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Gerry Weber: Stellenabbau und Schließung von 122 Stores

Von Ole Spötter

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Gerry Weber Unternehmenszentrale. Bildnachweis: Foto: Gerry Weber

Der angeschlagene Bekleidungsanbieter Gerry Weber schließt 122 Stores und Outlets in Deutschland und streicht Stellen.

Das sich im laufenden Sanierungsverfahren befindende Unternehmen aus Halle in Westfalen will sich zukünftig mehr auf sein Großhandelsgeschäft konzentrieren, teilte Gerry Weber am Montag mit. Dies hat auch zur Folge, dass das Filialnetz im Heimatmarkt verkleinert werden soll.

Von insgesamt 171 Standorten in Deutschland werden 49 erhalten bleiben. Die Standorte, die nicht geschlossen werden, seien Läden, die bereits profitabel sind und Zukunftspotential haben, heißt es aus Halle. Außerdem soll auch das deutsche Concession-Geschäft eingestellt werden. Die Schließungen sollen bis Ende September vollzogen werden.

„Mit der konsequenten Hinwendung zum Wholesale-Geschäft kehrt Gerry Weber zu seinen Wurzeln zurück“, sagte Gerry-Weber-CEO Angelika Schindler-Obenhaus. „Zugleich beenden wir endgültig den vor mehr als zehn Jahren eingeschlagenen Kurs einer zu ambitionierten Expansion des eigenen Retail, die sich als nicht marktgerecht und zukunftsfähig herausgestellt hat.”

350 Stellen bei deutscher Retail-Tochter betroffen

Von den Schließungen sind auch 350 Vollzeitarbeitsplätze bei der Gerry Weber Retail GmbH betroffen, die wegfallen werden. Außerdem kommt es auch zum Stellenabbau in der Zentrale. Rund 75 Mitarbeitende der Gerry Weber International AG und der Life-Style Fashion GmbH werden entlassen.

„So einschneidend die beschlossene Neuausrichtung, vor allem natürlich für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auch ist: Gerry Weber muss diesen Sanierungsprozess konsequent nutzen, um trotz aller Widrigkeiten im Markt eine nachhaltig profitable Geschäftsbasis zu schaffen”, sagte Christian Gerloff, Chief Restructuring Officer der Gerry Weber Retail GmbH. „Eine weitere Chance dazu wird das Unternehmen nicht bekommen.“

Die deutsche Retail-Tochter hat am 20. April beim zuständigen Amtsgericht in Bielefeld ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Verfahren wurde am Montag eröffnet. Das Gericht hat Stefan Meyer von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum Sachwalter bestellt. Er war auch schon im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren als vorläufiger Sachwalter tätig.

Neben der Neuausrichtung der Retail-Tochtergesellschaft befindet sich auch die Gerry Weber International AG in einem Sanierungsverfahren, das “wie geplant angelaufen” ist, so das Unternehmen. Der nächste Schritt ist nun die Vorlage des Restrukturierungsplans, der beim zuständigen Restrukturierungsgericht in Essen Mitte Juli vorgelegt werden soll. Aktuell befinde sich das Unternehmen in Verhandlungen mit Investor:innen und maßgeblichen Gläubiger:innen. Auch in diesem Verfahren ist Meyer als vom Gericht berufener Restrukturierungsbeauftragter aktiv.

„Ich bin überzeugt davon, dass sich Gerry Weber jetzt auf dem richtigen Weg befindet und bin zuversichtlich, dass auch das StaRUG Verfahren alsbald erfolgreich abgeschlossen werden kann”, so Meyer. „Ich habe in den letzten Wochen und Monaten hautnah miterlebt, wie alle Beteiligten um die Maßnahmen gerungen haben und sich den konsequenten, zwingend erforderlichen Schnitt im Retail-Geschäft in Anbetracht der abzubauenden Arbeitsplätze alles andere als leicht gemacht haben.” Der nun eingeschlagene Kurs sei der einzige Weg für Gerry Weber, sich für die Zukunft aufzustellen, so der Sanierungsexperte weiter.

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