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Kann Hanf bald Baumwolle ersetzen?

Von Regina Henkel

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China forscht und experimentiert mit neuen Hanfsorten und deren industrieller Verarbeitung. Das Ziel: Hanffasern sollen eine umweltfreundliche Alternative zur allgegenwärtigen Baumwolle werden.

China fördert Hanfanbau

Anfang August fand in Harbin, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Heilongjiang die „2017 International Conference On Hemp Industry“ statt. Die Konferenz gilt mit 300 Teilnehmern aus China, Australien, Europa und Kanada als die größte Veranstaltung zum Thema Hanf überhaupt und zeigt das wachsende internationale Interesse an der „neuen“ Textilfaser. Obwohl Hanf eine jahrtausendealte Tradition in der Textilgeschichte hat, war die Pflanzenfaser in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in Vergessenheit geraten. Gegen die weltweit beliebteste Naturfaser Baumwolle kam sie nicht an, der Anbau lohnte sich nicht. Hinzu kommt das Problem mit Hanf als Droge – auch deshalb wird die Pflanze in Europa kaum angebaut.

Doch die Bedeutungslosigkeit von Hanf als Textilfaser könnte bald vorbei sein. Denn in China haben Wissenschaftler mit Unterstützung aus Politik und Industrie damit begonnen, der Traditionspflanze neues Leben einzuhauchen, berichtet das Magazin Nachhaltig Wirtschaften in der aktuellen Ausgabe.

Vorteile von Hanf

China hat ein Problem mit Baumwolle: Baumwolle verursacht durch ihren hohen Wasserbedarf, die Versalzung der Böden und den notwendigen Pestizideinsatz zunehmend Umweltprobleme. Qualität und Preis der chinesischen Baumwollproduktion hat an internationaler Konkurrenzfähigkeit eingebüßt. Deshalb musste China im letzten Jahr drei Millionen Tonnen Baumwolle aus den USA importieren. Das war bis vor kurzem noch undenkbar.

Im Gegensatz dazu lässt sich Hanf im Vergleich zur Baumwolle umweltfreundlicher anbauen: er wächst gut in moderatem Klima, etwa in Nordostchina, wo genügend Regen fällt und deshalb keine künstliche Bewässerung notwendig ist. Hanf braucht außerdem wenig Pflege und keine oder nur sehr wenige Pestizide. Auch die Fasererträge liegen höher als bei Baumwolle. Hinzu kommt, dass die Faser auch bei übergeordneten Umweltzielen besser abschneidet. Hanf nimmt pro Hektar die doppelte Menge an CO2 auf als Baumwolle, hat insgesamt einen sehr geringen CO2-Fußabdruck, und liefert neben den Fasern noch hochwertige Fettsäuren und Proteine für den Lebensmittelbereich sowie Pharmazeutika.

Hanf soll wie Baumwolle verarbeitet werden

Dabei hat Hanf von Natur aus ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle, es verfügt über eine gute Feuchteaufnahme, trocknet schnell, hat eine antibakterielle Wirkung und einen guten UV-Schutz. Um die Faser wie Baumwolle verarbeiten zu können, wurden mithilfe eines großen Forschungsprogramms an Universitäten in der Provinz Heilongjiang in Zusammenarbeit mit der Ukraine und Kanada neue, ertragreiche Hanfsorten entwickelt. Auch die Maschinen zur Ernte der Faser wurden optimiert sowie biotechnologische Verfahren eingeführt, um umweltfreundlich mit Hilfe von Enzymen feine Hanffasern zu produzieren. Der Fachbegriff dafür lautet „enzymatischer Kotonisierung der Hanffasern“. Auf diese Weise kann Hanf pur oder mit anderen Fasern gemischt auf gängigen Baumwollmaschinen verarbeitet werden.

Keine Billigware

Allerdings will China mit der Hanffaser keine neue Billigfaser auf den Markt werfen, wie es heutzutage die Baumwolle ist. China ist kein Niedriglohnland mehr und gerät zunehmend unter Druck durch noch billigere Produktionsstandorte. Hanf soll daher als Qualitätstextilie mit besonderen Eigenschaften positioniert werden. Angesichts der fehlenden Konkurrenz auf dem Gebiet verspricht sich China viel vom Hanfanbau. Vor allem die chinesische Provinz Heilongjiang setzt auf Hanf und investierte in den letzten Jahren in den Ausbau der Anbauflächen. In kurzer Zeit habe sich die von unter 1.000 Hektar auf 30.000 Hektar in diesem Jahr vervielfacht. Im nächsten Jahr sollen es schon 60.000 Hektar werden.

Foto: www.hempedification.wordpress.com

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