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Wie Circle die „globale Referenz“ für nachhaltige Laufschuhe werden will

Von Julia Garel

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Mode

Romain Trebuil, Mitbegründer von Circle und die neuen Turnschuhe der Marke. Bild: Circle

Auf dem hart umkämpften Modeparkett ist es heute nichts Außergewöhnliches mehr, sich als ‚umweltbewusste‘ Marke zu bezeichnen. Dennoch bleibt es ein wichtiges – und oft unüberprüfbares – Verkaufsargument in Segmenten, in denen noch Fortschritte gemacht werden müssen. So beispielsweise bei Laufschuhen. Um diese Lücke zu schließen, hat die junge französische Marke Circle beschlossen, den nach eigenen Angaben „umweltfreundlichsten Laufschuh der Welt“ zur Vorbestellung anzubieten.

Das Team von Circle beabsichtigt, die Marke weltweit bekannt zu machen. „Wir haben eine Idee im Kopf, dass Circle morgen oder übermorgen die weltweite Referenz ist, wenn man nach ökologischer Sportbekleidung sucht", sagte Gründer Romain Trebuil im Gespräch mit FashionUnited.

2020 begannen die Gründer Romain Trébuil und Alex Auroux damit, die ersten 1.500 Bestellungen von Circle in ganz Frankreich mit dem Fahrrad ausliefern zu lassen. Ein bedeutendes Signal für ein Unternehmen, das auf eine möglichst lokale Produktion setzt.

Die Produkte werden in der Nähe von Porto zum Teil aus recycelten Plastikflaschen hergestellt. Andere verwendete Materialien sind Polyamid, Elastan und Mikro-Modal, ein Material, das aus Holz hergestellt und in Österreich produziert wird. Die Artikel werden in Portugal zusammengesetzt, da die Marke auf kurze Wege achtet.

„Es war eine industrielle Herausforderung und eine unglaubliche Innovation“, sagt Romain über den SuperNatural Runner, den ersten Laufschuh von Circle. „Wir haben etwas geschafft, was noch niemand zuvor geschafft hat. Mit Partner:innen haben wir Lösungen entwickelt und sie industriell umgesetzt. Sie haben in Maschinen investiert, die es in Europa nicht gab.“

Bild: Der SuperNatural Runner von Circle. Credit: Circle

Ein in Europa hergestellter Laufschuh

Circle ist jedoch nicht die einzige Marke, die einen, wie sie es nennt, „ethischen und verantwortungsbewussten Laufschuh“ anbietet. Das amerikanische Unternehmen Allbirds bietet beispielsweise Laufschuhe an, deren Zusammensetzung bio-basierte Materialien enthält. Das B.Corp-zertifizierte Unternehmen weist auch auf die Reduzierung des Energieverbrauchs bei der Produktion hin. Dennoch wird der Schuh von Allbirds, wie die meisten Laufschuhe, in Vietnam hergestellt.

2023 können Modemarken nicht mehr einfach nur ein paar recycelte Komponenten verwenden, um ein „nachhaltiges“ Produkt zu verkaufen. Nachhaltigkeitsbehauptungen werden nun von den Behörden genau unter die Lupe genommen. Greenwashing soll ein Ende bereitet werden, indem schwammige Formulierungen der Unternehmen verboten werden. Seit dem 1. Januar 2023 verbietet in Frankreich Artikel 12 des Gesetzes über Klima und Widerstandsfähigkeit (Loi Climat et Résilience) beispielsweise die Behauptung, ein Produkt sei „CO2-neutral“, ohne einen Beweis vorzulegen. In den kommenden Monaten und Jahren dürften auch andere Behauptungen von den Behörden überprüft werden.

In diesem Zusammenhang hat sich Circle für einen radikaleren Schritt als seine Konkurrenten entschieden, indem es auf eine europäische Fertigung setzt. Der in Italien entworfene und in Portugal zusammengesetzte Sneaker wurde mit zwei Partner:innen entwickelt: The Woolmark Company für das Obermaterial aus Wolle und Holzfasern und Lafuma für die Sohle aus Pflanzen und Rizinusöl.

Für den Verkauf hat sich das Unternehmen für das Vorbestellungsmodell entschieden – 150 Euro bei Vorbestellung, danach 200 Euro. Obwohl der Sneaker erst in einem Jahr erhältlich sein wird, sind die Kund:innen schon da: „Wir haben 250 [Bestellungen] in einer Woche bekommen“, sagte Romain Ende Januar.

Außerdem beinhaltet der Kauf mehr als nur den Erwerb eines Schuhs. Romain erklärt: „Die Lieferung ist in einem Jahr, das bedeutet, dass wir die Gemeinschaft in dieses Projekt einbeziehen werden, wir werden die Türen unserer Fabriken öffnen, wir werden sie die Menschen treffen lassen, die das Produkt hergestellt haben, wir werden sie in die letzten technischen Tests, in die Wahl des Designs einbeziehen. Es ist ein echtes Projekt. Wir engagieren uns nicht nur für ein Produkt, das wir tragen werden, sondern wir engagieren uns, um die Welt des Laufsports zu verändern.“ Neben dem Verkauf hat die Marke auch eine Gemeinschaft rund um den Sport, beispielsweise durch Yoga- und Laufclubs, aufgebaut.

Neue Finanzierungsrunde für 2023 geplant

Drei Jahre nach seiner Gründung hat Circle bewiesen, dass sein Modell auf dem richtigen Weg ist. Das Unternehmen schloss 2022 eine Finanzierungsrunde ab und plant für 2023 eine zweite in Höhe von vier bis fünf Millionen Euro.

2022 beschleunigte das Unternehmen sein E-Commerce-Wachstum und entwickelte einen breiteren physischen Vertrieb durch die Eröffnung von Verkaufsflächen in den Kaufhäusern Le Bon Marché, La Samaritaine, Galeries Lafayette und Au Vieux Campeur und hat heute mehr als 15 Verkaufsstellen. „Es ging uns nicht vorrangig um die Anzahl, sondern vielmehr darum, die besten Department Stores auf der einen Seite und die besten Verkaufsflächen auf der anderen zu haben“, sagt Romain, der sich nun freut, dass er nicht mehr um Verkaufsstellen werben muss, da sie direkt auf ihn zukommen.

Er betont außerdem, dass er einen ausgewogenen Einzelhandelsbestand anstrebt: „Wir wollen nicht von einem einzigen Kanal oder einer einzigen Verkaufsplattform abhängig sein. Wir sehen, dass das Entdecken der Marke an einem Ort und dann an einem anderen eine ultra-positive Dynamik erzeugt.“

Ziel für Ende 2023 ist die Eröffnung eines Pop-ups, der langfristig eingerichtet wird „mit einer echten Experience”. Das Unternehmen denkt auch über internationale Expansion nach, in die Schweiz, England, die Niederlande, Deutschland und in die nordischen Länder. „Das sind Märkte, in denen Sport und Nachhaltigkeit sehr starke Werte sind und zu denen die Marke passt."

Beim E-Commerce hat das Unternehmen seinen Umsatz verdreifacht und seine Produktpalette mit neuen Farben erweitert. „Wir hatten auch den Wunsch, eine Marke zu erschaffen. Wir haben kein Rebranding gemacht, aber wir haben unsere Plattform, unsere Website und so weiter angepasst. Das ist etwas, das uns einen großen Bonus gebracht hat, weil es uns noch näher an unsere Community herangebracht und gleichzeitig die Sichtbarkeit der Marke erhöht hat.“

Für 2023 strebt die Marke einen Umsatz zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro an, will aber vor allem ihren Ansatz konsolidieren. „Wir versuchen, alles im richtigen Tempo zu schaffen, die Dinge sauber zu erledigen und ein möglichst organisches Wachstum zu haben, das mit unserer Gemeinschaft in Einklang steht. Seitdem wir all diese Aspekte umgesetzt haben, läuft es wirklich gut. Wir sind wirklich zufrieden damit."

Dieser Artikel wurde ähnlich auf FashionUnited.fr veröffentlicht. Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung: Barbara Russ

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