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Bergschuhanbieter Lowa feiert 100-jähriges Bestehen und präsentiert erneut Rekordzahlen

Von Regina Henkel

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Lowa-Produktion in der Fabrik in der Slowakei. Bild: © Lowa / Kerstin Rysavy

Beim deutschen Outdoor-Schuhspezialist Lowa mit Sitz in Jetzendorf gibt es in diesem Jahr viel zu Feiern: Neben dem 100-jährigen Firmenjubiläum, das Ende August in Grainau mit mehreren Tausend Endkonsument:innen groß gefeiert werden soll, kann das Traditionsunternehmen auch glänzende Geschäftszahlen samt Prognose präsentieren.

100 Jahre sind für ein Unternehmen eine lange Zeit, und nicht immer lief alles rosig. Lowa hat viele Krisen erlebt und stand schon nahe am Bankrott, beispielsweise als das Unternehmen 1992 an die italienische Tecnica Gruppe verkauft wurde, zu deren Marken unter anderem die Ski- und Skischuhmarke Nordica und die berühmten Moonboot-Stiefel gehören. Seitdem hat Lowa seine eigene Skischuhproduktion aufgegeben und fokussiert sich ausschließlich auf Bergschuhe.

Stetiges Wachstum seit rund 30 Jahren

„Aber die letzten 30 Jahre hatten wir ein nahezu durchgehendes Wachstum“, erklärt Geschäftsführer Alexander Nicolai, der seit 2019 die Geschicke des Unternehmens an der Seite von Lowa-Urgestein und Teilhaber Werner Riethmann lenkt. „2000 haben wir zum ersten Mal die Millionenmarke bei der Anzahl der verkauften Paar Schuhe geknackt, seit 2021 liegen wir bei über drei Millionen Paar“, so Nicolai weiter. Für das Jubiläumsjahr rechnet er damit, dass Lowa rund 3,5 Millionen Paar Schuhe verkaufen wird. Dieses Wachstum schlägt sich auch in den Umsatzzahlen nieder: So konnte die Lowa Gruppe, inklusive ihrer Tochterfirmen in Österreich und in der Schweiz, auch 2022 wieder mit einem Rekordjahr glänzen und einen Umsatz von 235,7 Millionen Euro erwirtschaften. 2021 waren es 229,3 Millionen Euro und ein Umsatzanstieg von 23 Prozent.

2023 will Nicolai einen Umsatz von rund 265 Millionen Euro erreichen, der nächste Rekord ist somit schon in Sichtweite.

Alexander Nicolai, seit 2019 Geschäftsführer von Lowa. Bild: Lowa

Herausforderung: Ausbau der Kapazität

Beflügelt wurde das Wachstum durch den seit Jahren anhaltenden Outdoor-Boom, der zuletzt durch die Pandemie nochmal befeuert wurde. Zwar brachen auch bei Lowa zunächst die Umsätze ein, stiegen dann aber umso schneller. Insbesondere der Bereich Multifunktionsschuhe, auf den Lowa frühzeitig gesetzt hat, entwickelte sich prima.

Das aktuelle Wachstum orientiert sich jedoch weniger an der Nachfrage, als an den eigenen Produktionskapazitäten. Denn der Umsatz und die Anzahl der produzierten Schuhe hätten sogar noch höher ausfallen können. Nicolai: „Wir hätten noch mehr Aufträge annehmen können, aber im Moment haben wir unsere Kapazitätsgrenze erreicht.“ Das war schon in den letzten Jahren erkennbar, deshalb hat das Unternehmen, das teilweise noch am Firmensitz in Jetzendorf seine Bergschuhe produziert, immer wieder in den Ausbau der Kapazität investiert. 2019 beispielsweise mit der Übernahme seines langjährigen italienischen Produktionspartners Riko Sport, samt Produktionsbetrieb in der Slowakei, sowie durch den Kauf neuer Maschinen und die Optimierung der dortigen Prozesse.

Neue Segmente und jüngere Zielgruppen erschließen

Mit dem Outdoor-Boom hat sich die Zielgruppe verändert. „Outdoor ist seit der Pandemie breiter geworden“, erklärt Nicolai, „und diese neuen Konsument:innen suchen heute andere Produkte.“ Gerade junge Outdoor-Neueinsteiger:innen sind den Komfort von Sneakern gewöhnt und tun sich entsprechend schwer mit dem traditionell eher festen Schuhwerk für die Berge. Auch beim Design soll es vorwärts gehen, deshalb hat Lowa auch die Designabteilung personell aufgestockt.

Die neue Trailrunningkollektion von Lowa. Bild: © Lowa / Matthias Paintner

Zudem wagt sich Lowa in ein neues Segment: Trailrunning. „Trailrunning ist die am schnellsten wachsende Kategorie im Markt“, erklärt Nicolai. „Hier haben wir alle Features, die wir aus dem Bergsport gelernt haben, angewendet und in ein neues Produkt einfließen lassen, das eine neue, jüngere Zielgruppe anspricht.“ Fokusmärkte hierfür sind die DACH-Region, die USA, sowie ausgewählte Händler:innen, die zu dieser Zielgruppe passen.

Diese Maßnahmen bedeuten aber nicht, dass Lowa seinen Wurzeln untreu werden würde. Die echten Lowa Klassiker, wie beispielsweise der ‚Renegade‘ Schuh, der schon seit Jahrzehnten produziert wird und der allein etwa 25 bis 30 Prozent der verkauften Paar ausmacht, bleiben natürlich weiterhin im Sortiment. „Lederschuhe sind stabil“, erklärt Nicolai, „aber das Wachstum kommt über neue, leichtere Modelle.“

Das Erfolgsmodell Renegade von Lowa feierte 2022 sein 25-jähriges Jubiläum. Insgesamt wurde er bis dahin 12 Millionen Mal verkauft. Bild: Lowa

Neue Generation geht in Österreich und in der Schweiz an den Start

Das Jubiläumsjahr ist auch personell eine Zeitenwende bei Lowa, zumindest gilt das für die Niederlassungen in Österreich und in der Schweiz, deren langjährige Geschäftsführer sich in den Ruhestand verabschieden. Bei der schweizerischen Lowa Schuhe AG in Matten bei Interlaken folgt Christian Zingg auf René Urfer, der 22 Jahre lang die Niederlassung in der Schweiz geleitet hat.

Ähnliches passiert in Österreich: Dort übernimmt jetzt Alexander Würtinger die Leitung der Lowa Sportschuhe GmbH von seinem Vater Günter Würtinger, der das Unternehmen in St. Martin im Innkreis fast 40 Jahre leitete.

Nachhaltigkeit: Strategie soll im Herbst präsentiert werden

Und welche Ziele verfolgt Lowa im Bereich Nachhaltigkeit? Immerhin produziert Lowa ausschließlich in Deutschland und Europa, was gute Voraussetzungen für eine verantwortungsvolle Produktion sind. Langlebigkeit steht bei Lowa Schuhen seit jeher im Fokus. Beim Besuch der Fabrik in Jetzendorf konnte man an die hundert Paar Schuhe sehen, die von den Konsument:innen zur Reparatur eingeschickt wurden. Viele davon hatten offensichtlich schon viele Jahre der Nutzung hinter sich. Die Möglichkeit, Schuhe reparieren zu lassen, bietet Lowa schon seit vielen Jahren an und sieht hier eine steigende Nachfrage. 2022 hat das Unternehmen etwa 18.000 Schuhe repariert. Verdienen will oder kann Lowa daran nicht, „wir machen das zum Selbstkostenpreis“, erläutert Nicolai. Immerhin kostet eine Neubesohlung 100 Euro, wobei auch Innensohle und Schnürsenkel ausgetauscht werden. Viel Luft nach oben ist da vermutlich nicht mehr.

Gebrauchte Schuhe, die in der Lowa-Fabrik in Jetzendorf auf ihre Reparatur warten. Bild: Regina Henkel / FashionUnited

Neu sind zudem die Kooperationen mit Hohenstein und der Fair Wear Foundation: Als erster Schuh überhaupt wurde im April 2023 das Lowa-Modell Lady Light Gtx mit dem Oeko-Tex Leather Standard vom Hohenstein Institute zertifiziert. Seit 2023 ist Lowa außerdem Mitglied der Fair Wear Foundation. „Nachhaltigkeit spielt bei uns schon immer eine wichtige Rolle“, sagt Nicolai, „aber jetzt werden wir unsere Ziele erstmals in eine Nachhaltigkeitsstrategie einfließen lassen.“

Diese soll noch in diesem Jahr vorgestellt werden.

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