• Home
  • Nachrichten
  • Business
  • Neue Zahlen: Was verdient Berlin tatsächlich an der Fashion Week?

Neue Zahlen: Was verdient Berlin tatsächlich an der Fashion Week?

Von Reinhold Koehler

Wird geladen...

Scroll down to read more

Business

Die Berliner Modewoche ist längst eine der renommiertesten Veranstaltungen der Hauptstadt, die zweimal jährlich zigtausende Besucher anlockt und Einkäufer, Journalisten, Hersteller, Models, Kunden und Marken zusammenbringt. Unzählige Veranstaltungen säumen die Peripherie rund um die zentralen Veranstaltungen wie die Mercedes-Benz Fashion Week oder die Messen Premium und Panorama.

Auch zur kommenden Ausgabe der Modewoche, die vom 17. bis 19. Januar 2017 stattfinden wird, werden wieder über 40.000 Besucher erwartet, die in Berlin wohnen, dinieren und einkaufen werden - ein Millionengeschäft nicht nur für die Modebranche sondern vor allem auch für die Stadt.

Schaut man sich den Gesamtbetrag an, den Berlin aus der Fashion Week generiert, ist die Spreemetropole natürlich noch weit von Standorten wie New York oder Tokio entfernt. Rund 71 Millionen Euro Umsatz wird die Stadt voraussichtlich mit der Fashion Week generieren können. Gerechnet wird mit rund 40.000 Besuchern, die durchschnittlich 1.457 Euro pro Person ausgeben. Berlin liegt damit im globalen Modewochen-Ranking nur auf Platz acht, ordnet sich aber noch vor den Veranstaltungen in Mailand und Paris ein.

Restaurants profitieren am stärksten

Auf Rang eins der umsatzstärksten Modewochen liegt unangefochten New York. Hier geben 150.000 Besucher durchschnittlich rund 2.400 Euro aus, was zu Gesamteinnahmen in Höhe von satten 540 Millionen Euro führt. Auf Rang zwei liegt London mit 278 Millionen, gefolgt von Madrid, Tokio und Kopenhagen mit 104, 93 und 85 Millionen Euro. Jakarta und Sao Paulo folgen auf Rang sechs und sieben.

Paris und Mailand hingegen können jeweils nur rund 64 Millionen Euro Einnahmen aus ihren Modewochen generieren, allerdings bei einer vergleichsweise geringen Besucheranzahl von 30.000.

Die Recherchen von FashionUnited haben ergeben, dass in Berlin vor allem der Einzelhandel von der Fashion Week profitiert. So werden allein 29 Millionen Euro in den Retail-Stores umgesetzt. Auf Rang zwei liegen die lokalen Restaurants, auf die 19,5 Millionen Euro entfallen. Für Show- und Messelocations werden zwölf Millionen Euro ausgegeben, für Übernachtungen 9,5 Millionen.

Von den 70,5 Millionen Euro Gesamteinnahmen, die Berlin mit der Modewoche generiert, entfallen 59 Millionen auf Unternehmenseinnahmen, während die öffentliche Hand durch Steuern und Abgaben 11,5 Millionen Euro umsetzt. Dabei ist die Besucheranzahl mit 40.000 durchaus konservativ gerechnet. Die Organisatoren der Messen, Schauen und Events rechnen insgeheim mit einer noch größeren Fluktuation.

Gesamteinnahmen sinken, neue Konzepte müssen her

Vergleicht man die aktuellen Werte mit denen aus dem vergangenen Jahr, zeigt sich jedoch, dass der Berliner Modewoche eine Erneuerungs- und Verjüngungskur durchaus gut tun würde. So sinken sowohl die Pro-Kopf-Ausgaben der Besucher sondern auch die Gesamteinnahmen, die Wirtschaft und Staat aus der Modewoche generieren. 2016 lag Berlin nämlich mit einem Gesamtumsatz von rund 74 Millionen Euro auf Platz drei des globalen Rankings, direkt hinter New York und London. Dies liegt vor allem darin begründet, dass bei gleicher Besucherzahl fast 100 Euro mehr pro Person ausgegeben wurden.

Verlierer ist hier eindeutig der Einzelhandel, der nicht mehr in dem selben Umfang von der Fashion Week profitieren kann wie bisher. Vor allem die Berliner Modelabels, die in der Vergangenheit oftmals nur in kleinen Boutiquen vor Ort zu kaufen waren, beliefern ihre Kunden mittlerweile längst auch international über ihre eigenen Online-Stores. Restaurants und Hotels machen so im Ausgaben-Ranking durchaus Plätze gut, können den Einzelhandel als Top-Profiteur jedoch noch nicht vom Thron stoßen.

Dass die Berlin Fashion Week ein neues Konzept braucht, zeigt sich nicht nur daran, dass 2017 mit Mercedes-Benz einer der größten Sponsoren abspringen wird; auch die Besucherzahlen gehen seit Jahren kontinuierlich zurück. Zu Hochzeiten der Veranstaltung vor sechs, sieben Jahren, berichtete allein die damalige Leitmesse Bread & Butter von bis zu 100.000 Besuchern. Die aktuelle Gästeanzahl von 40.000 kann nicht dauerhaft das Ziel der Organisatoren und beteiligten Unternehmen sein.

Auch deshalb wird derzeit versucht, die bislang ausschließlich einem Fachpublikum aus Einkäufern und Journalisten vorbehaltene Veranstaltung Schritt für Schritt einem breiten, öffentlichen Publikum zugänglich zu machen. Wenn die Berliner Fashion Week es schon nicht zum Highlight im internationalen Modekalender schafft, könnte die Stadt so immerhin einen weiteren Anreiz für Touristen schaffen. Der Ausgang dieses Experiments ist allerdings völlig offen.

Foto: AFP / Citizenside / S.A. Struck, Foto 2: AFP / Emmanuele Contini / Nurphoto, Foto 3: Marc Cain via Catwalkpictures

Berlin Fashion Week
MBFW
Panorama
Premium