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Kompost statt Sondermüll: Neue Trends bei nachhaltigen Fasern

Von Regina Henkel

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Immer mehr Textilhersteller denken darüber nach, was am Ende aus den Stoffen wird, die sie entwickelt haben. Nur wer am Ende auch eine saubere Entsorgung seiner Produkte gewährleisten kann, handelt wirklich nachhaltig. Deshalb kommen demnächst immer mehr kompostierbare Fasern auf den Markt.

Zunehmendes Problem: Entsorgung von Textilien

Mehr als eine Million Tonnen Altkleider landeten 2016 in deutschen Altkleiderkontainern. Laut des Dachverbands FairWertung e.V. sollen das etwa 80 Prozent aller Altkleider sein. Mehr als die Hälfte dieser Altkleider sind nicht mehr als Kleidung zu gebrauchen und wird zu Putzlappen etc. weiterverarbeitet. Etwa 10 Prozent der Altkleider können gar nicht mehr weiterverarbeitet werden und landen dann doch in der Verbrennungsanlage oder auf der Müllkippe. Bei dieser Aufstellung kommt Deutschland sogar noch sehr gut weg: In den USA hingegen landeten ca. 84 Prozent der Altkleider im Müll, das sind 11 Millionen Tonnen pro Jahr. Das heißt: Der massenhafte Konsum von Kleidung erschafft weltweit ein riesiges Müllproblem!

Polyester braucht 400 Jahre bis es zerfällt

Herkömmliches Polyester braucht an die 400 Jahre, bis es sich zersetzt hat. Das ist vor allem dort ein großes Problem, wo Abfälle nicht getrennt entsorgt werden und auf Müllkippen landen oder gleich in der freien Natur. Aber es verschmutzt die Umwelt auch an anderen Orten, beispielsweise das Meer. Eine neue Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) hat herausgefunden, dass es mal wieder die Bekleidung ist, die unsere Meere durch Mikroplastik verschmutzt. Allein durch den Gebrauch von unserer Kleidung und durch das regelmäßige Waschen gelangen Mikrofasern aus Plastik in unsere Gewässer und gefährden dort das Leben von Pflanzen und Tieren. Inzwischen schwimmen Tonnen von Mikroplastik im Meer. Es nutzt also nichts, bei der Beurteilung von Nachhaltigkeit allein auf die Herstellung eines Produktes zu achten, auch die Nutzungsphase und die Entsorgung muss immer mehr auch in den Blick genommen werden.

Kompostierbare Fasern

Während das Thema Recycling schon seit Jahren die Textilindustrie beschäftigt und immer mehr Innovationen hervorgebracht werden (von den recycelten PET-Flaschen über Altkleidersammlungen im Handel bis hin zu recycelter Daune und recycelten Fischernetzen), stehen biologische Abbaubarkeit und Kompostierbarkeit von Textilien noch ganz am Anfang der Entwicklung. Dabei geht es einerseits darum, natürliche Fasern wie Baumwolle – die an sich kompostierbar sind –umweltfreundlich auszurüsten, damit sie das auch nach der Verarbeitung zu Bekleidung weiterhin sind. Vor allem aber geht es um synthetische Fasern, die in Zukunft biologisch abbaubar sein sollen und damit das Müllproblem lindern. Viel Forschungsarbeit geht gerade in die Entwicklung von biobasierten synthetischen Fasern, die auf der Grundlage von nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Sie sollen die erdölbasierten Synthetics ersetzen und am Ende auch das Abfallproblem lösen helfen, weil solche Kunstfasern oft biologisch abbaubar sind – wenn auch nicht alle. Auf diese Weise können in Zukunft sogar Mischgewebe von Naturfasern und synthetischen Fasern bedenkenlos entsorgt werden.

Herausforderung: Einheitliche Entsorgungswege

Auch wenn immer mehr Textilien theoretisch kompostierbar sind, bleibt dennoch das Problem, wie man diese Form der Entsorgung weltweit einheitlich regelt und die unterschiedlichen Textilien der richtigen Entsorgung zuführt. Denn es gibt verschiedene Kompostierungsverfahren, nicht alle eignen sich gleichermaßen. So unterscheidet sich beispielsweise eine industrielle Kompostierung hinsichtlich der benötigten Temperatur und der Zeit von der Kompostierung im Garten. Erst recht heißt „biologisch abbaubar“ noch lange nicht, dass die Faser im Meer als Mikroplastik harmlos wäre. Gerade in diesem Feld ist noch viel Forschung nötig. Auch die Kennzeichnungspflicht auf den Textilien ist im Moment noch nicht so weit, dass man als Konsument oder Entsorgungsunternehmen zweifelsfrei erkennen könnte, wie das Produkt am besten entsorgt werden kann.

Foto: Nabu.de / William Roddriguez-Schepis/Marine Photobank

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