Gerry Weber legt Insolvenzplan vor: Gläubiger stimmen am 18. September ab
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Nach einer gerichtlichen Vorprüfung legt Gerry Weber seinen Insolvenzplan vor. Am 18. September sollen die Gläubiger des Haller Bekleidungskonzerns über die Annahme des Plans in Bielefeld abstimmen. Kleinere Gläubiger bekommen Teile ihre Forderungen vor allem in bar, größere die Option ihre Forderungen erst in Anleihen und zukünftig in Aktien umzuwandeln.
Der vorgelegte Insolvenzplan enthält breitgefächerte Optionen um den zahlreichen und vielfältigen Bedürfnissen der Gläubiger der Gerry Weber Gesellschaften zu begegnen. ”Ich bin überzeugt, dass dieser kreative und maßgeschneiderte Insolvenzplan den konkreten, durchaus differierenden Gläubigerinteressen von Gerry Weber in optimaler Weise gerecht wird”, sagte Sachwalter Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH in einer Mitteilung am Freitag. “Zudem wird in beiden Verfahren eine erfreulich hohe Quote den Gläubigern angeboten werden können.“ Konkret bedeutet das:
1) Die Gläubiger werden in sechs verschiedene Gruppen aufgeteilt. Die Aktionäre der Gerry Weber International AG bilden eine eigene Gruppe und können über den Insolvenzplan abstimmen.
2) Die Gläubiger können zwischen verschiedenen Optionen wählen, Teile ihrer Forderungen zu erhalten. Denn die Höhe der Insolvenzquote setzt sich flexibel aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Beispielsweise gehören dazu eine Barquote von 12 Prozent, zusätzliche Mittel aus künftigen Veräußerungen wie das Logistikzentrum Ravenna Park sowie eine Restbeteiligung an Hallhuber, oder ein Bezug von Finanzinstrumenten wie Anleihen und Wandelschuldverschreibungen.
3) Der Anteil, den die Gläubiger aus der Insolvenzmasse bekommen, hängt auch von der Gruppe ab, zu der sie gehören: Gläubiger mit Forderungen bis 2.500 Euro wie Arbeitnehmer der Gesellschaft erhalten eine erhöhte feste Barquote von 27,0 Prozent sowie zusätzliche Quoten, die bis zu einer Gesamtquote von fast 50 Prozent für diese Gläubigergruppe reichen können. Aber sie bekommen keine Finanzinstrumente. Gläubiger mit Forderungen von mehr als 2.500 Euro können neben der Barquote auch Wertpapiere in Form von festverzinslichen Anleihen wählen. Großgläubiger mit Forderungen von mehr als 333.333 Euro bekommen auch Wandelschuldverschreibungen angeboten, die sie nach einer erfolgreichen Restrukturierung in Aktien umwandeln können. Die Umwandlung dieser Papiere in Aktien sei nach vier Jahren möglich, sagte ein Sprecher des Unternehmens telefonisch.
4) Gläubiger, die frühzeitigere Quotenzahlungen wählen, erhalten niedrigere Befriedigungsquoten als diejenigen, die ihre Forderungen länger im Unternehmen belassen.
5) In Summe reichen die möglichen Befriedigungsquoten von rund 32 bis zu mehr als 50 Prozent der jeweiligen Forderungen, teilte Gerry Weber mit.
Finanzinvestoren Robus Capital Management und Whitebox werden alleinige Aktionäre
Wie angekündigt übernehmen die Finanzinvestoren Robus Capital Management und Whitebox Advisors LLP das Ruder bei Gerry Weber. Sie stellen bis zu 49,2 Millionen Euro für die Finanzierung der Insolvenzquoten aus den Insolvenzplänen der Gerry Weber International AG und der Gerry Weber Retail GmbH & Co. KG; das Kapital dient auch zur Betriebsmittelfinanzierung der Gerry Weber Gruppe. Im Gegenzug werden die Fonds von Robus und Whitebox alleiniger Eigentümer der Gerry Weber International AG. Das geschieht durch einen Kapitalschnitt von 45,9 Millionen Euro auf 8.733 Euro und eine anschließende Kapitalerhöhung auf 1,03 Millionen Euro. Dabei bekommen die Fonds alle verbliebenen Altaktien und zeichnen die gesamten, neuen Anteilsscheine. Im Zuge von Kapitalerhöhungsmaßnahmen im Insolvenzplan können die Gläubiger mit Wandelschuldverschreibungen künftig mit bis zu 70 Prozent an der Gerry Weber International AG beteiligt werden, und das Management mit 10 Prozent.
Der Insolvenzplan biete die Grundlage zur finanziellen Sanierung der Gerry Weber Gruppe, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Er beruhe auch auf der Investmentvereinbarung, den die Gerry Weber International AG am 15. Juli 2019 mit seinen Investoren Robus Capital Management Ltd. und Whitebox Advisors LLP geschlossen hat. Sachwalter Stefan Meyer, von der Pluta Rechtsanwalts GmbH hat dieser Vereinbarung auch zugestimmt, sowie das Amtsgericht Bielefeld. Das Gericht hat auch die Gläubigerversammlung für die Annahme der Pläne auf den 18. September in Bielefeld festgesetzt. Der Abstimmungstermin für die Gerry Weber International AG findet um 13:30 Uhr statt und für die Gerry Weber Retail Gmbh um 10:00 Uhr am gleichen Tag.
Die Gläubiger können die Insolvenzpläne inklusive aller Anlagen bereits einsehen. Eine Zusammenfassung des Insolvenzberichts soll laut Unternehmenssprecher auf der Webseite von Gerry Weber kommende Woche veröffentlicht werden.
Bild: Gerry Weber