "Es besteht die dringende Notwendigkeit, mehr für die Umwelt zu tun", schloss Truchy.
Basierend auf dem Artikel "Second main: le marché sera plus important que celui du luxe d'ici 2022", geschrieben von Céline Vautard und veröffentlicht von FashionUnited France.
Bilder: Screenshots von Vestiaire Collective und Panoply