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Verleih-Plattform WeDress: „Insbesondere seitdem die wirtschaftliche Situation angespannter ist, verzeichnen wir steigende Umsätze”

Von Pia Schulz

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Mode

Mode leihen und verleihen. Bild: WeDress Collective

Weihnachten und Silvester stehen vor der Tür und Kaufhäuser und Einzelhändler schmücken ihre Schaufenster mit schillernden Outfits für die Feiertage. Aber dieses Jahr greifen die Menschen auch mehr zu Secondhand-Geschenken und warum nicht mal ein passendes Outfit ausleihen, statt es neu zu kaufen? Ein Besuch im Pop-up der Verleih-Plattform WeDress Collective im Galeries Lafayette in Berlin bietet die perfekte Möglichkeit.

Im Erdgeschoss des luxuriösen Einkaufscenters in der Friedrichstraße in Berlin Mitte können Kund:innen noch bis Anfang nächsten Jahres Kleidungsstücke leihen und verleihen. Das ist bereits das zweite Mal, dass die österreichische Online-Plattform eine temporäre Ladenfläche in Berlin eröffnet: „Wir haben letztes Jahr bereits im September einen Pop-up im Q205 in Berlin veranstaltet und über das Jahr 2022 durften wir unser Konzept in München, Hamburg und Frankfurt im Rahmen von kurzen Pop-ups vorstellen”, sagt WeDress-Gründerin Jasmin Manai-Huber im FashionUnited-Interview.

Vor zwei Jahren gründete Manai-Huber die Online-Plattform, die auf ihrer Website einen Fashion-Rental-Service für Kleidungsstücke hochwertiger Marken wie Balmain, Isabel Marant oder Rick Owens zur Verfügung stellt. „WeDress Collective bietet einen ständig wachsenden kollektiven Kleiderschrank mit den besten Marken, den neuesten Trends und Modeschätzen”, heißt es auf der Website.

WeDress-Gründerin Jasmin Manai-Huber. Bild: WeDress Collective

Der Pop-up im Berliner Galeries Lafayette sei mit rund 500 Buchungen der bislang erfolgreichste, so die Gründerin. „Wir haben inzwischen eine relativ realistische Erwartungshaltung, denn am Ende des Tages stellen wir ein völlig neues Shoppingkonzept vor. Überraschenderweise ist es aber sehr gut angelaufen und das Publikum nimmt das Konzept überdurchschnittlich gut an. Insbesondere die Kombination von schönen Styles mit dem Nachhaltigkeits-Goodie oben drauf wird gerne angenommen.”

Ein gemeinsamer, virtueller Kleiderschrank

Der (Ver)Leih-Service ist vor allem für Privatpersonen gedacht, aber auch Labels und Designer:innen können die Plattform nutzen. Wer Kleidung (ver)leihen möchte, muss sich zunächst ein Profil auf der Website anlegen, ein Profilbild und eine kurze Beschreibung hinzufügen und dann kann es auch schon losgehen: Wie in klassischen Onlineshops kann durch Kleidung und Accessoires gescrollt werden, es gibt Filter für Marke, Stadt, Preis oder Anlass.

Ist man fündig geworden, wählt man die Leihdauer und die Übergabemethode, legt das Kleidungsstück in den Warenkorb und geht damit zur Kasse – die Zahlung des Mietpreises erfolgt demnach im Voraus. Verleihende erhalten ihr Geld nach dem Ablauf der Leihperiode, also wenn das Kleidungsstück wieder bei ihnen angekommen ist. Das Anlegen eines Kontos und das Hochladen von Kleidung ist für die Nutzer:innen jedoch kostenlos. WeDress arbeitet auf Provisionsbasis und erhält bei jeder Bestellung 20 Prozent des Mietpreises.

Über WeDress Collective:

  • Gründerin: Jasmin Manai-Huber
  • Gründungsjahr: 2020
  • Hauptsitz: Wien
  • Anzahl verfügbarer Kleidungsstücke: ca. 2.000
  • Zielgruppe: weiblich gelesene Personen, ab 30 Jahre

Für die Inhalte des Kollektiven Kleiderschranks gibt es gewisse Richtlinien: So sollten alle Kleidungsstücke von hochwertigen Marken sein, einen Kauf- oder Neupreis von mindestens 110 Euro haben und sich zudem in einem sehr guten Zustand befinden. „Fast-Fashion Marken wie Mango, Zara und Co. werden auf unserer Plattform nicht unterstützt”, heißt es in den Guidelines der Website, „Hintergrund ist, dass sie für das Sharingmodell zumeist weder qualitativ noch wirtschaftlich (niedriger Neupreis) geeignet sind”.

Online sind schon rund 2.000 Kleidungsstücke für die Nutzer:innen verfügbar, zusätzlich findet man auch zahlreiche Accessoires. In dem Pop-up in Berlin hängen zum einen Kleider der privaten Nutzer:innen auf den Bügeln, „aber auch Ware von den Fashion Brands und Designer:innen selbst, wie Le Tanneur, Dawid Tomaszewsky, Kilian Kerner, Marcel Osterstag & Co”, erklärt Manai-Huber. Auch die Online-Plattform wird bereits von Designer:innen für das Verleihen ihrer Kleidung genutzt. Zudem arbeiten sie gerade an einer B2B-Lösung, „um auch großen Unternehmen die Möglichkeit zu bieten, schnell und effizient ein funktionierendes Rentalmodell im eigenen Brandkosmos aufzubauen”, so die Gründerin.

Haute Couture und All-Time-Favourites

WeDress Collective gibt es schon in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Düsseldorf, Wien, Köln und München. In diesen Städten kann die Kleidung bei einem persönlichen Treffen übergeben werden, alternativ steht auch eine Versandoption gegen Aufpreis zur Verfügung. Die Preise werden von den Verleihenden selbst festgelegt und variieren demnach. Neben Produktdetails, einer Beschreibung und Informationen zur Passform der einzelnen Kleidungsstücke ist auch immer der Originalpreis mit ausgeschrieben. Die Leihdauer kann von einem Tag, bis hin zu mehreren Wochen frei ausgewählt werden.

Neben den Profilen der privaten Nutzer:innen sind auch kleinere Ateliers und Brands auf der Plattform zu finden. Aber auch Menschen, die in der Modebranche arbeiten, öffnen ihren Kleiderschrank für andere. So können Kund:innen nicht nur in den modischen Schätzen von WeDress-Gründerin Manai-Huber stöbern, sondern auch in extravagante Abendkleider aus dem Archiv des Stylisten Samuel Sohebi schlüpfen. Ein kristallbesetztes Haute Couture Kleid des Designers Julien Macdonald kann für 300 Euro am Tag geliehen werden – der Preis des handgefertigten Laufsteg-Originals liegt bei 30.000 Euro.

Bei den Taschen stößt man auf viele namhafte Designer:innen und Modehäuser: Valentino, Dior, Prada, Yves Saint Laurent, Bottega Veneta, Jaquemus, Hermès und Louis Vuitton. Eine klassische braune Baguette Bag von Fendi kann beispielsweise für 15 Euro am Tag geliehen werden.

Steigende Umsätze in angespannten Zeiten

„Seit Beginn des Jahres merken wir in gewissen Kreisen mehr Offenheit und Bewusstsein für Alternativen zum Neukauf”, sagt Manai-Huber, „Insbesondere seitdem die wirtschaftliche Situation angespannter ist, verzeichnen wir steigende Umsätze. Man könnte also sagen, dass die derzeitige Lage geschäftsfördernd ist”.

Auch zukünftig soll der Verleih-Service in einer hybriden Form auftreten, mit dem Hauptfokus auf der Online-Plattform und „dazu mit lokalen Pop-ups oder Kollaborationen, die möglichst breitenwirksam funktionieren”, so Manai-Huber.

WeDress
WeDress Collective