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Greenpeace-Studie: Schlechte Luft in Outdoor-Läden

Von Regina Henkel

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Die Luft in Outdoor-Geschäften ist durchsetzt von umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien, so das Ergebnis einer Studie, die die Umweltorganisation Greenpeace gerade durchgeführt hat.

PFC schädigt Mensch und Umwelt

Pünktlich zum Start der OutDoor Messe in Friedrichshafen macht Greenpeace ein weiteres Mal auf die Risiken polyfluorierter Chemikalien (PFC) in der Outdoor-Bekleidung aufmerksam. Diese PFC können aus Outdoor-Textilien ausdünsten und durch die Atemluft in den menschlichen Organismus gelangen. Diesmal wiesen Greenpeace-Aktivisten die Chemikalien in der Raumluft von Outdoor-Geschäften nach und führten Luftmessungen in Stores der Outdoor-Marken Mammut, The North Face, Haglöfs und Norrona in Deutschland, der Schweiz, Italien, Schweden und Norwegen durch. Die höchste Konzentration an PFC (197 Nanogramm pro Kubikmeter, ng/m³) zeichnete Greenpeace im Mammut-Flagshipstore in Wolfsburg auf, gefolgt vom Mammut-Geschäft in Hannover (176 ng/m³). Die gefundenen PFC-Konzentrationen lagen bis zu 60-fach höher als in der Raumluft von Vergleichsräumen ohne PFC-Quellen, wie Büro- und Seminarräumen. Hier liegen die Werte deutlich niedriger (1.9 bis 3,1 ng/m³). Im Vergleich zur Außenluft sind die PFC-Konzentrationen in Outdoor-Fachgeschäften etwa 1000-fach höher.

Als PFC bezeichnet man eine ganze Gruppe von Chemikalien, die Zwischenprodukte, Hilfsstoffe oder Abbauprodukte von bestimmten Fluorcarbonverbindungen sind. Zu langen Fluorpolymeren verknüpft, nutzt man ihre wasserabweisenden und fettabweisenden Eigenschaften in zahlreichen Produkten, beispielsweise in Teppichen, Töpfen mit Antihaftbeschichtung, Pizza-Boxen und eben auch in Kleidung. In der Outdoorindustrie sind sie bislang unverzichtbar um Oberstoffe dauerhaft wasserabweisend auszurüsten. Denn nicht allein die Membrane verhindert das Eindringen von Wasser. Wasserdichtigkeit wird meist durch ein Zusammenspiel aus wasserabweisender Oberfläche und der unter dem Stoff laminierten Membran erreicht – die oft ebenfalls mit PFC ausgerüstet ist.

Studien zeigen nun, dass bestimmte PFC das Immunsystem und den Hormonhaushalt schädigen können. „Mitarbeiter in Outdoor-Läden sind diesen gefährlichen Stoffen jeden Tag ausgesetzt“, so Manfred Santen, Chemiker von Greenpeace. „Marktführer wie Mammut und North Face müssen endlich konsequent entgiften.“ Hinzu kommt, dass PFCs in der Natur oder in Organismen nicht abgebaut werden, sondern sich anreichern. Das heißt, PFCs sind heute keinesfalls nur ein Problem der industrialisierten Welt, man findet sie inzwischen an den entlegensten Orten der Erde.

Deshalb fordert Greenpeace mit der Kampagne „Detox“ bereits seit Jahren Textilhersteller auf, Risiko-Chemikalien durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen und untermauert die Forderung regelmäßig durch neue Produkttests. Die Tests der Jahre 2011, 2013, 2014 und 2016 haben die Verwendung von PFC jedoch bei allen großen Outdoor-Marken nachgewiesen.

Bis 2020 will die Outdoorbranche PFC-frei sein

Dabei scheitert die Eliminierung der Chemikalien keineswegs am Willen der Branche, das bekunden Vertreter von Outdoor-Brands immer wieder. Bislang fehlt der Industrie schlichtweg eine gleichwertige Alternative. Denn Kompromisse bei der Performance der Produkte zu machen ist für viele eben kein akzeptabler Weg. Bis 2020, so das Versprechen von vielen Outdoorherstellern, will man das Problem gelöst haben. Bis es soweit ist, ist man dazu übergegangen, diese Substanzen nur noch in den hochtechnischen Produkten einzusetzen und sie in den urbaneren Kollektionen ganz wegzulassen. Auch von der Verwendung kurzkettiger PFCs ist die Rede, die angeblich weniger giftig sind. Ob das stimmt, ist jedoch nicht zweifelsfrei erwiesen.

Dass es noch früher geht, meldeten gerade die deutsche Eco-Brand Vaude und die Schweizer Marke Rotauf zum Auftakt der OutDoor-Messe in Friedrichshafen. Vaude erklärt, bereits bis zum Jahr 2018 vollständig auf PFC zu verzichten.

Das PFC-Problem betrifft auch Modemarken

Greenpeace hat mit seiner Kritik in erster Linie die Outdoorbranche im Fokus, doch PFC finden auch in der Mode Verwendung. Gerade die letzten Jahre haben gezeigt, dass immer mehr Modeanbieter auch funktionelle Produkte für den Wetterschutz in ihre Kollektionen aufnehmen. Funktionsstoffe haben längst den Modemarkt erreicht und werden dort für ihren funktionalen Mehrwert sehr geschätzt. Doch während die angeprangerten Outdoormarken längst reagiert haben, sich den Verbraucher- und Pressefragen stellen und zu den Stoffen Informationen auf ihren Webseiten posten, ignoriert die Modebranche das Problem weitgehend. Stattdessen sind es wieder nur die großen Player, die den Schritt in die Öffentlichkeit wagen, beispielsweise Marken wie Esprit, H&M und Zara. Sie haben bekanntgegeben, dass sie PFC aus ihrer Supply Chain eliminieren. Esprit gab an, durch diesen Schritt immerhin 54.3 Tonnen an PFC-basierten Chemikalien pro Jahr einzusparen. Eine beachtliche Menge für ein Modeunternehmen.

Foto: www.mammut.ch

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