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Digitalisierung: Textilindustrie fordert schnelle „Giganetze"

Von Reinhold Koehler

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Die Digitalisierung schreitet voran, auch in der Textil- und Modeindustrie. Sowohl was Produktionsprozesse als auch die Funktionalität von Kleidung betrifft, steht die Branche vor einem gewaltigen Umbruch. Das sieht auch der Gesamtverband der Deutschen Textil- und Modeindustrie (Textil+Mode) so, der unlängst seine Jahreshauptversammlung ganz diesem Thema widmete.

Die deutsche Modebranche nutze bereits die Chancen der Digitalisierung für die Entwicklung digitaler Produkte und Prozesse, so der Verband. Zwei Beispiele dafür seien ein sensorisches T-Shirt, das die Vitalfunktionen herzkranker Patienten überprüft, und der textile Rotor einer Windkraftanlage, der selbständig signalisiert, wann eine Wartung notwendig ist.

„Was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert“, so Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbands der deutschen Textil- und Modeindustrie auf der Jahrestagung im Berliner Kronprinzenpalais vor mehr als 100 Unternehmern sowie Vertretern aus Textilindustrie und anderen Branchen, Politik, Verwaltung und Verbänden. „Deutsche Unternehmen sind mit Technischen Textilien Weltmarktführer und bauen ihre Position weiter aus. Die Digitalisierung ermöglicht uns ganz neue Innovationen.“

Neuer Vizepräsident gewählt

Um international mithalten und die Chancen der Digitalisierung voll nutzen zu können, fehle es in Deutschland allerdings nach wie vor an den entsprechenden technischen Voraussetzungen, so Neumann, die nun die Einführung „flächendeckender, leistungsfähiger Giganetze" bis zum Jahr 2025 fordert. „Mit 50 MB je Sekunde ist die Textilindustrie 4.0 nicht zu realisieren.“ Außerdem fordert Neumann einen Systemwechsel zur Finanzierung der Energiewende aus Haushaltsmitteln und stellt fest: „Die Stromkosten sind in Deutschland wegen der EEG-Umlage höher als in fast allen Industrieländern der Erde. Dies belastet deutsche Unternehmen im internationalen Wettbewerb."

Neben der Ausformulierung seiner Forderungen an die Politik beschäftigte sich der Verbandskongress auch mit seiner eigenen Personalstruktur. So wählte die Mitgliederversammlung Dr. Wilfried Holtgrave von der WKS Textilveredlungs GmbH in Wilsum zum neuen Vizepräsidenten des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie. Er folgt damit auf Justus Schmitz, der dieses Amt nach elf Jahren niedergelegt hatte.

Inwieweit die Forderungen von Textil+Mode bei der Politik Gehör finden, ist derzeit kaum abzusehen. Die Forderungen nach einer Neuregelung der EEG-Umlage, die die produzierenden Unternehmen entlastet, ist jedenfalls nicht neu und wird von fast allen Branchen seit Jahren wiederholt verlangt. Auch der flächendeckende Ausbau des Digitalnetzes wurde bereits sehr oft angemahnt. Passiert ist hingegen recht wenig. Die Bundesregierung scheint an ihren Plänen zum Erneuerbare Energien Gesetz festhalten zu wollen, und auch der Ausbau des Breitband-Internets geht nur schleppend voran.

Foto: Tim Reckmann / pixelio.de

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