Einzelhandel sichert Lagerbestände angesichts der Angriffe am Roten Meer
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Auch wenn es scheint, als könnte die Welt nicht turbulenter werden, sehen sich Einzelhandelsunternehmen nun einer weiteren Herausforderung in ihren Lieferketten gegenüber: Seit Mitte November 2023 greift die im Jemen ansässige Houthi-Rebellengruppe Handelsschiffe im Roten Meer an. Dies ist ein weiterer Fall, der möglicherweise den Geschäftsbetrieb stören und die Preise für Verbraucher:innen erhöhen wird.
Medienberichten zufolge erklärten die Houthis, dass sich ihre militanten Angriffe hauptsächlich gegen Schiffe mit israelischen Interessen richteten und dass sie diese Angriffe so lange fortsetzen würden, bis das Land seinen Krieg im Gazastreifen beendet habe. Angesichts der eskalierenden Situation forderte der UN-Sekretärrat die Houthis in einer Erklärung auf, „alle Angriffe sofort einzustellen“, während andere globale Organisationen sich um eine schnelle Lösung bemühen.
Für Einzelhandelsunternehmen besteht die Sorge jetzt jedoch in den möglichen Verzögerungen, die diese Angriffe auf ihre Lieferkette haben könnten, wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird. Das Rote Meer - und der Suezkanal - gelten als einer der wichtigsten Verkehrswege für die globale Schifffahrtsindustrie. Expert:innen sind der Ansicht, dass jede langfristige Störung letztlich zu höheren Kosten in der gesamten Weltwirtschaft führen könnte.
Reedereien erwägen Umleitungen und Frachtalternativen
Angesichts der Anschläge sehen sich große Reedereien wie Maersk und Hapag-Lloyd bereits gezwungen, den Suezkanal, die kürzeste Route von Asien nach Europa, zu verlassen und stattdessen Afrika zu umfahren, was die Reise um etwa zehn Tage verlängert. Es heißt, dass Unternehmen auch erwägen, Waren von China nach Europa und in die USA über Alternativen wie Bahn und Flugzeug zu transportieren, was die Preise erneut unter Druck setzen könnte.
Dies ist ein möglicher Ausweichplan für den polnischen Bekleidungshersteller LPP, zu dem Marken wie Reserved, Mohito, House, Cropp und Sinsay gehören. Der Nachrichtenagentur Reuters gegenüber erklärte der Konzern, dass er solche Alternativen für seine „dringendsten“ Kollektionen in Betracht ziehe. Bedenken wurden auch vom britischen Einzelhändler Next geäußert, der erklärte, dass die Verzögerungen zwar überschaubarer seien als die durch die Pandemie verursachten, dass aber früher aufgegebene Aufträge und die Nutzung von Luftfracht in Betracht gezogen würden, um Produkte aus Asien heraus zu bekommen, wo der größte Teil des Inventars bezogen wird.
In einer Erklärung gegenüber Reuters sagte der Next-Vorstandsvorsitzende Simon Wolfson, dass es zu Verzögerungen von bis zu drei Wochen kommen könnte, bis die Ware in Großbritannien eintreffe, und dass dies das Umsatzwachstum beeinträchtigen könnte. Darauf hatte das Unternehmen bereits Anfang des Monats in seinem Handelsbericht hingewiesen und gewarnt: „Wenn die Schwierigkeiten beim Zugang zum Suezkanal anhalten, wird es zu Beginn des Jahres wahrscheinlich zu Lieferverzögerungen kommen“.
„Wenn ich mir unsere heutigen Lagerbestände ansehe, so sind sie wahrscheinlich 15 bis 17 Mal so groß wie die Menge, die wir in einer Woche verkaufen. Wenn also zwei Wochen davon zu spät kommen, bedeutet das, dass die Lagerbestände nicht optimal sind, aber es ist ja nicht so, dass man nichts in den Regalen hat“, fügte Wolfson hinzu.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf FashionUnited.uk. Übersetzt und bearbeitet von Simone Preuss.