Modeikone Karl Lagerfeld stirbt in Paris
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Karl Lagerfeld hat königliche Körper in Traumkreationen gehüllt und Outfits für Popstars wie Madonna und Kylie Minogue entworfen. Nun ist der Modezar gestorben, wie der Modekonzern Chanel am Dienstag mitteilte. Nach eigenen Angaben kam Lagerfeld 1935 in Hamburg zur Welt. Als Geburtsjahre kursieren aber auch 1933 und 1938.
”Mit großer Trauer muss das Haus Chanel den Tod von Karl Lagerfeld mitteilen”, sagte Chanel in einer Mitteilung am Dienstag. "Als produktiver, kreativer Kopf mit unendlicher Fantasie, erforschte Karl Lagerfeld viele künstlerische Horizonte, darunter Fotografie und Kurzfilme. Das Haus Chanel profitierte von seinem Talent für alle Branding-Kampagnen rund um Mode seit 1987. Schließlich kann man sich nicht auf Karl Lagerfeld beziehen, ohne sein angeborenes Gefühl von Schlagfertigkeit und Selbstironie zu erwähnen", fügte die Mitteilung an.
Der Chef des französischen Luxuskonzerns LVMH, Bernard Arnault, hat Karl Lagerfeld als einen "großen Inspirator" für Mode und Kultur gewürdigt. "Er hat dazu beigetragen, Paris zur weltweiten Modehauptstadt zu machen (...)", erklärte Arnault laut französischer Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. Lagerfeld hatte bis zuletzt auch die kreative Leitung des italienischen Modehauses Fendi inne, die zu Arnaults Luxusimperium gehört.
Lagerfeld hinterlässt millionenschweres Modeimperium
Lagerfeld hat mehr als ein halbes Jahrhundert die Mode mitbestimmt. Mitte der 50er Jahre begann er in Paris große Couture-Häuser wie Balmain, Patou, Chloé oder Fendi zum Erfolg zu führen. Er habe sich schon immer für Kleider interessiert, ohne zu wissen, dass man das Mode nenne, sagte Lagerfeld einmal in einem seiner zahlreichen Interviews. Als Kreativdirektor übernahm er 1983 Chanel. Ein Wechsel, der für das französische Modehaus wegweisend war.
Der deutsche Modeschöpfer rüttelte die traditionsreiche Luxusmarke aus ihrem Dornröschenschlaf. Die typischen Tweedstoff-Jacken poppte er mit Bändern und Fransen neu auf, Haute-Couture-Kleider kombinierte er mit Sportschuhen. Treu blieb er dem klassischen Cocktailkleid und dem rosa Kostüm. Kollektionen unter seinem eigenen Namen entwarf er ab Mitte der 70er Jahre. Heute hinterlässt der Wahlpariser ein Modeimperium, dessen Wert auf mehrere Millionen Euro geschätzt wird.
Seine Mode war elegant, minimalistisch und innovativ. Unvergesslich sind das kleine Chanel-Jäckchen, die tiefe Rücken-Dekolletés, seine Wollmäntel mit Gürtelschließe am Kragen. Lagerfeld hat klassische Formen erneuert und "Looks" geschaffen. Er schickte die schönsten Models über die Laufstege, darunter Claudia Schiffer und Inès de la Fressange.
Karl fehlt am Chanel-Laufsteg
Zuletzt fehlte er genau da, wo er jedes Mal frenetisch gefeiert wurde - auf dem Laufsteg zum Finale einer Chanel-Show. Die offizielle Begründung: Lagerfeld habe sich müde gefühlt. In Paris, wo er nach dem Tod von Modeschöpfer Yves Saint-Laurent der letzte noch verbliebene Modezar war, war die Sorge groß. Erst im November hatte er noch die berühmte Festtagsbeleuchtung auf der Pariser Prachtmeile Champs-Élysées eingeweiht.
Legendär waren Lagerfelds Aussprüche. Über seine Haut sagte er: "Ich gehe nicht mehr in die Sonne. Schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Ich will nicht aussehen wie eine alte Schildkröte." Über seine Ausbildung sagte der Besitzer von 300 000 Büchern: "Ich habe ja im Grunde nie etwas gelernt. Ich habe nicht einmal Abitur gemacht und nix." Vernichtend war das Urteil des Modezaren über Freizeitkleidung: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."
Multitalent der Mode
Lagerfelds unermüdlicher Gestaltungswille beschränkte sich nicht nur auf die Haute-Couture. Für Aufsehen sorgte 2004 seine Ankündigung, kostengünstige Mode für den schwedischen Discount-Modefilialisten H&M zu entwerfen. Lagerfeld war der erste Design-Kooperationspartner. Ihm folgten unter anderem Lanvin und Versace.
Frankreichs Presse nannte den Sohn des Hamburger "Glücksklee"-Kondensmilch-Fabrikanten Otto Lagerfeld wegen seiner rastlosen Kreativität auch "König der Maßlosigkeit" oder "Karl den Großen". Eine Anspielung an den gleichnamigen Herrscher, der bis 814 König des Frankenreichs war, das unter ihm zu seiner größten Ausdehnung und Machtentfaltung fand.
Schwarze Sonnenbrille, weißer Mozartzopf, steifer Vatermörderkragen und Ringe an jedem Finger: So kannte Lagerfeld die ganze Welt. Seinen fast schon maskenhaften Stil hat er zu seinem Markenzeichen gemacht. (FashionUnited/dpa)
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Foto: 1) mit freundlicher Genehmigung von Karl Lagerfeld/Steiff | 2) Angela Weiss / AFP 3) Patrick Kovarik, AFP