Asphaltgold-Gründer: Kundschaft verzichtet auf Ski-Reise aber nicht auf neue Sneaker
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Asphaltgold zählt zu der wachsenden Gruppe von Händler:innen und Marken, die sich nicht an den Rabattschlachten zum Black Friday beteiligen. Stattdessen setzt der Sneaker-Händler mit einer Wohltätigkeitsaktion ein Zeichen gegen Rassismus. Unter dem Motto “We all walk the same earth” verkauft Asphaltgold 16 T-Shirts in verschiedenen Sprachen. Der gesamte Erlös wird an das European Network Against Racism gespendet.
Ohne Black-Friday-Stress hat Asphaltgold-Gründer Daniel Benz sich die Zeit genommen, darüber zu sprechen, warum der Einzelhändler keine Rabattaktion an diesem Freitag macht, welche Sneaker gerade angesagt sind und wie es für das Unternehmen seit der Übernahme durch die Schweizer Arklyz Group sowie den Sneaker-Handel in der aktuellen wirtschaftlichen Lage läuft.
Asphaltgold beteiligt sich nicht an den Rabattaktionen zum Black Friday und bringt dafür Motto-T-Shirts gegen Rassismus heraus. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Als sich der Black Friday über die letzten Jahre auch in Deutschland stark etabliert hat, haben wir wahrgenommen, welch großer Fokus an diesem Tag auf dem Handel ist. Die Besuche im Onlineshop nehmen von einem auf den anderen Tag massiv zu. Dies war der Anlass für uns darüber nachzudenken, dass wir dieses Momentum für ein Statement nutzen möchten, welches uns am Herzen liegt. Der grausame Anschlag in unserem Nachbarort Hanau hat uns dann 2020 final dazu ermutigt, auf Preisschlacht und Umsatz zu verzichten und die Aufmerksamkeit der Sneaker-Community für etwas Wichtigeres zu nutzen.
In der Sneaker-Welt rückte das Thema Rassismus mit den Äußerungen von Kanye West in den Fokus. Wie gehen Sie als Händler damit um, sind die Yeezys daraufhin aus dem Sortiment geflogen?
Wir distanzieren uns klar von jeglicher Art des Rassismus. Ebenso hat dies auch Adidas für sich entschieden und die Kooperation mit Kanye West aufgelöst. Entsprechend wird es, Stand heute, keine Adidas Yeezys in Zusammenarbeit mit Kanye West mehr geben. Weder bei uns, noch sonst wo.
Wer beziehungsweise was könnte das neue Yeezy werden?
Hier wird es aus meiner Sicht keinen eins-zu-eins Ersatz geben – sollte es auch nicht. Die Sneaker- und Fashion-Welt wird gerade durch Individualität geprägt und bleibt damit interessant.
Welche Modelle verkaufen sich gerade gut bei Ihnen?
Zum Glück lässt sich diese Frage nicht mit einem Satz beantworten, da die Sneaker-Welt aktuell sehr divers ist. Neben Retro Basketball Silhouetten wie einem Nike Air Force, Dunk oder New Balance 550, sind es nach wie vor Running Styles der 2000er, welche großen Anklang finden. Asics und New Balance sind hier aktuell die stärksten Marken. Auch Gorpcore spielt weiterhin eine große Rolle, vertreten durch beispielsweise Salomon oder Hoka. Innerhalb der Streetwear spüren wir außerdem mehr Nachfrage zu „klassischeren“ Non-Sneaker Modellen wie Clarks Wallabees, Dr. Martens 1461 oder Loafers.
Abseits der großen Namen, welche Labels sollten wir im Auge behalten?
Abseits der großen Sport-Companys sind es aktuell Veja, Autry und Salomon, welche tolle Verkaufszahlen und großes Wachstum aufweisen.
Im Onlineshop werden auch ohne besondere Aktion viele Sneaker zum reduzierten Preis angeboten. Werden zu viele neue Modelle herausgebracht, oder woran liegt das?
In unserer Branche bestellen wir die Ware sieben bis zehn Monate im Voraus. Dies hat automatisch zur Folge, dass nicht jedes Thema und jede Begehrlichkeit messerscharf prognostiziert werden kann. Dennoch sicher eines der Talente des Teams Asphaltgold.
Macht ein längerfristiger Sale auch den Verzicht auf einen Black Friday einfacher?
Eine ganzjährige Sale-Kategorie hat vermutlich 99,9 Prozent aller Sneaker und Fashion E-Commerce-Formate auf ihrer Seite. Aus den genannten Gründen unverzichtbar. Beworbene Sale-Aktionen bringen hier ein komplett anderes Momentum in den Abverkauf. Der Black Friday ist hier der stärkste und etablierteste Tag im Jahr.
Black Friday heißt auch, dass die Adventszeit vor der Tür steht. Wie bereiten Sie sich auf das Weihnachtsgeschäft vor?
Sneaker und Streetwear sind ganzjährige Themen. Dennoch freuen wir uns auf die Holiday-Season und haben wie immer eine herzliche Kampagne für unsere Community vorbereitet.
Bemerken Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage bei der Kundschaft?
Bislang nicht. Vermutlich wird aktuell noch bei anderen Themen gespart. Ein Sneaker oder ein neuer Hoodie könnte hier vermutlich noch im Sweetspot sein. Sprich – ich verzichte auf den Skiurlaub, gönne mir dafür aber ein paar neue Kicks.
Wie werden Sie das Geschäftsjahr 2022 abschließen?
Glücklich und zufrieden.
Mitte des Jahres wurde Asphaltgold von der Arklyz Group übernommen. Was hat sich seitdem verändert?
Bei uns hat sich nichts geändert. Wir haben lange ausgelotet, welcher strategische Partner uns den größten Mehrwert bieten kann und wir weiterhin eigenständig agieren können. Inklusive mir hat jede:r Kolleg:in die gleiche Verantwortung wie vorher. On top haben wir die Möglichkeit für einen wertvollen Austausch innerhalb der Gruppe.
Zum Abschluss: Was erwartet uns in der kommenden Zeit und was sind Ihre Pläne fürs nächste Jahr?
Nach Black Friday heißt es rekapitulieren, Schreibtisch aufräumen und planen für 2023. Wenn wir das letzte Jahr Revue passieren lassen, merken wir einmal mehr, was für eine großartige Leistung das Team gebracht hat. Außerdem evaluieren und diskutieren wir hier auch Potenziale und Verbesserungsmöglichkeiten. 2023 warten erneut tolle Aktionen, Events für unsere Community, Kooperationen rund um Sneaker und wie immer interdisziplinäre Highlights.
Dieses Interview wurde in schriftlicher Form geführt.