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Verspricht uns Amazon jetzt den Mond?

Von Herve Dewintre

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Bernard Arnault zitiert oft diesen Satz, der Cervantes zugeschrieben wird: "Der Himmel ist die Grenze". Für Jeff Bezos scheint es, liegt die Grenze jedoch irgendwo im Unendlichen oder dahinter. Jeff Bezos verdient 78,5 Milliarden Dollar in einem Jahr. Das sind 215 Millionen pro Tag, 8 Millionen pro Stunde, 149.000 Dollar pro Minute und 2500 Dollar pro Sekunde. Ein Rekord, an den der Amazon-Chef mit einem Vermögen von 160 Milliarden Dollar gewöhnt ist. Er ist laut Forbes der reichste Mann der Welt und wird es auch in Zukunft bleiben: Die Marktkapitalisierung von Amazon hat kürzlich die 1-Billionen-Dollar-Marke überschritten und der Aktienkurs des Online-Riesen ist in zwölf Monaten um 104 Prozent gestiegen.

Allerdings wird auch die Kritik an dem Unternehmen seit einigen Jahren lauter. Diese Kritik ist bekannt: unterbezahlte Mitarbeiter - die Hälfte der Mitarbeiter des Unternehmens verdient weniger als 23.300 Euro pro Jahr - Management basierend auf Terror, der völligen Auslöschung von Kleinunternehmen, Zerstörung ganzer Tätigkeitsbereiche, unlauterer Wettbewerb, missbräuchliche Steueroptimierung (das Unternehmen zahlt wenig Steuern) und vieles mehr. Jeff Bezos, der 2014 den Titel "schlechtester Chef der Welt" erhielt, hat sich offenbar entschieden, sich dieser Kritik zu stellen oder sich zumindest eine bessere Imagestrategie zuzulegen. Anfang Oktober kündigte der Multimilliardär eine Erhöhung des Mindestlohns für seine amerikanischen Arbeiter an: Ab dem 1. November werden 15 Dollar pro Stunde gezahlt, je nach Staat eine Erhöhung von 3 bis 5 Dollar. Im vergangenen Monat kündigte der mächtige CEO auch die Schaffung eines Fonds in Höhe von 2 Milliarden Dollar für den Wohnungsbau für obdachlose Familien und die Schulbildung in benachteiligten Gemeinden an. Schließlich hat Amazon auch mit den verschiedenen Ländern, in denen es tätig ist, Verhandlungen aufgenommen, um mit den lokalen Steuergesetzen in Einklang zu kommen.

Die Eroberung des Weltraums und die Zusammenarbeit mit dem Pentagon

Diese Sozialmaßnahmen sind nicht die einzigen, die darauf abzielen, das Image der mächtigsten Firma der Welt wiederherzustellen. Jeff Bezos, stets auf der Suche nach neuen Wachstumstreibern, kündigte an, dass er Touristen ins All schicken wolle. Er ist sicherlich nicht der Erste, der dies tut (wir denken vor allem an Elon Musk und Richard Bronson), aber er ist der Glaubwürdigste, wenn man das ihm zur Verfügung stehende persönliche Kapital bedenkt. Seine Investitionen in Blue Origin, ein Unternehmen, das er 2009 gründete, und das die Eroberung des Weltraums zum Ziel hat, werden 1 Milliarde Dollar pro Jahr übersteigen. Insbesondere nutzte Jeff Bezos diese Ankündigung, um anzugeben, dass er einer Zusammenarbeit mit dem Pentagon bei bestimmten Themen zustimmen würde, was Google und Microsoft immer abgelehnt haben.

Dieser strategische Plan zur Eroberung des Weltraums, der mit großer Öffentlichkeitswirkung angekündigt wurde, ermöglicht es offensichtlich, die Menschen zum Träumen zu bringen und gleichzeitig die Entwicklung einer großen Tourismusindustrie zu ermöglichen, drückt aber auch, wie Jean-Marc Sylvestre in seinem Blog betont, die Fähigkeit der Führer der GAFA (Google, Apple, Amazon, Facebook) aus, sehr langfristig zu arbeiten und zu investieren, ohne sich um sofortige Rentabilität zu sorgen. Er hebt auch hervor, dass diese GAFAs jetzt über mehr finanzielle Mittel als die Verwaltungen und mehr Einfluss als viele internationale Institutionen verfügen.

Die Staaten sind in einigen Forschungsbereichen - wie Künstliche Intelligenz, Konnektik, Gesichtserkennungssysteme, Eroberungsmethoden im Weltraum, Trägerraketen - heute weniger weit fortgeschritten als die GAFAs. Das könnte bedeuten, dass beispielsweise das US-Militär von diesen Unternehmen abhängig werden könnte. Durch die Vereinbarung einer Zusammenarbeit mit dem Pentagon löst sich Amazon damit von der amerikanischen Regierung - als die Beziehungen zwischen Trump und Bezos bekanntlich angespannt waren - und verursacht gleichzeitig eine neue Kluft in der digitalen Welt. Es wird jetzt Unternehmen wie Amazon, Apple und Google geben, die nicht mit Staaten zusammenarbeiten und sich nicht, mit ihren Worten, "am Kriesgeschäft" beteiligen wollen und den anderen, wie Amazon. Im vergangenen September sagte Bezos, der bisher mit Donald Trump über die Medien gestritten hatte, dass er mehrere Gespräche mit dem US-Präsidenten geführt habe. Über deren Inhalt wollte er keine Auskunft geben.

Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ

Foto: Amazon

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