Global Fashion Agenda präsentiert Netto-Positivität der Branche im GFA Monitor
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Die Non-profit Organisation Global Fashion Agenda (GFA) hat zu Beginn der UN-Klimakonferenz (COP 28) am Donnerstag die Ausgabe 2023 ihres GFA-Monitors veröffentlicht.
Die GFA hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Einfluss des Sektors zu beschleunigen, um eine positive Modebranche zu schaffen. Die Organisation wird am 5. Dezember eine Präsentation veranstalten, die dem Modesektor gewidmet ist, um das Engagement und die Verantwortung der Branche hervorzuheben, die Fortschritte auf dem Weg zu einer Netto-Null- und Netto-Positiv-Zukunft zu reflektieren, kollektive Best Practices für die Finanzierung vorzustellen und politische Entscheidungsträger anzuleiten.
„Die zweite Auflage des GFA-Monitors bestätigt erneut die Kraft von Allianzen, um Maßnahmen zu beschleunigen. In einer Zeit sozioökonomischer und geopolitischer Turbulenzen brauchen Führungskräfte mehr denn je eine klare Orientierung, um sicherzustellen, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen weiter vorangetrieben werden können. Durch die Zusammenarbeit mit mehreren Branchenorganisationen konnten wir die notwendigen Schritte aufzeigen, eine Fülle vielversprechender Lösungen zusammentragen und die Akteur:innen der Modebranche auf ihrem Weg begleiten“, kommentiert GFA-CEO Federica Marchionni in einer Pressemitteilung.
Der GFA Monitor wurde 2022 eingeführt und seine zweite Ausgabe aktualisiert, um die neuesten Leitlinien und Erkenntnisse von über 25 Branchenorganisationen zu berücksichtigen. Zum ersten Mal enthält der Bericht auch neue Daten aus der Fashion Industry Target Consultation (FITC), die von der GFA und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) im November 2022 ins Leben gerufen wurde und an der über 900 Teilnehmende aus 90 Ländern Anteil hatten.
Der Bericht gibt eine Einschätzung des aktuellen Stands („Where are we today“) von fünf Nachhaltigkeitsprioritäten - respektvolle und sichere Arbeitsumgebungen, bessere Lohnsysteme, Kreislaufsysteme, Ressourcenmanagement und intelligente Materialwahl - und zeigt auf, was getan werden sollte („How to act today“). Der Bericht basiert auf dem Nachhaltigkeitsrahmen, der in der Fashion CEO Agenda festgelegt ist, und enthält Erkenntnisse von den Partner:innen der GFA - der Fair Labor Association, dem Social & Labor Convergence Program (SLCP), der Ellen MacArthur Foundation, dem Apparel Impact Institute und Textile Exchange.
„Der GFA-Monitor ist eine umfassende Ressource, die Einblicke von Expert:innen in den Status der Branche sowie klare Maßnahmen und bewährte Praktiken bietet. In einer Zeit der Polykrise, in der die Umsetzung nachhaltiger Praktiken in Frage gestellt ist, unterstützt die GFA die Branche, indem sie eine Fülle verfügbarer Lösungen zusammenfasst, die bereits heute angewendet werden können“, heißt es in der Mitteilung der GFA.
Schlüsselerkenntnisse
Insgesamt zeigen die Daten, dass die Mehrheit der 900 Teilnehmenden die Angleichung der Branche an die 27 vorgeschlagenen Aktionsbereiche befürwortet. Zudem arbeiten sie aktiv mit der Industrie zusammen, um Fortschritte in den jeweiligen Bereichen zu erzielen. Der Bericht veranschaulicht darüber hinaus den Grad der Ambitionen der Branche in den einzelnen Prioritäten und die Bereiche, in denen eine stärkere Angleichung der Aktionsbereiche erforderlich ist.
Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken
Obwohl 88 Prozent der befragten Marken angaben, sich Ziele für die Einführung verantwortungsvoller Einkaufspraktiken gesetzt zu haben, bestätigten nur 63 Prozent, die Fortschritte anhand dieser Ziele auch zu messen. Marken und herstellende Betriebe sprachen sich jedoch einhellig dafür aus, sich in diesem Bereich anzunähern und mit der Branche zusammenzuarbeiten, um gemeinsam Fortschritte zu erzielen.
Die wenigsten Marken (58 Prozent) gaben an, sich Ziele für den Zugang von Arbeitnehmer:innen zu wirksamen Beschwerdemechanismen gesetzt zu haben, während der niedrigste Wert unter den Hersteller:innen für die Transparenz der Wertschöpfungskette entfiel, jedoch drei Viertel ausmachte (75 Prozent).
„Die SLCP begrüßt die dringende Forderung nach einem respektvollen und sicheren Arbeitsumfeld im GFA-Monitor 2023. Durch die Förderung von mehr Transparenz, den Einsatz konvergenter Instrumente und verantwortungsvoller Einkaufspraktiken in der Modebranche können wir nicht nur das Leben von Millionen von Menschen verbessern, sondern auch eine Branche normalisieren, die von Respekt, Gerechtigkeit und nachhaltigen Praktiken lebt“, erklärt Janet Mensink, Geschäftsführerin des Social & Labor Convergence Program (SLCP).
Existenzlöhne
Während die meisten Marken und herstellenden Betriebe (86 Prozent) angaben, dass sie sich Ziele zur Umsetzung einer fairen Entlohnung und existenzsichernder Löhne in der gesamten textilen Wertschöpfungskette gesetzt hätten, setzt sich nur ein Drittel der Marken (33 Prozent) Ziele in Bezug auf die Vereinigungsfreiheit oder Tarifverhandlungen und den Abbau des geschlechtsspezifischen Lohngefälles. Im Vergleich dazu haben zwei Drittel der produzierenden/herstellenden Betriebe (67 Prozent bzw. 86 Prozent) diese beiden wichtigen Punkte zu ihrem Ziel gemacht.
„Menschen, die in der globalen Modeindustrie arbeiten, verdienen es, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben und mit Würde und Respekt behandelt zu werden. Die FLA ist stolz darauf, mit der Global Fashion Agenda und ihren Partner:innen am GFA-Monitor zusammenzuarbeiten, der zeigt, dass es für CEOs und Unternehmen konkrete Möglichkeiten gibt, die Zukunft der Menschen und des Planeten zu verbessern“, fügt Sharon Waxman, Präsidentin und CEO der Fair Labor Association, hinzu.
Ressourcen
Die meisten Angaben zur Zielsetzung bezogen sich auf die Dekarbonisierung und die Reduzierung von Treibhausgasemissionen (88 Prozent der Marken / 89 Prozent der produzierenden/herstellenden Betriebe) und die Beseitigung gefährlicher Chemikalien (86 Prozent bzw. 100 Prozent).
Die geringste Anzahl der Befragten gab an, sich Ziele für die Beseitigung der Verschmutzung durch Mikrofasern (36 Prozent der Marken und 63 Prozent der produzierenden/herstellenden Betriebe) und für die Messung und Berichterstattung der Fortschritte (jeweils 33 Prozent und 63 Prozent) gesetzt zu haben.
Intelligente Materialentscheidungen
Eine signifikant hohe Anzahl der Befragten gab an, sich Ziele gesetzt zu haben, um Materialien aus bevorzugten und klimaschonenden Quellen zu produzieren und zu beziehen (96 Prozent der Marken und 100 Prozent der produzierenden/herstellenden Betriebe), wobei erstere die meisten ihrer Ziele für bevorzugte Materialien auf Baumwolle (92 Prozent) und letztere auf Polyester (90 Prozent) setzen.
Zirkuläre Systeme
Dem Bericht zufolge ist die Zielsetzung in diesem Bereich „sehr fragmentiert“, da viele Ziele selbst definiert sind, es an Vergleichbarkeit mit anderen Unternehmen mangelt und die Zielvorgaben uneinheitlich sind. Der FITC-Bericht zeigt jedoch einen überraschend hohen Prozentsatz von Marken und herstellenden Betrieben, die sich Ziele zu komplexen Themen wie der Verringerung der absoluten Neuressourcen (74 Prozent der Marken und 89 Prozent der herstellenden Betriebe) und der Überproduktion (78 Prozent der Marken und 77 Prozent der herstellenden Betriebe) setzen.
Es überrascht nicht, dass die geringsten Zielvorgaben für die Beseitigung von Botschaften, die zu unnötigem Konsum ermutigen, gemacht wurden (46 Prozent der Marken und 53 Prozent der produzierenden/herstellenden Betriebe), da viele Geschäftsmodelle in der Modebranche auf Überkonsum beruhen. Auch die Messung der tatsächlichen Auswirkungen von Kreislaufwirtschaftsmodellen auf die Qualität und Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen, um einen gerechten Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, steht bei Marken wenig auf der Agenda, während fast drei Viertel der produzierenden/herstellenden Betriebe (73 Prozent) dieses Ziel unterstützen.
„Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der Produkte mehr genutzt, für die Wiederverwendung hergestellt werden und aus sicheren und recycelten oder erneuerbaren Rohstoffen bestehen. Der GFA-Monitor der Global Fashion Agenda unterstützt die Richtung, in die sich Organisationen bewegen, um den vielschichtigen Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Mode zu navigieren, und betont gleichzeitig die Transparenz, die für die Verwirklichung dieser Vision unerlässlich ist“, fasst Jules Lennon, Fashion Lead bei der Ellen MacArthur Foundation, zusammen.