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Menschenrechtsorganisation ruft 46 Modemarken auf, in Myanmar aktiv zu werden

Von Simone Preuss

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Bekleidungsarbeiter:innen bei einem Protest in Myanmar. Bild: Business and Human Rights Resource Centre

Eine umfassende Untersuchung des Business and Human Rights Resource Centre (BHRRC), das auch ein Büro in Berlin betreibt, deckte 212 Fälle von Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen an mehr als 108.000 Arbeiter:innen in Bekleidungsfabriken in Myanmar seit der illegalen Machtübernahme des Militärs vor zwei Jahren auf.

Die häufigsten Verstöße waren Lohnkürzungen und Lohndiebstahl, gefolgt von ungerechtfertigten Entlassungen, unmenschlichen Arbeitsbedingungen und erzwungenen Überstunden, heißt es im Bericht „Falling out of Fashion: Missbrauch von Bekleidungsarbeiter:innen unter der Militärherrschaft in Myanmar“, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Ebenso nahmen Fälle von Belästigung, Einschüchterung und Missbrauch zu, wobei der überwiegende Teil geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung von Frauen betraf. Auch die Vereinigungsfreiheit wurde stark angegriffen.

BHRRC ruft 46 Modemarken auf, gegen Missbrauch vorzugehen

In einer Medienmitteilung vom Donnerstag nennt der BHRRC die 46 Modemarken, die ihre Arbeiter:innen nicht vor dem Arbeitsmissbrauch in Myanmar schützen, darunter Adidas, Mango, Next, Marks & Spencer, Guess, Juicy Couture, New Look, Matalan und Skims. Inditex, H&M, Primark und Bestseller wurden mit jeweils 21, 20, 19 und 17 Fällen mit den meisten Instanzen mutmaßlichen Missbrauchs seit Beginn des Militärputsches in Verbindung gebracht.

Der schwedische Modekonzern H&M gab inzwischen in einer Stellungnahme gegenüber Reuters an, die 20 mutmaßlichen Fälle von Arbeitsrechtsverletzungen in seinen Zulieferbetrieben in Myanmar untersuchen und von seinem Team vor Ort und in enger Zusammenarbeit mit den relevanten Interessenvertreter:innen weiterfolgen und wenn nötig beheben zu wollen.

Der spanische Konzern Inditex, Mutter der Fast-Fashion-Marke Zara, lehnte es laut Reuters ab, den Bericht zu kommentieren, der 21 Fälle von angeblichen Missbräuchen bei dessen Zulieferbetrieben fand. Im letzten Monat kündigte Inditex jedoch an, die Beschaffung aus Myanmar einstellen zu wollen, nachdem die globale Gewerkschaft IndustriALL eine Kampagne startete, die Unternehmen überzeugen soll, nach dem Militärputsch nicht mehr in Myanmar zu investieren. Inditex gab noch nicht an, wann genau es seine Beschaffung in Myanmar einstellen wolle, sprach aber von einem „schrittweisen und verantwortungsvollen Rückzug“.

Alle 46 Marken wurden zu ihrer Sorgfaltspflicht in Bezug auf die Menschenrechte befragt, wobei der BHRRC „erhebliche Lücken“ in der Überwachung ihrer Lieferkette in Myanmar feststellte wurden. Guess, Mango, Moschino, American Holic, Creaciones Selene, Dunnes, Justin Brands, La Senza, New Yorker, Juicy Couture und Skims gehörten zu den Marken, die auf Bitten um eine Stellungnahme zu den mit ihnen verbundenen Vorwürfen nicht reagierten, obwohl jede von ihnen mit mehreren Fällen von Missbrauch in Verbindung gebracht wurde. Nur 17 Prozent der Antworten von Marken erwähnten Abhilfemaßnahmen für die Arbeitnehmer:innen.

„Mehr als zwei Jahre nach dem Militärputsch in Myanmar zeichnet dieser Bericht ein alarmierendes Bild von der Verbreitung von Menschenrechtsverletzungen gegen Bekleidungsarbeiter:innen, von denen viele Kleidung für einige der größten Modemarken der Welt herstellen“, kommentiert Natalie Swan, Projektleiterin für Arbeitsrechte beim BHRRC, in der Mitteilung.

„Modemarken, die aus Myanmar einkaufen, müssen dringend erkennen, welchen Einfluss sie auf diese Situation haben - und schnell daran arbeiten, eine bessere Kontrolle darüber zu gewährleisten, was in ihren Lieferketten in Myanmar vor sich geht“, fügt Swan hinzu. „Es ist nur recht und billig, dass Modemarken, die sich auf ihre Gewinne verlassen, unter Druck geraten, die Menschenrechtsrisiken in ihren Lieferketten weiter zu hinterfragen. Wenn ein Unternehmen seine Waren aus einem Land bezieht, in dem ein bewaffneter Konflikt oder weit verbreitete Gewalt herrscht, ist es in der Verantwortung dieses Unternehmens, zu zeigen, wie es dieser besonderen Herausforderung begegnet.“

Der dänische Modekonzern Bestseller erklärte auf Anfrage von FashionUnited, er habe einen „guten und kontinuierlichen Dialog“ mit dem BHRRC. „Wir haben uns an der Untersuchung des BHRRC beteiligt und begrüßen seine ausgewogene Analyse. Die Ergebnisse werden in unsere sich ständig weiterentwickelnden Due-Diligence-Prozesse einfließen und unsere Bemühungen um eine verantwortungsvolle Geschäftstätigkeit verstärken“, sagte das Unternehmen in einer E-Mail an FashionUnited. Wie genau die Bemühungen aussehen, wurde jedoch nicht genannt.

FashionUnited hat ebenfalls bei einigen der genannten Unternehmen angefragt und wird diesen Artikel mit etwaigen Antworten aktualisieren.

Dieser Artikel wurde am 24. August aktualisiert.

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