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Trendanalystin Christine Boland: Vier Trends, die die Herbst/Winter-Saison 2022 bestimmen werden

Von Huw Hughes

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Mode
Bild: (von links nach rechts) Chloe FW21, Boss FW21, Christian Wijnants FW21

Die niederländische Trendanalystin Christine Boland veranstaltete Ende Juni ein Webinar, in dem sie den Teilnehmern einen Ausblick auf die Trends der Herbst/Winter-Saison 2022 gab. In dem Vortrag ging es um die Einflüsse, die die kommende Saison beeinflussen – wobei die Unsicherheit der Pandemie nach wie vor eine wichtige Rolle spielt – sowie um die Trends und Farben, die die zukünftige Garderobe dominieren werden.

FashionUnited hat den Vortrag besucht und fasst in diesem Artikel einige der wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Das Anthropozän überleben

Der erste der vier Schlüsseltrends wird durch das wachsende Bewusstsein der Verbraucher beeinflusst, dass der Einfluss, den wir auf die Welt haben, immens schädlich ist. „Wir überfordern Mutter Erde mit unserem Überkonsum, mit der Ressourcengewinnung, mit Umweltverschmutzung, der Abholzung und dem Verlust der Artenvielfalt“, so Boland.

Dieses Spannungsverhältnis fühlt sich an, als würde es sich einem Punkt nähern, von dem aus es kein Zurück gibt. Als Antwort darauf versucht dieser Modetrend, die Kluft zwischen Mensch und Natur zu überbrücken, indem er sich von indigenen Designs und nomadischem Leben inspirieren lässt, wo die Menschen noch in Symbiose mit der Natur leben.

Bei diesem Trend dreht sich alles um Schutz, Utility und Überlebensstrategien und zeigt viele Muster aus der Natur, Utility-Designs, gepolsterte oder weiche und flauschige Stoffe, indigene Symbolik und recycelte Materialien und Stoffe.

Die Farbstimmung basiert auf Natur und Outdoor, kombiniert mit Vintage, Secondhand und „Abfalltönen“– Ecru-Grau sowie helle Blau- und Grüntöne sind wichtig.

Bild: (von links nach rechts) Chloe FW21, Boss FW21, Diesel FW21
Bild: Burberry Pre-Fall 21

Eine zunehmend digitale Welt

Der zweite Trend dreht sich um die Art und Weise, wie unsere digitale und physische Welt immer mehr miteinander verschmelzen und eine Realität schaffen, in der es oft schwer zu unterscheiden ist, wo die eine aufhört und die andere beginnt.

Das zeigt sich vielleicht am deutlichsten am rasanten Wachstum der digitalen Modeszene, in der virtuelle Mode und sogar Influencer so real erscheinen, dass man fast vergisst, dass sie in der analogen Welt nicht existieren.

Dies wirkt sich auch auf die analoge Mode aus, die in diesem Trend von Surrealismus und jenseitigen Traumräumen inspiriert ist und Designs zeigt, die fast unmöglich aussehen, wie zum Beispiel riesige, aber schwerelose oder flüssige Formen, die oft aussehen, als würden sie schmelzen.

Der Trend ist von Hightech und durchsichtigen Materialien geprägt, und die Farbpalette besteht aus einer Mischung aus kalten, futuristischen und gerenderten „Bildschirmfarben“, aber mit einer neuen Wendung: „Wir haben im Frühjahr/Sommer 22 gesehen, dass all diese Bildschirmfarben sehr wichtig sind“, sagte Boland. „Aber jetzt sehen wir Bildschirmfarben, die den Eindruck erwecken, dass sie Vintage und Retro sind – das ist die nächste Stufe.“

Bild: Balmain FW21
Bild: Auroboros’ digitale Kollektion

Entfesselung der weiblichen Kraft

Der dritte Trend ist beeinflusst von der fortschreitenden Verwischung der Geschlechter in der Mode und der Neudefinition dessen, was typisch „männlich“ oder „weiblich“ ist, da diese Stereotypen in Frage gestellt werden.

Insbesondere wird der Trend durch weibliches Empowerment beeinflusst. „Wir sehen sehr mädchenhafte und feminine Modeartikel, aber es gibt diese versteckte Kraft und dunkle Romantik“, sagte Boland. Der Trend sieht eine Verwischung von Realität und Mystik, da die traditionelle Prinzessin, die im Märchen gerettet werden muss nun als kämpferisch und kraftvoll neu imaginiert wird.

Stoffe sind raffiniert und ornamental, aber auch ein bisschen seltsam, wobei Spitze eine Schlüsselrolle spielt. Boland verwies auch auf die viktorianische Ära – die für den Trend von „großer Bedeutung“ ist – eine Zeit, in der wir einen der ersten Aufstände der Frauen sahen.

Die Farbpalette ist ein wenig dramatisch mit mystischen Untertönen. Sie umfasst feminine Farben wie Hellblau und Blush-Töne, die von kräftigen Rottönen und starken Rosatönen ebenso wie Türkis unterbrochen werden.

Bild: Alexander McQueen Pre-Fall 21
Bild: Kristina Fidelskaya FW21

Zuflucht suchen

Der vierte Trend speist sich aus dem Wunsch der Menschen, Zuflucht zu suchen in einer so unsicheren Zeit, in der die wachsende politische und soziale Polarisierung und die Pandemie sie nach mentaler Gesundheit und Meditation suchen lassen.

„Im Design sehen wir, dass wir eine Balance zwischen menschlicher Intelligenz, natürlicher Intelligenz und künstlicher Intelligenz suchen“, so Boland. „In der Zukunft geht es also um eine gleichmäßige Gewichtung dieser drei Arten von Intelligenz.“

Das Ergebnis sind Designs und Muster, die beruhigend, beseelt und heilsam sind – die fast wie „visuelles Yoga“ wirken. Die Stimmung des Trends ist ausgeglichen, nach innen gekehrt und still, und die Stoffe zeichnen sich durch eine sehr hohe Haptik aus. Die Formen sind dramatisch und überdimensional, aber mit weichen, abgerundeten Ecken, also ohne harte Kanten. Oder „Decken-inspirierte Designs“, wie Boland es ausdrückt.

Die Farbpalette ist weich und zart, mit Abendhimmel-Pastellfarben, Orangen und sanften Rosa- und Blautönen.

Bild: (von links nach rechts) Chloe HW21, Boss HW21, Christian Wijnants HW21
Bild: Malìparmi Odissea FW21
Christine Boland
FW22
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