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Deutsche Modeindustrie: Kosten und Turbulenzen im Handel belasten die Stimmung

Von Weixin Zha

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Business|AKTUALISIERT
Foto: Pexels

Die deutschen Bekleidungshersteller blicken auf ein “noch zufriedenstellendes” Jahr 2022 zurück. Aber Sorgen bereiten die steigenden Kosten und Turbulenzen im Modehandel.

Der Umsatz der Bekleidungsproduzenten – inklusive Leder und sonstiger Bekleidung – ist gegenüber dem Vorjahr von 5,2 Milliarden Euro um 19 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro gestiegen. „Auch wenn wir ein Umsatzplus von knapp 20 Prozent im Vergleich zu 2021 vermelden können, gab es aufgrund der gestiegenen Kosten entlang der gesamten Lieferkette wenig echte Gewinne”, sagte GermanFashion-Präsident Oliver Seidensticker in einer Mitteilung am Montag.

Diese Erlössteigerungen seien „angesichts der herben Verluste in den Corona-Jahren ein zufriedenstellendes Zeichen”, erklärte er während einer Pressekonferenz. Aber das Vor-Corona-Niveau von 2019 wurde um 3,4 Prozent verfehlt.

Der Umsatz mit Arbeits- und Berufsbekleidung stieg um 12,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 577 Millionen Euro und lag bereits über dem Niveau vor der Pandemie. Im Bereich Strumpfwaren betrug das Umsatzplus 2,4 Prozent, bei Wäsche 19,3 Prozent.

Insolvenzen im Bekleidungshandel

Den Bekleidungsherstellern bereiten aktuell die Insolvenzen im Modehandel große Sorgen. Seit Herbst vergangenen Jahres befindet sich die Warenhauskette Galeria erneut in der Insolvenz, der Modehändler Peek & Cloppenburg Düsseldorf überraschte Anfang des Monats die Branche mit seinem Schutzschirmverfahren.

Die Mitgliedsfirmen seien durch das Schutzschirmverfahren von P&C stärker betroffen als im Vergleich zu Galeria Karstadt Kaufhof, sagte GermanFashion-Geschäftsführer Thomas Lange während der Pressekonferenz. Bei P&C wurden meistens Wholesale-Veträge abgeschlossen, und ob Forderungen bedient werden, hänge auch davon, ab inwieweit diese durch Warenkreditversicherungen abgedeckt seien. In dieser Situation kann es unterschiedlich für Modehersteller ausgehen. Manche Forderungen könnten vollständig bedient werden, andere teilweise oder vollständig ausfallen, so Lange. „Das hängt sehr stark von dem Willen der Geschäftsführung ab, mit welchen Lieferanten man weiter Geschäfte machen will und mit welchen nicht… Aber fest steht, dass es Ausfälle geben wird.”

Von Insolvenzen in der Größenordnung von P&C oder Galeria geht Seidensticker in diesem Jahr nicht aus, nachdem es bereits diese zwei großen Unternehmen erwischt habe. Er weist auch darauf hin, dass es sich um Schutzschirmverfahren handele, nicht um Liquidationen von Unternehmen. Ein Totalausfall, also ein Konkurs, von Peek & Cloppenburg oder Galeria wäre eine “herbere Sache”, so Seidensticker. „Aber das sehe ich nicht kommen.”

China ist wieder wichtigstes Sourcing-Land

Die Volksrepublik China ist wieder zurück auf Platz 1 der Beschaffungsländer für deutsche Modeproduzenten. Das Importplus bei den Umsätzen betrug 2022 knapp 30 Prozent. Während der Pandemie hatte Bangladesch das Land kurzzeitig von seiner Stellung verdrängt. Auch hier wuchsen die Import-Erlöse um 35 Prozent zum Vorjahr.

Angesichts der Beruhigung in den Lieferketten und Lockerungen der Corona-Restriktionen erwartet Seidensticker, dass die Importe aus China sich auf dem jetzigen Niveau stabilisieren. Zukünftig werde eher die Beschaffung aus anderen Ländern Europas und angrenzenden Staaten zunehmen. Der Anstieg der Importwerte aus Rumänien und Nord-Mazedonien könnte durch die Verlagerung von Produktionskapazitäten aus der Ukraine zu erklären sein, sagte Lange.

Die Einfuhren aus Vietnam sind aufgrund von günstigen Zöllen um 45 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen, auch das politisch weniger stabile Land Myanmar ist wieder unter den Top 10 der Sourcing-Länder. Ebenfalls stiegen auch die Importe aus Pakistan.

Exporte stützen Modehersteller

Der Export bleibt die Stütze der deutschen Modeindustrie. Trotz der Rückgänge der Ausfuhren nach Russland erreichten die Hersteller insgesamt ein Plus von knapp 10 Prozent. Modeunternehmen konnten diese Rückgänge mit Exportsteigerungen in die Vereinigten Staaten von rund 44 Prozent im Vorjahresvergleich teils kompensieren. Auch Ausfuhren nach Kanada nahmen zu.

Bis auf Frankreich mit einem Rückgang von einem Prozent, entwickelten sich die Umsätze der Exporte aus den wichtigsten zehn Exportmärkten wie Schweiz, Österreich, Polen, Niederlande positiv. Auch die Ausfuhren in das Vereinigte Königreich stabilisierten sich mit einem Plus von knapp 5 Prozent.

Die Aussichten 2023

Bei den Aussichten trüben die steigenden Kosten für Energie und Rohmaterialien die Stimmung der deutschen Bekleidungshersteller. Diese können diese nur begrenzt weitergeben und hoben diese ihre Preise 2022 im Durchschnitt nur um 3,7 Prozent an. Aber Erhöhungen in dieser Größenordnung würden langfristig nicht reichen, um die weiter steigenden Kosten zu decken, sagte Seidensticker.

Die Euphorie, die es Anfang 2022 in der Modebranche gab, wurde durch den russischen Angriff auf die Ukraine und den verheerenden Krieg gestoppt und eingedämmt. Die Schutzschirmverfahren bei zwei Gesellschaften der Peek & Cloppenburg Düsseldorf beunruhige die Branche und sende keine guten Zeichen für das laufende Jahr, sagte Seidensticker. Eine Umsatz-Prognose für 2023 wagte der Verband der deutschen Bekleidungsmarken nicht.

Dieser Beitrag wurde um 16:33 Uhr am 20. März 2023 mit weiteren Angaben zu Insolvenzen im Modehandel und zum Ausblick aktualisiert.

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