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Adidas: erste Speedfactory soll Produktion revolutionieren

Von Simone Preuss

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Größer, schneller, weiter - das Motto gilt nicht nur unter Sportlern, sondern auch für Sportartikelhersteller. Mit den Ansprüchen ihrer Kunden wachsen auch die Ansprüche an die Fertigung und hier ist Geschwindigkeit alles. Der Sportartikelhersteller Adidas hat sich dies zu Herzen genommen und will jetzt in seiner ersten "Speedfactory" Rekorde brechen.

Statt schwitzender Arbeiter in stickigen Hallen, die Turnschuhe größtenteils von Hand herstellen, setzt die Speedfactory auf Maschinen: Sie ist eigentümlich still, klinisch weiß und setzt auf Automatisierung statt Handarbeit.

Vor fast einem halben Jahr hatte der Herzogenauracher Konzern seine Fabrik der Zukunft angekündigt und die ersten 500 Paar Laufschuhe für die erste Jahreshälfte 2016 versprochen. Dies verzögert sich jetzt zwar bis zum Herbst, aber am gestrigen Dienstag, dem 24. Mai 2016, präsentierte Adidas zusammen mit der kunststoffverarbeitenden Firma Oechsler erstmals die neue Speedfactory. Bahnbrechend ist dabei, dass die neue, zukunftsweisende Fabrik nicht etwa in Asien steht, sondern im mittelfränkischen Ansbach.

„Mit der Speedfactory revolutionieren wir die Industrie. In dieser sich stets verändernden Welt wollen unsere Konsumenten immer die aktuellsten und neuesten Produkte - und sie wollen sie jetzt. Den Anfang machen wir hier in Deutschland mit bester deutscher Ingenieurskunst“, erklärt Adidas-Konzernchef Herbert Hainer.

Speedfactory ist die Fabrik der Zukunft

Schnell und auf die Kunden zugeschnitten produzieren heißt das neue Motto - statt drei Monate von der Bestellung und der Herstellung in China, Vietnam oder Indonesien bis zum Kunden kann ein Turnschuh in der neuen Fabrik in fünf Stunden hergestellt werden. Zudem in unmittelbarer Nähe zum (europäischen) Kunden. Damit fallen lange Transportwege weg, was wiederum die Lieferzeiten und die Lieferkette verkürzt. Und somit die Kosten. Zudem sollen mehr Speedfactories folgen - Deutschland ist der Anfang, dann soll im nächsten Jahre eine weitere in den USA folgen und bald weitere in anderen Ländern.

„Als ich 1987 bei Adidas angefangen habe, wurde die Produktion gerade nach Asien verlagert“, erinnert sich Hainer. „Jetzt schließt sich der Kreis und die Fertigung kommt zurück.“ Jedoch wird die Speedfactory die Produktion in Asien nicht überflüssig machen, zumindest vorerst noch nicht. 500.000 Paar Schuhe sollen hier hergestellt werden; Adidas verkaufte allein im letzten Jahr aber 300 Millionen Paar weltweit.

„Es wird noch einige Jahre dauern, bis wir einen signifikanten Teil der Produktion ersetzen“, gibt Hainer zu, verweist aber auf einen weiteren Vorteil: „Wir glauben, dass wir hier bessere Qualität produzieren können als in Fernost.“ Zudem hat Adidas einen deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz.

Produktion in Ansbach statt Asien

Außer der Herstellung geht es in den Speedfactories auch um die Forschung, und zwar darum, die besten Fertigungsprozesse für qualitativ hochwertige Turnschuhe zu entwickeln und zu testen. Dies geschieht derzeit in einem 300 Quadratmeter großen Versuchslabor bei Oechsler in Ansbach.

Bei der eigentlichen Produktion stellt eine Strickmaschine den Stoff für die Oberfläche der Turnschuhe her, der dann per Laser zugeschnitten wird. Gleichzeitig werden die Sohlen und die Schäfte der Laufschuhe produziert und zum Schluss zusammengeschweißt (statt nur geklebt), sensorüberwacht versteht sich.

Nach den ersten 500 Paar Testschuhen sollen erfolgreiche Modelle dann serienmäßig produziert werden, nicht bei Oechsler, sondern in einer noch zu bauenden, 4.600 Quadratmeter großen Produktionsstätte in Ansbach-Brodswinden, die allerdings von Oechsler betrieben werden wird. 160 neue Arbeitsplätze sollen laut Adidas entstehen; es wären mehr, würden die Turnschuhe nicht fast ohne Arbeiter produziert.

Die Automatisierung ist aber nicht nur schneller, sondern auch effizienter, denn damit kann theoretisch genau die Menge an Turnschuhen hergestellt werden, die gerade gebraucht wird, Lager könnten also bald überflüssig. Und die Kunden? Sie könnten sich statt an warme, backfrische Brötchen bald auch an Schuhe gewöhnen, die noch „fabrikwarm“ geliefert werden. Und das könnte die wirkliche Revolution sein.

Fotos: Adidas
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