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Primark stellt im jüngsten Nachhaltigkeitsbericht Ergebnisse vor

Von Simone Preuss

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Die größte Primark-Filiale in Birmingham. Bild: Primark

Vor gut einem Jahr, im September 2021, hatte der irische Textildiscounter Primark eine weitreichende Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt, die darauf abzielt, Textilabfälle zu reduzieren, den CO2-Ausstoß in der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens zu halbieren und das Leben der Menschen zu verbessern, die Primark-Produkte herstellen. Jetzt hat das Unternehmen die Ergebnisse in seinem „Sustainability and Ethics Progress Report 2021/22“ vorgestellt.

Konkret verpflichtet Primark sich, in vier Hauptbereichen nachhaltiger zu werden, nämlich

  • nachhaltigere Materialien zu verwenden,
  • seinen Designprozess auf Recycling auszulegen,
  • weniger CO2 und Einwegplastik zu verwenden und
  • existenzsichernde Löhne und faire Arbeitsbedingungen zu garantieren.

„In den vergangenen zwölf Monaten ging es darum, die richtigen Grundlagen für unsere Nachhaltigkeitsstrategie Primark Cares zu schaffen. Wir haben uns vor allem darauf konzentriert, uns so aufzustellen, dass wir unsere Selbstverpflichtungen erfüllen können. Deshalb waren Pilotprojekte und Prozesse ebenso wichtig wie die Fortschritte, die wir in diesem ersten Jahr erzielt haben“, erklärt Primark Cares-CEO Lynne Walker.

„Vor einem Jahr haben wir versprochen, die Art und Weise zu ändern, wie wir unsere Kleidung herstellen und beschaffen. Wir haben uns dazu verpflichtet, unsere Geschäftsprozesse zu überdenken. Für die Orientierung haben wir uns bewusst ehrgeizige Ziele bis zum Jahr 2030 gesetzt. Wir haben das letzte Jahr damit verbracht, in unsere Trainings zu investieren und sie auszubauen, neue Wege der Zusammenarbeit innerhalb unseres eigenen Unternehmens sowie mit Lieferant:innen und Partner:innen zu beschreiten, um diese Veränderungen zu unterstützen. Das war manchmal eine Herausforderung und wir wissen, dass wir erst am Anfang stehen, aber nach einem Jahr sind wir entschlossener denn je, nachhaltigere Mode für alle leistbar zu machen“, fügt Walker hinzu.

Nachhaltigere Materialien

Im Mai hatte Primark eine Erweiterung seines Primark Sustainable Cotton Programmes (PSCP) bekannt gegeben. Demnach sollen bis 2023 275.000 Landwirt:innen in nachhaltigeren Anbaumethoden geschult werden; bis dahin nahmen 150.000 Bäuer:innen in Indien, Bangladesch und Pakistan teil, davon 80 Prozent Frauen. Im jüngsten Nachhaltigkeitsbericht bestätigt Primark das Ziel und berichtet, dass bis jetzt 252.800 Baumwollbauer:innen teilnahmen. Zudem betont der Discounter, dass sich „dieses Programm eines Textil-Einzelhändlers als das größte seiner Art etabliert und durchgesetzt hat“.

Derzeit erhalten 40 Prozent aller bei Primark verkauften Kleidungsstücke aus Baumwolle recycelte, ökologisch angebaute oder aus dem PSCP stammende Baumwolle; 27 Prozent waren es bei der Einführung der Primark Cares Strategy. Ziel ist es, bis 2030 alle Kleidungsstücke aus recycelten oder nachhaltigeren Materialien herzustellen. Nachhaltigere Materialien definiert Primark als Materialien, bei denen Anstrengungen unternommen werden, die Umweltbelastung zu reduzieren.

Designprozess

Ein neues Circular-Design-Trainingsprogramm wurde für 24 Mitglieder des Produktteams und sechs Lieferbetriebe implementiert und für die nächsten zwölf Monate ausgeweitet.

Zudem fanden in ganz Großbritannien und Irland 43 Repair-Workshops statt, die das Bewusstsein von Kund:innen und Kolleg:innen stärken sollten, ihre Kleidung länger behalten und tragen zu wollen und durch die Workshops dies tun zu können.

Rücknahmeboxen für Textilien werden mittlerweile in allen Filialen in Großbritannien, Irland, Deutschland und Österreich angeboten, was 65 Prozent aller Filialen entspricht.

Weniger CO2 und Einwegplastik

Primark hat die Kohlendioxid-Emissionen im eigenen Betrieb (Scope 1 & 2) um 22,9 Prozent im Verhältnis zum Jahr 2018/19 reduziert sowie ein Kompetenzzentrum für Verpackungen neu eingerichtet, um so Wege zu entwickeln, Einwegplastik- und Nicht-Bekleidungsabfälle bis 2027 zu reduzieren.

Kleiderbügel machen etwa 65 Prozent des gesamten Einwegplastikvolumens bei Primark aus. In diesem Jahr wurde eine neue Strategie entwickelt, um wo immer möglich bei allen Kleiderbügeln auf 100 Prozent recycelte Materialien umzusteigen. Außerdem sollen so viele verbleibende Kleiderbügel wie möglich wiederverwendet oder recycelt werden, so dass alle Kleiderbügel Teil eines Kreislaufsystems werden können.

„Seit der Einführung von Primark Cares im letzten Jahr haben wir 95 Prozent der Abfälle, die wir in unseren direkten Betrieben produzieren, von der Mülldeponie weggeleitet. Es wurden klare Richtlinien entwickelt, die erklären, wie wir jede Art von Abfall, die wir produzieren, behandeln und verwalten. Wir bieten unseren Mitarbeiter:innen umfassende Schulungen an, damit sie alle wissen, wie sie Abfälle angemessen entsorgen können“, erklärt Primark.

Menschen und Löhne

Um neue oder aktualisierte Richtwerte der Global Living Wage Coalition für vier der Beschaffungsmärkte von Primark (Bangladesch, Kambodscha, Türkei und Vietnam) zu erhalten, hat das Unternehmen zusammen mit dem Anker Research Institute Forschungen in Auftrag gegeben.

Außerdem wurden vier neue Austauschnetzwerke zum Thema Inklusion und Unterstützung ins Leben gerufen. Diese sollen Mitarbeiter:innen nutzen, um Ansätze und Gedanken zu Neurodiversität, Behinderungen, kulturelle Vielfalt, Gender und LGBTQIA+ zu diskutieren, vertreten und gestalten.

Vor Ort ist Primark ebenfalls aktiv und unterstützt zum Beispiel ein Projekt, dass die mentale Gesundheit von Bekleidungsarbeiter:innen in Indien angeht. „Ich habe in den letzten 25 Jahren in der Bekleidungsindustrie gearbeitet, aber die Arbeit mit Primark war anders. Es ist sehr selten, dass eine Marke über ihren Verhaltenskodex hinausgeht, und noch seltener ist es, dass eine Marke in eine unerprobte Maßnahme investiert. Der Erfolg des MySpace-Projekts ist das Ergebnis des Risikos, das Primark bereit war einzugehen, um das Wohlergehen der Mitarbeiter:innen zu verbessern und eine nachhaltige Wirkung für die Arbeitnehmer:innen zu erzielen“, kommentiert Bobby Joseph, Leiter des Gesundheitsdienstes der Gemeinde und des Arbeitsmedizinischen Dienstes am St. John's Medical College in Bangalore.

Primarks Lieferkettenpartner. Bild: Primark

Nachhaltigkeit bei Primark in Zahlen

Primark verzeichnete im Berichtszeitraum Einnahmen in Höhe von knapp 7,7 Milliarden Pfund (fast 9 Milliarden Euro) und beschäftigte insgesamt 72.000 Menschen. Das Unternehmen betreibt rund 408 Filialen in 14 Ländern und lässt in 883 Tier-1-Fabriken (solche, die fertige Produkte herstellen) in 26 Ländern fertigen. Diese beschäftigen rund 630.000 Menschen.

Im Jahr 2021 führte Primark 2.400 Betriebsprüfungen in seiner Lieferkette durch, was drei Besuchen pro Fabrik entsprechen würde, zieht man die vorher genannten Zahlen hinzu. 61 Beschäftige in Primarks Hauptsitz beschäftigen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Ethik beziehungsweise 130 Teammitglieder in den zwölf wichtigsten Beschaffungsmärkten. Diese arbeiten mit mehr als 40 externen Partner:innen in Schlüsselbeschaffungsmärkten an Programmen, die sozial etwas bewirken beziehungsweise 30 in acht Herstellungsländern, die Bekleidungsarbeiter:innen in mehr als 800 Fabriken unterstützen.

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