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Greenwashing und Ultra-Fast-Fashion verlangsamen Fortschritt bei Beseitigung fossiler Brennstoffe aus Textilien

Von Simone Preuss

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Viele Marken setzen immer noch auf synthetische Stoffe wie Polyester, die aus Erdöl gewonnen werden, obwohl es bessere Alternativen gibt. Bild: FashionUnited

Die gute Nachricht ist, dass Modeunternehmen Fortschritte machen, wenn es um die Reduzierung von Emissionen, den Verzicht auf Kohle und den Übergang zu erneuerbaren Energien geht. Die schlechte Nachricht ist, dass Greenwashing und Ultra-Fast-Fashion diese Bemühungen unterminieren. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht „2024 Clean Energy Close Up“ der Umweltschutzorganisation Stand.earth. Ende letzten Jahres erst hatte die Organisation auf die anhaltende Abhängigkeit der Modeindustrie von Biomasse und die mit der Verwendung von nicht fossilem, biologisch abbaubarem Material verbundenen Risiken und Schäden hingewiesen.

In dem neuen Bericht liefert Stand.earth eine eingehende Analyse der konkreten Fortschritte von elf der einflussreichsten globalen Modemarken, insbesondere ihrer Fortschritte bei der Reduzierung von Emissionen, dem Verzicht auf Kohle und der Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Organisation hat die Leistungen der Marken im Hinblick auf einen gerechten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen bis 2030 gemessen und sich dabei auf Daten gestützt, die von den Herstellenden in ihren Lieferketten öffentlich gemacht wurden.

Von den elf im Bericht analysierten Marken (Adidas, Fast Retailing, Gap, H&M, Inditex, Levi Strauss, Lululemon, Nike, Puma, Shein und VF Corporation) erreichte die Mehrheit weniger als 25 von 100 möglichen Punkten, was laut Stand.earth „einen alarmierenden Mangel an Fortschritten und Maßnahmen zur Dekarbonisierung zeigt“.

Durchgefallen - beste Punktzahl nur 59

Während H&M, Puma und Nike mit 59, 51 bzw. 46,5 Punkten die höchste Punktzahl erreichten, sind nur Levi's, Puma und H&M auf dem besten Weg, die Emissionen in der Produktion bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 2018 zu senken, obwohl dieses Ziel nur noch sechs Jahre entfernt ist (2030).

Shein, Fast Retailing, Lululemon und Inditex erreichten mit 2,5, 14, 16 und 16 die niedrigsten Werte. „Zu den besorgniserregendsten Erkenntnissen des Berichts gehört, dass der Fast-Fashion-Gigant Shein, der mit 2,5/100 Punkten bewertet wurde, seine absoluten Emissionen in nur einem Jahr um fast 50 Prozent gesteigert hat und nun jährlich mehr Schadstoffe ausstößt als das Land Paraguay. Allein das atemberaubende Wachstum des Onlinehändlers droht die Fortschritte bei der Dekarbonisierung zu untergraben, die von traditionelleren Marken erzielt wurden“, warnt der Bericht.

Im Mittelfeld liegen Levi Strauss, Adidas, Gap und VF Corp mit einer Bewertung von 37,5, 33,5, 20,5 und 20 Punkten. Während Puma und Nike von den elf Marken die höchste Transparenzbewertung erhielten, schnitt Shein mit „0“ und Inditex mit einer sehr niedrigen Punktzahl ab.

Leistung der 11 Unternehmen, die von Stand.earth in der Studie „2024 Clean Energy Close Up“ analysiert wurden Bild: Stand.earth

Greenwashing erschwert den Übergang zu sauberer Energie weiter, da einige Marken Marketingtaktiken anwenden, um die Umweltverschmutzung zu verschleiern oder die Verbraucher:innen von ihrer Verantwortung für den Klimaschutz abzulenken. Erst vor wenigen Wochen gab die kanadische Wettbewerbsbehörde bekannt, dass sie offiziell eine Untersuchung gegen Lululemon eingeleitet habe, nachdem Stand.earth eine Beschwerde eingereicht hatte. In dieser wurdekritisiert wurde, dass die Marke ihre „Be Planet“-Kampagne nutze, um sich als umweltbewusst zu vermarkten, obwohl sich ihre Kohlenstoffverschmutzung verdoppelt habe.

„Die gute Nachricht ist, dass es Fortschritte gibt. Die schlechte Nachricht ist, dass dieser Fortschritt durch die gefährliche Umweltverschmutzung durch Ultra Fast Fashion und die wachsende Gefahr von Greenwashing untergraben wird. Einfach ausgedrückt: Die meisten Marken sind noch nicht auf dem Weg zur Dekarbonisierung, und viele bewegen sich in die falsche Richtung, und egal, welcher Preis auf dem Etikett steht, die Menschen und der Planet müssen die wahren Kosten tragen. Die großen Unternehmen der Modebranche müssen eine Führungsrolle übernehmen, indem sie rasch aus den fossilen Brennstoffen aussteigen und in greifbare, erneuerbare Energielösungen investieren“, so Rachel Kitchin, Senior Corporate Climate Campaigner bei Stand.earth und Hauptautorin des Berichts, in einer Mitteilung.

Der Bericht „Clean Energy Close Up“ baut auf der Grundlage der Fossil Free Fashion Scorecard von Stand.earth auf, die in den letzten Jahren eine detaillierte Bewertung der Nachhaltigkeitsinitiativen von Modemarken in den Bereichen Energie, Materialien, Kreislaufwirtschaft und Versand vorgenommen hat.

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