Chanel verbietet Verkäufe an russische Kundschaft – es sei denn sie lebt im Ausland
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Das französische Modehaus Chanel verkauft seine Handtaschen und Kollektionen nur noch an russische Bürger:innen, die im Ausland leben. Das löste bei einigen wohlhabenden Kund:innen Empörung aus, selbst die Sprecherin des russischen Außenministeriums meldet sich in den Sozialen Medien zu Wort.
Seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine haben Chanel-Boutiquen weltweit angesichts der Sanktionen der Vereinigten Staaten, der EU und der Schweiz Verkäufe an Russ:innen gestoppt oder verlangen zusätzliche Nachweise. Der Fall von Chanel zeigt, wie verzwickt die Umsetzung von Sanktionen, die gegen russische Unternehmen und Eliten gerichtet sind, für Modenunternehmen sein können.
Chanel stoppt Verkauf an vermögende Russ:innen
Die Europäische Union verbietet den “Verkauf, die Lieferung, die Weitergabe oder den Export” von Luxusgütern ab einem Wert an 300 Euro an Personen oder Organisationen in Russland oder zur Verwendung in Russland, wie es in einer Mitte März veröffentlichten Verordnung heißt. Außerdem untersagen verschiedene Sanktionen der EU, USA und Großbritannien Geschäfte mit einer Liste von Einzelpersonen aus Russland und Weißrussland.
Russland trägt bei den meisten Luxusunternehmen nur wenige Prozent des weltweiten Umsatzes bei, aber Modehäuser wie Chanel müssen bei Einzeltransaktionen nun aufpassen, an wen sie verkaufen, um nicht gegen Sanktionen zu verstoßen. „Aus diesem Grund haben wir ein Verfahren eingeführt, bei dem wir Kund:innen, deren Hauptwohnsitz uns nicht bekannt ist, bitten, zu bestätigen, dass die von ihnen gekauften Artikel nicht in Russland verwendet werden sollen”, teilte ein Sprecher von Chanel am Dienstag mit.
Diese Vorschriften von Chanel wurden für einige Kund:innen zum großen Ärgernis, beispielsweise bei einem Aufenthalt in Dubai. Von Moskau gibt es weiterhin Direktflüge in das Emirat, das sich bisher den Sanktionen nicht angeschlossen hat. Aber die betuchten Russ:innen mit Zweitwohnsitz oder Urlaubsdestination Dubai konnten nicht wie gewohnt ihre Einkäufe bei Chanel tätigen.
Influencerin zerschneidet Chaneltasche
Einige russische Influencer:innen wie Yana Rudkovskaya – die sechs Millionen Follower auf Instagram zählt – beschwerten sich, dass sie als Stammkund:innen einst stolze Summen ausgaben, aber nun keine Chanel-Produkte mehr kaufen dürfen. Aus Protest gegen die “Respektlosigkeit” zerschnitt Fernsehmoderatorin Victoria Bonya eine schwarze Chanel-Lederhandtasche in einem Videopost an ihre 9 Millionen Follower auf Instagram und erntete dafür über 60.000 Likes.
Als sich auch noch Maria Zakharova, die Sprecherin des russischen Außenministeriums in die Proteste einschaltet, war vollends klar, dass das französische Modehaus zwischen die Fronten eines Kulturkampfes geraten war. Bekannte Modemarken wie Chanel definieren sich eben über mehr als ihr Produkt, sie sind auch Statussymbole und Wahrzeichen der westlichen Lebensart und Konsumgesellschaft.
Vorwurf der Russophobie
„Eine Anzahl an Blogger:innen berichtete, dass offizielle Läden der Marke Chanel im Ausland, es verweigerten ihre Produkte an russische Bürger:innen zu verkaufen”, sagte Zakharova in einem Instagram-Post am Sonntag.
„Anscheinend haben die Manager:innen des Erbes der “großen Coco” sich dazu entschieden, sich einer russophobischen Kampagne anzuschließen, die Russland abschaffen will”, schreibt sie weiter, bevor sie auf die zweifelhafte Rolle von Coco Chanel im Zweiten Weltkrieg eingeht. Zakharova befindet sich übrigens auch auf der Liste von Einzelpersonen, die von der EU mit Sanktionen belegt wurden.
„Wir sind uns darüber im Klaren, dass dieser Prozess, bei dem wir das Gesetz befolgen, bei einigen unserer Kund:innen zu Enttäuschungen geführt hat”, heißt es von Chanel. Das Unternehmen arbeite aber derzeit an der Verbesserung dieser Vorgehensweise und entschuldigt sich für “etwaige Missverständnisse”.