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Brexit lässt weltweiten Luxusmarkt um 48 Prozent fallen

Von Vivian Hendriksz

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Bereits wenige Tage, nachdem in Großbritannien die Entscheidung fiel, sich von der EU zu trennen, konnten Luxuseinzelhändler die Auswirkungen spüren. Fast zwei Wochen später sieht es so aus, als müssten sie mit einer Verschlimmerung der Situation rechnen.

In der letzten Woche verzeichnete der weltweite Luxusmarkt im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Verkäufe von Artikeln zum vollen Preis um 48 Prozent, da Verbraucher auf der ganzen Welt weiterhin ein vorsichtiges Kaufverhalten zeigen und Einzelhändler sich mit Ausverkäufen und Rabatten zurückhalten, so die Londoner Einzelhandelstechnologiefirma Edited.

Louis Vuitton, Bottega Veneta, Saint Laurent und Balenciaga besonders betroffen

Das französische Modehaus Louis Vuitton scheint unter den Luxusmarken besonders stark betroffen zu sein und verzeichnete in den Tagen nach der Brexit-Entscheidung einen Umsatzrückgang von 73 Prozent für Artikel zum vollen Preis verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Vorjahr.

Der Pariser Luxuskonzern Kering sah gar seinen Aktienpreis drei Tage nach dem Referendum um 9,3 Prozent fallen und spürt auch weiterhin die Auswirkungen: Seine Luxusmarke Bottega Veneta etwa berichtete, dass der Verkauf von Artikeln zum vollen Preis um 81 Prozent zurückgegangen sei beziehungsweise um 68 Prozent bei Saint Laurent und um 55 Prozent bei Balenciaga.

Auch in den Einkaufsstraßen zeigen sich Kunden vorsichtig und scheinen den Geschäften eher fernzubleiben, solange noch nicht feststeht, wie es mit der britischen Wirtschaft und dem Pfund Sterling - das sich auf einem 31-jährigen Tiefpunkt befindet - weitergeht: In beliebten Einkaufszielen landesweit fiel die Kundenfrequenz in der Woche nach der Brexit-Entscheidung um 5 Prozent, so die Zeitung Mail on Sunday. Traditionelle Einkaufsstraßen waren noch schlechter dran; dort zeigten sich 11 Prozent weniger Einkäufer. Unter den Einzelhändlern verzeichnete Sports Direct einen Rückgang um 20 Prozent, Debenhams um 17 Prozent und Marks & Spencer um 13 Prozent.

Schwaches Pfund zieht Kunden aus dem Ausland an

Kunden aus dem Ausland machen jedoch das beste aus dem schwachen Pfund und besonders chinesische Touristen besuchen London, um sich das Angebot an Luxusartikeln anzuschauen, die jetzt für sie um einiges günstiger geworden sind.

So verzeichnete das britische Luxusmodehaus Burberry verglichen mit dem gleichen Zeitraum im Vorjahr in der letzten Woche einen Anstieg seiner Verkäufe von Artikeln zum vollen Preis um 50 Prozent. Dabei waren Accessoires am meisten gefragt, gefolgt von Oberteilen, Oberbekleidung und Schuhen (s. Grafik). Zudem wird ein Großteil der Kosten des Modehauses in Pfund berechnet, während die im Ausland erwirtschafteten Umsätze laut Einschätzung von Edited jetzt umgerechnet in Pfund mehr einbringen werden.

Auch der britische Luxuseinzelhändler Matches hat einen Anstieg der Umsätze mit Artikeln zum vollen Preis im Vergleich zum Vorjahr festgestellt, und zwar um 90 Prozent. Zu den gefragtesten Marken gehören Dolce & Gabbana, Moncler und Gucci, wobei letztere einen Anstieg um 154 Prozent verzeichnete. Das Luxuskaufhaus Liberty in London verzeichnete einen Anstieg um 24 Prozent seiner Artikel zum vollen Preis, wobei auch hier Accessoires besonders gefragt waren, gefolgt von Oberteilen und Schuhen.

In den kommenden Monaten werden Luxusmarken einschätzen müssen, was Kunden aus dem Ausland am ehesten kaufen werden und was sie in ihrem Heimatmarkt nicht vorfinden. Kurssicherungen werden dafür sorgen, dass die Preise auch in den nächsten 12 Monaten nicht wesentlich schwanken. Trotz der politischen Unsicherheit werden britische (Luxus)Marken weiterhin auf Tradition und Qualität setzen müssen, um auch diese Krise zu meistern.

Foto: Burberry; Grafik: Edited
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