Der Job von… Alice Duarte, Schuhmacherin bei Veja
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Das Schuhmacher:innen-Handwerk ist nicht tot. Im Gegenteil: Es ist sehr lebendig, wie Alice Duarte, Schuhmacherin bei Veja, in einem Interview mit FashionUnited erzählt.
Duarte hat einen beeindruckenden Lebenslauf. Sie erlernte das Handwerk der Schuhreparatur an einer Berufsschule in Frankreich und stieg zur Schuhmacherin für Luxusmodemarken wie Louboutin und Chanel auf. Jetzt arbeitet sie als Schuhmacherin bei der französischen Sneaker-Marke Veja, die Schuhmacher:innen in Paris, Bordeaux, Berlin und Madrid beschäftigt.
Im Interview erzählt Duarte mehr über ihren Job.
Was sieht ein Tag als Schuhmacherin bei Veja aus?
Jeder Tag beginnt mit dem Öffnen der Werkstatt, dem Prüfen von E-Mails und dem Erfassen der eingehenden Schuhe in einer Tabelle. Dann beginne ich mit dem Neubesohlen, dem Reparieren von Futter und dem Reinigen von Schuhen. Meine Woche beginnt mit kleinen Reparaturen, wie Nähen und Reparieren von Futter oder Lederteilen. Später in der Woche arbeite ich an den größeren Reparaturen, wie dem Neubesohlen von Schuhen.
Wie führte Ihr Weg zu einem Job als Schuhmacherin bei Veja?
Ich konnte in der Schule nicht stillsitzen. Jemand sagte: „Du machst eine Lehre“, und das klang großartig für mich. Ich dachte: „Es wird um Schuhe gehen“, weil ich Schuhe liebte. In Frankreich gibt es ein Ausbildungsprogramm (Anm.d.Red: Les Compagnons du Devoir), eine Art Handwerksgilde. Ich machte eine Lehre zur Schuhmacherin und lernte viel über das Handwerk, von Orthopädie bis hin zur traditionellen Schuhreparatur.
Später arbeitete ich in der Orthopädie, weil diese Unternehmen häufiger einstellen. Traditionelle Schuhmacher:innen haben oft nicht das Budget, um jemanden einzustellen, dachte ich, bis ich London entdeckte, wo große Marken After-Sales-Services anbieten. Ich begann bei Louboutin, bekannt für ihre roten Sohlen. Sie hatten einen Schuhmacher in Paris und einen in London, obwohl letzterer jetzt geschlossen ist.
Die Leute sagen oft, dass das Schuhmacher:innen-Handwerk ausstirbt, dass niemand mehr repariert, weil Schuhe billiger geworden sind. Aber meine Erfahrung ist, dass große Marken sich um den After-Sales-Service kümmern. Nach Louboutin arbeitete ich auch für Chanel.
Gibt es neben der Aussage, dass Ihr Handwerk ausstirbt weitere Vorurteile über Ihren Beruf?
Als ich meine eigene Werkstatt leitete, fragten Kund:innen oft nach meinem Mann, während ich diejenige war, die alles machte. Die Leute erwarten oft einen älteren Mann als Schuhmacher, aber immer mehr Frauen ergreifen diesen Beruf. Das Bild, dass es ein aussterbender Beruf ist, stimmt auch nicht. Jedes Jahr schließen neue Schuhmacher:innen ihre Ausbildung ab.
Was sind die Hauptaufgaben in Ihrer Position?
Der Umgang mit Kund:innen ist die wichtigste Aufgabe. Ich muss der Kundschaft erklären, dass ihre Schuhe möglicherweise nicht reparierbar sind, und sie über die Pflege und das optimale Tragen ihrer Schuhe aufklären. Kund:innen müssen Ihnen vertrauen und wissen, dass Sie wissen, was Sie tun.
Was inspiriert Sie am meisten an der Arbeit für Veja?
Bei Veja legen sie großen Wert auf gute Maschinen. Sie haben Maschinen, die man bei herkömmlichen Schuhmacher:innen nicht findet. Dazu gehört eine automatische Presse, die von unten anstatt nur von oben arbeitet, was für Sneaker unerlässlich ist. Sie arbeiten auch mit einem französischen Unternehmen zusammen, das gebrauchte Maschinen wiederaufbereitet. Das ist großartig und passt zu ihrem Fokus auf Nachhaltigkeit, den ich voll und ganz unterstütze. Mein Job ist es zu reparieren, nicht zu konsumieren.
Gibt es besondere Herausforderungen in Ihrer Arbeit?
Die Kund:innenwahrnehmung der Schuhreparatur kann manchmal eine Herausforderung sein. Manche Kund:innen haben hohe Erwartungen. Wenn ein Schuh, der hergestellt wurde, nicht so aussieht, wie es sich die Kundschaft vorgestellt hat, kann es für sie manchmal schwierig sein, dies zu akzeptieren.
Gibt es bestimmte Eigenschaften, die jemand haben muss, um in Ihrem Beruf gut zu sein?
Die Fähigkeit der Problemlösung ist entscheidend. Man muss bereit sein, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, damit man sie in Zukunft vermeiden kann. Dieser Beruf erfordert wirklich Geduld und den Willen, ständig zu lernen und sich zu verbessern. Man muss auch eine Leidenschaft für Schuhe und Nachhaltigkeit haben, denn das ist der Kern dessen, was wir bei Veja tun.
Was würden Sie Menschen empfehlen, die auch Schuhmacher:in werden wollen?
Reparieren lernen. Es ist ein sehr lebendiges Feld. Man lernt alle Arten von Schuhen und Reparaturtechniken kennen. Vor zehn Jahren hätte ich diesen Beruf wegen der begrenzten Möglichkeiten nicht empfohlen, aber jetzt sehe ich, dass immer mehr Marken Reparaturservices anbieten, was angesichts des Fokus auf Nachhaltigkeit sinnvoll ist.