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KiK veröffentlicht Textilbündnis-Roadmap 2020-2022

Von Simone Preuss

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Textildiscounter KiK, seit 2015 Mitglied im Bündnis für nachhaltige Textilien, hat vor wenigen Tagen seine Roadmap für 2020 bis 2022 veröffentlicht, einen Fortschrittsbericht samt Maßnahmeplänen für eine nachhaltige textile Lieferkette, die alle Mitglieder jährlich vorlegen müssen. In diesem Jahr wird den Mitgliedern aufgrund der veränderten Lage durch die Corona-Krise ein Aufschub von 12 Monaten gewährt, den KiK jedoch nicht benötigte.

„KiK hat die Krise genutzt und die Roadmap weiter bearbeitet, die jetzt schon an OECD Guidelines angelegt ist. Wir möchten Standards internationalisieren und haben uns einen Planungshorizont für die nächsten ein bis zwei Jahre gesetzt“, erklärte Ansgar Lohmann, Bereichsleiter der CSR-Abteilung von KiK, jüngst im Interview mit FashionUnited.

Das leitende Rahmenwerk des Überprüfungsprozesses sind die elf OECD Due Diligence-Richtlinien für verantwortliche Lieferketten in der Bekleidungs- und Schuhbranche zu den Themen Kinder- und Zwangsarbeit, Diskriminierung von Frauen, Arbeitszeiten, Gesundheit und Sicherheit, Versammlungsfreiheit, Gehälter und Sozialbezüge, Chemikalien und Abwasser, Umweltschutz und Ressourcenverbrauch, Tierschutz, Treibhausgasemissionen und Korruption sowie die zusätzlichen Ziele Verwendung von Biobaumwolle und Beschwerdeverfahren.

Soziales Engagement, Diskriminierung am Arbeitsplatz, Vereinigungsfreiheit

Was sein soziales Engagement angeht, so unterstützt der Textildiscounter auch weiterhin eine Schule in der Türkei und vier in Bangladesch finanziell; eine fünfte soll dort hinzukommen. Zudem soll das Programm, syrischen Flüchtlingen eine Arbeitserlaubnis zu verschaffen, weitergeführt und die Flüchtlingskommission der UN (UNHCR) bis 2022 weiterhin finanziell unterstützt werden.

KiK arbeitet zudem mit drei Lieferantenfabriken im indischen Tamil Nadu zusammen, um die Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen dort zu verbessern. Zudem soll ein interner Beschwerdemechanismus bis 2022 identifiziert und verbessert werden. In drei Fabriken in Rangpur, im Nordwesten Bangladeschs, soll heimische Arbeiterinnen geholfen werden, damit sie nicht in die Hauptstadt abwandern müssen.

Was die Bemühungen zur Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen angeht, so soll mit Hilfe des Dienstleisters EcoVadis und KiKs neuer Blockchain-Technologie die Transparenz in der Lieferkette erhöht und bis 2022 alle Tier-2-Lieferanten erfasst werden. Zudem will KiK die Initiative “Smart Textile & Garments C” von 2020 bis 2022 finanzieren, die sich mit Arbeitsbedingungen (einschließlich Vereinigungsfreiheit) und Umweltstandards über Beratungsprogramme, Workshops und Ad-hoc-Maßnahmen befasst. Das Unternehmen nimmt auch freiwillig an der Initiative für existenzsichernde Löhne des Textilbündnisses teil, die sich den Arbeitsbedingungen, einschließlich Tarifverhandlungsfähigkeiten und Umweltstandards annimmt.

Gesundheit & Sicherheit und Korruption

Was die Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen (einschließlich Gebäudesicherheit) angeht, so hält sich KiK weiterhin an die Vorgaben des Bangladesh Accord und die des Ready Made Garment Sustainability Council (RSC), die auf 100 Prozent der Tier 1-Fabriken in Bangladesch angewendet werden sollen. Zudem übertrug das Unternehmen diese Verantwortung in Pakistan auf die Eigeninitiative “Pakistan Building Safety”, die Überprüfungen zur Sicherheit der Gebäude und des Brandschutzes in allen Fabriken vorsieht und 65 Prozent der Nichtübereinstimmungen bis 2022 abschließen will. Ein ähnliches Brandschutz-Programm soll auch in Indien bis 2022 mit zunächst fünf Fabriken eingeführt werden.

Im Rahmen seiner Maßnahmen gegen Korruption müssen vor Geschäftsbeginn alle Lieferanten KiKs Code of Conduct zustimmen und unterzeichnen. Zudem sollen alle von KiK mit Audits beauftragte Prüfungseinrichtungen vertraglich zur Unterzeichnung einer Haftungsklausel verpflichtet werden.

Arbeitszeiten, Löhne und Sozialbezüge

Die Einrichtung von Gesundheits- und Sicherheitsausschüssen in 20 chinesischen Tier- 1-Bekleidungsfabriken soll unterstützt werden, um auch die Arbeitszeitenregelung anzusprechen. Mit Hilfe von Blockchain-Technologie sollen sie wichtige Betriebswege überprüfen. Bis 2022 soll dies auf 50 Fabriken ausgeweitet werden.

Was Löhne und Sozialbezüge angeht, so schließt sich KiK den Initiativen der ILO, speziell dem ILO Call for Action im Rahmen von Covid-19, der ACT-Selbsteinschätzung des Textilbündnisses und dessen Living Wage-Initiative an.

Chemikalien- und Umweltmanagement

KiK will schrittweise mehr als 160 problematische Chemikalien, die in der Textilproduktion verwendet werden, durch sichere Substanzen ersetzen. Zudem soll die Liste der Beschränkungen für Chemikalien mit 100 Prozent der Tier-1-Bekleidungsfabriken kommuniziert werden. In Bangladesch soll zudem ein Pilotprojekt zum Chemikalienmanagement und zur Abwasserbehandlung in zwei Fabriken mit Hilfe eines externen Experten eingeführt werden. Darauf aufbauend soll ein Aktionsplans zur Reduzierung der Verschmutzung entwickelt werden.

Entlang der gesamten Lieferkette soll die Anzahl von ISO 14001-Zertifikaten im Vergleich zu 2017 auf 40 steigen. Zudem soll der Anteil von FSC-Pappe bei sozialen Produkten bis 2021 auf 100 Prozent gesteigert werden.

Tierschutz und Treibhausgasemissionen

KiK arbeit für den Tierschutz mit externen Experten wie der "Fur Free"-Initiative und der Organisation Vier Pfoten zusammen. Zudem unterzeichnete das Unternehmen ein Abkommen zur Behandlung von Schafen in Australien.

Was die Treibhausgasemissionen angeht, so will sich KiK an die Vorgaben der Fashion Industry Charter halten und entsprechend einen Maßnahmenplan entwickeln. Zudem soll ein Pilotprojekts zur Installation von Solaranlagen auf den Dächern von drei pakistanischen Fabriken bis 2022 durchgeführt werden.

Anteil von Biobaumwolle bleibt bei nur 1 Prozent

Was den Anteil der von KiK in seinen Produkten verwendeten Biobaumwolle angeht, so hinkt der Discounter dem Durchschnitt der Bündnismitglieder wie im Vorjahr hinterher: Während der Anteil von nachhaltiger und Biobaumwolle insgesamt auf rund ein Drittel gesteigert werden konnte und damit nahe der Zielmarke für 2020 von 35 Prozent liegt, behält KiK den eigenen Anteil von nur einem Prozent bei. Angesichts von KiKs Volumen entspricht dies jedoch 4,7 Millionen Kleidungsstücken.

Jetzt bleibt abzuwarten, wie die aufgestellten Maßnahmenpläne - nicht nur von KiK, sondern von allen Mitgliedern des Textilbündnisses - auch angewendet werden, insbesondere angesichts der durch die Corona-Krise teilweise verlagerten Prioritäten. Die rund 120 Mitglieder stehen laut Aussage des Textilbündnisses zurzeit für etwa die Hälfte des Umsatzes im deutschen Textilmarkt.

Fotos: Partnerfabrik in Yangoon, Myanmar; Eröffnungstreffen mit Fabrikbesitzern in Karachi / KiK

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