Wie das Label Philip Huang altes Wissen neu aufleben lässt
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Der zwischen NYC und Bangkok ansässige Designer Philip Huang und die Kreativdirektorin Chomwan Weeraworawit erzählten FashionUnited kürzlich, wie sie sich vorstellen, ihre Marke Philip Huang als globale Plattform zu nutzen, um den Kunden ein Qualitätsprodukt zu bieten, das ihren Ethos verkörpert, in ihre Heimat zurückzukehren und gleichzeitig lokale Gemeinschaften zu stärken. Philip Huang ist das erste männliche Model aus dem asiatischen Raum, das von Gucci und Dolce & Gabbana engagiert wurde, er gründete sein gleichnamiges Label 2016. Erst kürzlich wurde es von WWD zu einem der vier “Labels to Watch” auf der Pariser Modewoche gekürt und produziert – mit Hilfe der über Generationen von indigenen Kunsthandwerkern in Sakon Nakhon, Nordostthailand, weitergegebene Wissen – nachhaltige und moderne Designs.
Laut den Daten der Trendforscher von PSFK Research legt die Modeindustrie zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit, Zirkularität und Effizienz. Neben diesen aktuellen Markttrends hat eine Welle von sozialen Protesten weltweit ebenfalls dazu geführt, dass Konsumenten ihre Haltung zu Themen wie ökologischer Verantwortung, lokaler Produktion und Inklusivität neu bewerten. In dieser Interviewreihe beleuchtet FashionUnited vier nachhaltige und ethische Marken, die schon ein Stückchen weiter auf dem Weg in eine sozial bewusstere und zirkuläre Zukunft der Mode sind.
Was ist das Beste daran, Ihr eigenes nachhaltiges Label zu schaffen?
Am besten ist daran, mit der Gemeinschaft zu arbeiten und neues "altes" Wissen zu lernen. Es ist immer eine Reise, und wir entdecken viel, wenn wir die Stadt verlassen und mit Kunsthandwerkern in Kontakt treten. Wenn wir auf das Land zurückkehren, um Prozesse zu entdecken, die schon immer gleichbedeutend mit ihrer (handwerklichen) Lebensweise waren, ist das so weit von dem entfernt, was in den Städten die Norm ist.
Wir haben den Austausch als inspirierend empfunden und Demut daraus gelernt. Altes und neues Wissen kommen zusammen, um etwas zu schaffen. Natürlich wollen wir einen Weg finden, um beides mit den Bedürfnissen und der Ästhetik von heute zu verschmelzen.
Welchen Herausforderungen sahen Sie sich bei der Gründung der Marke gegenüber und wie gehen Sie diese an?
Es gibt eine Vielzahl von Herausforderungen, denen wir in den verschiedenen Phasen unseres Handelns begegnet sind. Wir bedienen eine recht kleine Nische. Besonders bemerkenswert ist, dass all dieses Wissen schon immer existiert hat. Es gab natürliche Farbstoffe, seit Menschen Textilien herstellen. Unsere Vorfahren haben vor 6000 Jahren die Indigofärbung entdeckt. Davor gab es Schlammfarbstoffe und verschiedene andere Farben, die aus dem Land und den Pflanzen gewonnen wurden. Es ist seltsam, dies zu wissen und sich umzuschauen und zu sehen, dass die meisten Farbstoffe auf unserer Kleidung heute synthetisch sind und in Fabriken hergestellt werden. Eine Herausforderung wird also immer darin bestehen, zu vermitteln, was wir tun, und die Botschaft zu verbreiten, dass wir auf das Land und zu den Menschen zurückkehren.
Wir arbeiten so, dass die Natur das Narrativ bestimmt. In einem besonders nassen Jahr zum Beispiel kann es sein, dass die Kleidungsstücke, die aus Isan zurückkommen, etwas anders aussehen, oder die Regentage den Prozess verlangsamen. Es war eine Herausforderung, die wir wirklich gerne angenommen haben, denn wir mussten uns den Umständen anpassen und lernen, dass dies Teil des "anderen Weges" ist – in Harmonie mit dem Land, der Natur und der Gemeinschaft zu arbeiten.
All dies wirkt sich daher darauf aus, wie wir die Kollektionen und die Kapseln lancieren, die Postproduktion und die Qualitätskontrolle durchführen, um sicherzustellen, dass die Kleidungsstücke wirklich tragbar und haltbar sind.
Es ist ein neues altes Modell! Wir lernen, wie man das geschäft richtig "skaliert", damit alles funktioniert, wie man die Produktion diversifiziert und weiterentwickelt, so dass sie für alle Beteiligten und für die Kunden zu einem wirklich nachhaltigen Modell wird und sie das alles miterleben können.
Was ist die Aufgabe des Labels und wie sehen Sie das Empowerment der lokalen Gemeinschaften?
Die Mission besteht darin, altes Wissen zu stärken, das verschwinden könnte, weil es nur in ländlichen, abgelegenen Communitys existiert, die nicht Teil des vorherrschenden "Systems" der Mode sind. Wir retten das Wissen, indem wir es teilen, und wir freuen uns, dass die Gemeinschaft das gerne tut und dass es auch eine nächste Generation gibt, die das Wissen weitergeben kann. Vielleicht wird es so möglich, die lokalen Gemeinschaften durch ihr eigenes Wissen zu stärken und nicht durch Industrialisierung, wie es in den letzten Jahrzehnten der Fall war.
Die Mission besteht darin, altes Wissen zu stärken, das verschwinden könnte, weil es nur in ländlichen, abgelegenen Communitys existiert, die nicht Teil des vorherrschenden "Systems" der Mode sind. Wir retten das Wissen, indem wir es teilen, und wir freuen uns, dass die Gemeinschaft das gerne tut und dass es auch eine nächste Generation gibt, die das Wissen weitergeben kann. Vielleicht wird es so möglich, die lokalen Gemeinschaften durch ihr eigenes Wissen zu stärken und nicht durch Industrialisierung, wie es in den letzten Jahrzehnten der Fall war.
Philip Huang hat bereits einen spürbaren Einfluss auf die Branche ausgeübt, was sehen Sie noch für die Zukunft Ihrer Marke?
Herzlichen Dank! Wir sehen die Marke als Vehikel, daher ist Sakon Nakhon Indigo der erste Prozess und das erste traditionelle Technik, auf die wir uns konzentriert haben – dieser Färbeprozess hat schon immer existiert und gehört der Gemeinschaft – wir fungieren als Plattform, um dieses Wissen durch die Kleidung und die Produkte, die wir herstellen, einer breiteren Menge zugänglich zu machen. Wir sehen die nächsten Schritte für uns darin, mehr von dieser Art Wissen ausfindig zu machen, die Basis zu erweitern und eine nachhaltige Einkommensquelle für die Gemeinschaften zu generieren, die Dezentralisierung zu unterstützen und wirklich etwas Neues und Innovatives zu schaffen, das aus alten Wissen schöpft.
Vor allem sehen wir die Marke als eine globale Plattform und hoffen, dass wir das, was wir machen, weiterhin so gestalten, dass dieses Wissen und diese Kultur sich in Qualitätsprodukten manifestieren können, die die Menschen lieben und wertschätzen.
Haben Sie einen Rat für den Erfolg?
Nicht aufgeben, sondern weitermachen, obwohl man weiß, dass man anders ist. Auch der Glaube, dass es immer eine Alternativlösung gibt, wenn man bereit ist, an seinem Traum festzuhalten und die Gemeinschaft zu finden, die einen unterstützt. Und die Erkenntnis, dass die Gemeinschaft wachsen kann.
Was ist Ihr liebstes nachhaltiges Outfit?
CW: Definitiv der Bowman Jumpsuit, jeder wird aus vier Metern handgefärbtem und handgewebtem Indigo-Ikat hergestellt. Wir haben daraus einen Overall gemacht, der vielseitig einsetzbar ist und tagsüber mit Turnschuhen oder nachts mit einigen Absätzen getragen werden kann.
PH: Jedes unserer handgefärbten 100-prozentig organischen T-Shirts, das Indigo oder Tie-Dye Indigo-gefärbt ist. Ich kombiniere die T-Shirts gerne mit unseren Isan Crossover Pants, entweder aus schwarzer Rohkokon-Seide oder aus handgesponnener, handgewebter Baumwolle. Da ich normalerweise viel unterwegs bin, habe ich meine schwarze Patagonia-Gürteltasche, um den Look abzurunden und ihn funktionell zu machen. Die Gürteltasche und der Gürtel sind wirklich leicht und wasserabweisend, der perfekte Abschluss des Outfits, da wir den ethischen Ansatz von Patagonia wirklich schätzen.
Dieser Artikel wurde zuvor auf FashionUnited.uk veröffentlicht. Übersetzung und Bearbeitung: Barbara Russ
Fotos: Philip Huang