Adidas erwartet schwächeres Schlussquartal
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Nach dem schwachen Corona-Jahr war der Sportartikelhersteller 2021 zunächst wieder deutlich gewachsen. Allerdings machten Adidas zuletzt wie der Konkurrenz auch Probleme in der Lieferkette zu schaffen. Dazu kommen Probleme im wichtigen chinesischen Markt. Wegen Verstimmungen zwischen China und der westlichen Welt unter anderem beim Thema Menschenrechte war es im vergangenen Frühjahr zu Boykottaufrufen gegen westliche Marken gekommen, was die Nachfrage bis heute massiv belastet.
Daher wurde das Management um Konzernchef Kasper Rorsted bei der Vorstellung der Neunmonatszahlen im November vorsichtiger. Im dritten Quartal hatte zudem ein coronabedingter Lockdown in Vietnam die Produktion in dem weltweit wichtigsten Herstellerland für Schuhe unterbrochen. Adidas hatte dabei in Aussicht gestellt, dass dies bis ins erste Quartal hinein Probleme bereiten könnte.
Dies sowie die höheren Kosten für Rohstoffe und Logistik wirkten sich auch im Gesamtjahr dämpfend aus. Bei der operativen Marge hatte Adidas für 2021 eigentlich 9,5 bis 10 Prozent und beim Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro avisiert. Zuletzt hatte das Management erklärt, das untere Ende der Erwartungen anzupeilen. Die Bruttomarge soll zwischen 50,5 und 51 Prozent liegen.
Rorsted erklärte zudem im Herbst, dass der Umsatz im vierten Quartal stagnieren dürfte, sodass Adidas im Gesamtjahr eher ein währungsbereinigtes Wachstum von unter 20 Prozent erreichen dürfte. Der Konzernchef ging von 17 bis 18 Prozent Plus aus. Zuvor hatte Adidas bis zu 20 Prozent Umsatzanstieg ausgegeben. Insgesamt prognostizierte der Konzern Umsatzbelastungen von 1,6 Milliarden Euro durch die Engpässe.
Im Zentrum des Interesses dürfte die weitere Entwicklung bei Adidas stehen. Hier schwebt der Ukraine-Krieg wie ein Damoklesschwert auch über dem Sportartikelhersteller. Wie Lokalrivale Puma sowie Nike schließt Adidas vorübergehend seine Läden in Russland und setzt den Onlinehandel dort aus. Die Partnerschaft mit dem russischen Fußballverband hatte das Unternehmen bereits Anfang März ausgesetzt.
Adidas hatte zudem im vergangenen Jahr eine Mittelfristprognose bis 2025 ausgegeben. Dieser zufolge soll der Umsatz von 2021 bis 2025 im Schnitt ein währungsbereinigt um 8 bis 10 Prozent pro Jahr steigen. Der Anteil des Direktvertriebes am Umsatz soll dabei auf etwa 50 Prozent der Gesamterlöse steigen, der E-Commerce-Umsatz sich auf 8 bis 9 Milliarden Euro verdoppeln. Auch die Profitabilität soll deutlich zunehmen: Neben einer deutlichen Margensteigerung erwartet Adidas einen Anstieg des Gewinns aus dem fortgeführten Geschäft von im Schnitt 16 bis 18 Prozent jährlich. Neben der europäischen Region (EMEA) setzte das Management auf Nordamerika - und China.
Trüber Ausblick auf das vierte Quartal
Analysten erwarten ein schwaches viertes Quartal. In einem von Adidas zusammengestellten Konsens rechnen die Marktbeobachter mit einem leichten Umsatzanstieg auf 5,2 Milliarden Euro nach 5,1 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Währungsbereinigte dürfte es zu einem leichten Rückgang von einem Prozent gekommen sein. Die höheren Kosten dürfte dabei auch die operative Marge deutlich belastet haben. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft dürfte von 143 Millionen auf 61 Millionen Euro gesunken sein.
Für das Gesamtjahr rechnen die Marktexperten mit einer deutlichen Zunahme von Umsatz und Gewinn, bleiben aber vergleichsweise vorsichtig. So erwarten sie im Mittel ihrer Schätzungen einen Umsatz von 21,3 Milliarden Euro. Der wechselkursbereinigte Anstieg dürfte dabei bei 17 Prozent liegen und liegt damit am unteren Ende der Erwartungen von Adidas.
Auch beim Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft, in dem die inzwischen verkaufte US-Marke Reebok nicht mehr enthalten ist, rechnen sie mit einem Wert von 1,4 Milliarden Euro ebenfalls mit einem Ergebnis am unteren Ende der vom Unternehmen ausgegebenen Bandbreite. Im Vorjahr hatte Adidas wegen der Corona-Einbußen lediglich 461 Millionen Euro erzielt. Die Aktionäre dürften sich dabei über eine höhere Dividende freuen: So rechnen die Analysten mit 3,20 Euro je Aktie, nach 3,00 Euro im Vorjahr.
Für das laufende Jahr rechneten die Analysten zuletzt mit weiteren Zuwächsen. Allerdings sind die Prognosen mit Vorsicht zu genießen, da sie die möglichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges nicht widerspiegeln und vor Ausbruch des Krieges erhoben wurden. Insgesamt gingen die Analysten bereits von einer Abschwächung der Wachstumsdynamik aus und prognostizierten einen Umsatz von rund 23,4 Milliarden Euro und einen währungsbereinigten Anstieg von neun Prozent. Die Margen dürften sich demzufolge leicht verbessern. Den Gewinn im fortgeführten Geschäft sahen sie auf rund 1,8 Milliarden Euro steigen. (dpa)