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Finanzdebatte: Modehandel setzt weiterhin auf Bargeld

Von Reinhold Koehler

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Die aktuelle Debatte um die Abschaffung des Bargelds, die weltweit von Notenbanken und Politikern geführt wird, beschäftigt auch den deutschen Modehandel. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Europäische Zantralbank (EZB) in absehbarer Zeit den 500 Euro Schein aus dem Verkehr ziehen will. Bargeld sei die Grundlage für kriminelle Machenschaften, heißt es. Ohne Geldscheine sei die Welt sicherer und entziehe dem organisierten Verbrechen die ökonomische Basis.

Glaubt man dem Handelsverband Deutschland (HDE), würde eine generelle Abschaffung des Bargelds, wie sie von vielen Politikern und Bankenvertretern immer wieder gefordert wird, auch dem Modehandel die Existenzgrundlage entziehen. Schließlich sei das Bargeld ein wesentlicher Bestandteil im Zahlungsmix des deutschen Einzelhandels. „Nach wie vor wird ein erheblicher Anteil des Umsatzes in bar getätigt“, so der HDE.

Im Jahr 2014 wurden laut EHI Retail Institute 53 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in bar abgewickelt. Eine Studie der Bundesbank belegt zudem dass 78 Prozent aller Transaktionen in bar getätigt werden. Diese Zahlen verdeutlichen einmal mehr, welchen Stellenwert Bargeld in der Bevölkerung hat und welche Wertschätzung der Barzahlung zugestanden wird. „Für den Handel steht immer der Kunde im Mittelpunkt. Solange die Kunden in bar bezahlen wollen, solange wird der Handel auch die Barzahlung akzeptieren. Debatten über die Abschaffung des Bargelds oder Obergrenzen gehen für uns am Thema vorbei“, so HDE-Experte Ulrich Binnebößel. Der Ruf der Barzahlung dürfe nicht leichtfertig beschädigt werden.

Auch Verbraucher wollen keine Bargeldabschaffung

Es gehe nicht darum, die Bargeldzahlung mit dem vagen Verdacht der Geldwäsche in Verruf zu bringen. Wenn dann solle man über die Förderung unbarer Zahlungsmethoden nachdenken, so Binnebößel weiter. Dazu gehöre beispielsweise eine verstärkte Aufklärung über mögliche Limit-Steuerungen bei Kartenzahlung sowie die Unterstützung des Gesetzgebers bei der Umsetzung von sogenannten Instant Payment-Systemen auf europäischer Ebene. Instant Payment könne ein Ersatz für Barzahlungen im Zug-um-Zug-Geschäft werden und sowohl im Internet und im stationären Handel einsetzbar sein. Binnebößel fordert daher: „Der unbare Zahlungsverkehr muss insgesamt kostengünstig, effizient und einfach gestaltet werden.“ Die Aufgabe des Gesetzgebers bestehe nun darin, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und wettbewerbsrechtliche Hürden zu beseitigen.

Gegen eine generelle Abschaffung des Bargelds wehren sich jedoch nicht nur die Händler, auch die Bürger halten bislang wenig von der immer wieder ins Spiel gebrachten Idee. Die Prognose des Deutsche Bank-Chefs John Cryan, in zehn Jahren werde es keinen Bedarf an Bargeld mehr geben, scheint sich daher zumindest nach aktuellem Stand nicht zu bewahrheiten. Schließlich sehen die meisten Verbraucher den Nutzen eines rein bargeldlosen Zahlungsverkehrs ausschließlich bei Banken und Unternehmen, die ihre Kunden noch gläserner machen und in direkte Abhängigkeiten bringen würde. Den Zwang, ein Konto bei einer Bank eröffnen zu müssen um lebensfähig zu bleiben, lehnt eine große Mehrheit der Menschen bislang kategorisch ab.

Foto: Esther Stosch / pixelio.de

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