Kambodscha: solides Wachstum für Bekleidungsindustrie
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Die Internationale Arbeitsorganisation (IAO) hat letzte Woche die zweite Ausgabe ihres "Cambodia Garment and Footwear Sector Bulletin" veröffentlicht und für die Bekleidungs- und Schuhindustrie Kambodschas - die immer noch die wirtschaftliche Stütze des Landes ist - ein "solides" Wachstum in der ersten Hälfte 2015 festgestellt: Der Ausfuhrwert wuchs von der ersten Jahreshälfte 2014 bis zur ersten Jahreshälfte 2015 um 12,7 Prozent auf 3 Milliarden US-Dollar an; die Beschäftigung stieg um 10,2 Prozent, und der Reallohn stieg im gleichen Zeitraum um 19 Prozent.
In nur zehn Jahren stieg der Anteil des Landes an den weltweiten Bekleidungs- und Schuhexporten rapide von 1,1 Prozent im Jahr 2005 auf 1,8 Prozent im Jahr 2014, was Kambodscha zum achtgrößten Bekleidungs- und Schuhexporteur (nach Marktanteil) nach China, Vietnam, Hongkong, Bangladesch, Indien, der Türkei und Indonesien auf den Plätzen 1-7 macht.
Bekleidungsexporte Kambodschas steigen auf 2,7 Milliarden US-Dollar
"Obwohl Schuhexporte wesentlich schneller gestiegen sind als Bekleidungsexporte, bleiben Schuhe ein ziemlich kleiner Bereich des Gesamtsektors. Auf den Wert bezogen, erreichten die Exporte des Bekleidungs- und Schuhsektors in der ersten Hälfte 2015 3 Milliarden US-Dollar, wovon 282 Millionen US-Dollar oder 9 Prozent der Gesamtsumme auf Schuhe entfielen. Bekleidung machte die verbleibenden 2,7 Milliarden US-Dollar des Exportvolumens aus", stellte der Bericht fest und berief sich auf Daten des Wirtschaftsministeriums. Mit 33 Prozent im Jahresdurchschnitt in den letzten fünf Jahren (2009-2014) stiegen Schuhexporte jedoch wesentlich schneller als Bekleidungsexporte mit 17,8 Prozent.
Angesichts eines weltweit starken Wettbewerbs der Branche mussten die Bekleidungshersteller Kambodschas fallende Preise in Kauf nehmen, die von ihren Auftraggebern gezahlt wurden: Zwischen 2001 und 2014 sank der Preis für ein Dutzend in die USA verkauften Kleidungsstücke um 32 Prozent, während der durchschnittliche Preis, den die EU für ein Dutzend Kleidungsstücke zahlte, um 15 Prozent fiel; die USA und die EU sind die wichtigsten Exportzielorte Kambodschas.
Tatsächlich überholte die EU mit einem Anteil von 42 Prozent aller Bekleidungs- und Schuhexporte aus Kambodscha bereits im Jahr 2014 die USA mit einem Anteil von 34 Prozent. Dieser Trend setzte sich auch in der ersten Jahreshälfte 2015 fort, wobei der Anteil der EU jetzt 43 Prozent ausmacht und der der USA 30 Prozent. Die restlichen 27 Prozent verteilen sich auf verschiedene Länder, besonders Kanada und Japan.
Bezüglich der Gehälter hat Kambodscha inzwischen einen Mindestlohn von 128 US-Dollar pro Monat erreicht, der ab 1. Januar 2015 von 100 US-Dollar per pro Monat aufgestockt wurde (2013 betrug er noch 80 US-Dollar pro Monat). Ab 1. Januar 2016 wird sich der Mindestlohn - der übrigens nur für die Bekleidungs- und Schuhindustrie gilt - weiter auf 140 US-Dollar pro Monat erhöhen. Damit bringt ein Anstieg des Mindestlohns von 28 Prozent von 2014 bis 2015 Kambodscha an die Spitze vor andere bekleidungsproduzierende Länder wie Indonesien, Pakistan, Vietnam, Indien und Bangladesch, wo der Anstieg jeweils nur 23,8 Prozent, 16,1 Prozent, 11,4 Prozent, 11,2 Prozent beziehungsweise 4.5 Prozent betrug.
Die Bekleidungs- und Schuhindustrie Kambodschas beschäftigt derzeit in 655 registrierten Fabriken mehr als 600.000 Arbeiter, von denen 86 Prozent Frauen sind. Der Sektor bleibt damit weiterhin das Rückgrat der Wirtschaft des Landes, macht er doch 80 Prozent aller exportierten Waren aus und steuert 10,2 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Zudem ist er der größte aller herstellenden Sektoren und bringt am meisten Devisen ein.
Zukünftig ist geplant, in die Ausbildung der Arbeiter zu investieren, um einen steten Strom von Arbeitskräften zu garantieren, die Produktivität anzukurbeln und den Lebensstandard der Arbeiter zu verbessern. Anfang September wurde mit dem Bau einer entsprechenden Schulungseinrichtung begonnen, die im Jahr 2017 fertiggestellt sein soll. Außerdem will Kambodscha seine Industriebasis von relativ kostengünstigen und arbeitsintensiven Produkten auf eine mit mehr Wertschöpfung umstellen.
Fotos: Bekleidungsarbeiterinnen in Kambodscha/ ILO in Asia and the Pacific