NFT-Rechtsstreit: Nike und Hermès treiben Markenrechts-Klagen voran
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Nike hat einen Antrag auf die Erweiterung seiner Markenrechts-Klage gegen StockX gestellt. Der Sportartikelhersteller beantragte die Aufnahme von Fälschung und falscher Werbung in seiner Klage gegen den Metaverse-Marktplatz bei dem zuständigen Bezirksgericht in New York am Dienstag.
Laut Berichten des New Yorker Nachrichtenunternehmens Bloomberg hatten Rechtsvertreter:innen von Nike über einen Zeitraum von zwei Monaten vier gefälschte Paar Schuhe von der Metaverse-Plattform StockX gekauft, bei denen es sich laut Quittungen um Originalware handeln sollte.
Nike hatte im Februar eine Klage gegen StockX eingereicht, weil das Unternehmen NFTs anbietet, die unter anderem an physische Versionen von begehrten Nike-Sneakern gekoppelt sind. StockX gab an, dass die Käufer:innen der NFTs sich Eigentumsrechte an den Schuhen sichern würden. Nike weist in seinem Antrag darauf hin, dass es sich bei den NFTs um Vermögenswerte handelt, von denen StockX auf Grund des Nike-Markenimages profitiert. „Leider neigen neuartige Produktangebote, aufkeimende Technologien und Goldrausch-Märkte dazu, Gelegenheiten für Dritte zu schaffen, aus dem Ruf angesehener Marken Kapital zu schlagen und Verwirrung auf dem Markt zu stiften", so Nike in den Gerichtsunterlagen.
Der Nike-Fall ist nicht der einzige, der ausschlaggebend für die Handhabung von Markenrecht im Bereich NFTs sein könnte. Letzte Woche ließ ein New Yorker Bundesrichter eine Klage von Hermès gegen den Künstler Mason Rothschild zu, indem er einen Antrag auf Abweisung des Falles durch Rothschild ablehnte.
Rothschild wurde von Hermès verklagt, nachdem er während der Art Basel in Miami im Dezember ‘MetaBirkin’-NFTs verkaufte, die die Luxus-Handtaschen aus Leder als Kunstfell-Versionen darstellen. Die internationale Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Rothschild mindestens eine Million US-Dollar mit den Verkäufen der MetaBirkins verdient habe, bevor Hermès im Januar die Klage einreichte. In der Klage bezeichnete Hermès den in Los Angeles lebenden Künstler als "digitalen Spekulanten, der versucht, durch die Aneignung der Marke schnell reich zu werden". Das französische Modehaus behauptet auch, dass Rothschild "versucht, ein Vermögen zu machen, indem er die ‘realen Eigentumsrechte’ von Hermès gegen ‘virtuelle Eigentumsrechte’ austauscht". Außerdem stellte Hermès fest, dass er sich dazu entschieden hat digitale MetaBirkins zu verkaufen, "weil eine Birkin-Handtasche in der physischen Welt ein sehr wertvolles Gut ist".
Hermès könnte Prozess verlieren
Nachdem Rothschild im Dezember eine erste Unterlassungserklärung von Hermès erhalten hatte, postete er eine öffentliche Antwort an das Unternehmen auf dem MetaBirkins-Instagram-Account. Darin verwies Rothschild auf seine Rechte des ersten Artikels der US-amerikanischen Verfassung, die es ihm erlauben, "Kunst zu schaffen, die auf [seiner] Interpretationen der Welt um [ihn] herum basiert."
Auch wenn der Richter den Antrag Rothschilds auf Abweisung der Klage abgelehnt hat, und der Rechtsstreit nun ausgetragen wird, haben Rothschilds Anwält:innen bereits Beispiele angeführt, mit denen der Fall zu seinen Gunsten entschieden werden könnte.
„Rothschilds Kunst verliert nicht den Schutz des ersten Artikels der Verfassung, nur weil sie verkauft wird”, heißt es in der Gegenklage, die sich auf einen Markenrechtsfall aus dem Jahr 1989 beruft. Damals hatte die Oscar-Preisträgerin Ginger Rogers den italienischen Filmproduzenten Alberto Grimaldi und die MGM Studios wegen eines Films mit dem Titel ‘Ginger und Fred’ verklagt. Rogers argumentierte, dass der Name des Films Verbraucher:innen in die Irre führe und den Eindruck erwecke, dass sie etwas mit dem Film zu tun habe. Laut einem von der Cornwall Law School zur Verfügung gestellten Rechtslexikon, berief sie sich in der Klage auf ihr Öffentlichkeitsrecht und die unbefugte kommerzielle Nutzung eines Namens, des Aussehens oder anderer erkennbarer Aspekte einer Person. Rogers verlor den Fall – der Richter urteilte damals, dass sofern das Werk eine “minimale künstlerische Relevanz” hat und “die Quelle der Arbeit nicht ausdrücklich misszuverstehen sei”, die Gefahr einer Unterdrückung des kreativen Werks größer als andere Risiken, wodurch das Recht auf künstlerischen Ausdruck unangemessen eingeschränkt werden würde.
Rothschilds Rechtsteam argumentiert, dass seine Arbeit künstlerisch relevant sei, weil die mit Kunstfell abgebildeten Taschen ein “Kommentar zur Tierquälerei in der Modeindustrie seien” und “die Initiativen zur Suche nach Lederalternativen” widerspiegeln. Außerdem zeigen die NFTs “Luxus ohne jegliche Funktion sondern nur mit Kommunikationswert” und entfernen sich dadurch vom Image der Luxustaschen. Sie würden eher “in Frage stellen, wofür Luxusliebhaber:innen eigentlich bezahlen”.
Louis Vuitton verlor 2021 einen ähnlichen Fall gegen Warner Bros Entertainment. Das französische Luxushaus klagte, dass eine Szene aus der Komödie ‘The Hangover Part II’, in der eine gefälschte Louis-Vuitton-Tasche gezeigt wurde, die Marke verletzen würde. Warner Bros Entertainment berief sich, wie nun auch Rotschild, auf die Rechte des ersten Artikels der US-amerikanischen Verfassung.
Derzeit ist Hermès nicht im Metaverse tätig. „Im Moment sind wir daran interessiert zu sehen, wie sich diese Welt entwickelt und verändert”, sagte Axel Dumas, CEO von Hermès laut dem Fachmagazin Forbes auf der Aktionärsversammlung des Unternehmens im vergangenen Monat. „Aber das hat für uns keine Priorität”, fügte er hinzu.
Erklärung von StockX
„Wir nehmen den Schutz unserer Kundschaft sehr ernst und haben Millionen investiert, um die Verbreitung von gefälschten Produkten zu bekämpfen, mit der praktisch jeder globale Markt heutzutage konfrontiert ist. Die jüngste Klage von Nike ist nicht nur unbegründet, sondern auch merkwürdig, wenn man bedenkt, dass das eigene Markenschutz-Team Vertrauen in unser Authentifizierungsprogramm bekundet hat und dass Hunderte von Nike-Mitarbeitenden – darunter auch leitende Angestellte – StockX für den Kauf und Verkauf von Produkten nutzen. Diese jüngste Taktik ist nichts weiter als ein panischer und verzweifelter Versuch, den verlorenen Rechtsstreit gegen unser innovatives NFT-Programm wiederzubeleben, das die Art und Weise revolutioniert, wie Verbraucher:innen Sammlerstücke sicher, effizient und nachhaltig kaufen, lagern und verkaufen können. Die Anfechtung von Nike ist unbegründet und zeigt deutlich, dass das Unternehmen den modernen Markt nicht versteht.”
Dieser übersetzte Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.uk.