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Projekt TexCircle upcycelt Alttextilien zu neuer Kleidung und Accessoires

Von Simone Preuss

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Upcycelter Pullover. Bild: Texaid

Der Spezialist für kreislauffähige Dienstleistungen Texaid Textilverwertungs-AG hat zusammen mit Spinnmaschinenhersteller Rieter, der Hochschule Luzern und Partnern aus dem öffentliche Sektor, Einzelhandel und Marken das zweijährige Textilrecyclingprojekt „TexCircle“ beendet und damit das Textil-zu-Textil-Recycling einen Schritt nach vorn gebracht.

Das Ergebnis sind verschiedene Produktprototypen von Pullovern, Socken und Vorhängen bis hin zu Teppichen, Polstern und Accessoires, die mit zwischen 50 und 80 Prozent recycelten Fasern und Garnen entwickelt wurden.

Ziel war es, Wissen zu bündeln, um herauszufinden, wie Systeme geschaffen werden können, um hochwertige Produkte aus recycelten Fasern herzustellen. Das Design- und Forschungs-Know-how der Hochschule Luzern, die Spinnereiexpertise von Rieter und das Sortier- und Sammel-Know-how von Texaid wurden dabei von Coop, der Jacob Rohner AG und der Ruckstuhl AG, sowie Workfashion.com, dem Bundesamt für Zivildienst Zivi, der Nikin AG und Tiger Liz Textiles unterstützt.

Upcycling, kein Downcycling

Durch gemeinsame Entwicklungen vom Entwurf über das Sammeln, Sortieren, Zerreißen und Spinnen bis hin zu den eigentlichen Produktionsversuchen und Produkttests gelang es TexCircle, 2,5 Tonnen Vor- und Nach-Gebrauchs-Textilabfälle zu Produktprototypen mit vielversprechendem kommerziellen Interesse zu recyceln.

Dies passierte nicht ohne Hindernisse: „In den zwei Jahren unserer Zusammenarbeit stießen wir auf mehrere Hürden in der Wertschöpfungskette des Textilrecyclings, die wir überwinden konnten. Dies war der Beweis dafür, dass ein Kreislaufsystem möglich ist, und wir müssen dies nun als Industrie in großem Maßstab ermöglichen“, so das Fazit.

„Dieses Projekt war ein wichtiger Schritt für uns, um der Realisierung neuer Produkte aus Textilabfällen näher zu kommen, die nicht mehr verbraucht werden. Wir brauchen Innovationen und Kooperationen wie diese, um eine kreislauffähige Textilindustrie zu ermöglichen. Für Texaid war es wichtig zu lernen, die Hürden bei der Sortierung, Vorverarbeitung und Weiterverarbeitung zu verstehen, und wir freuen uns darauf, dass im nächsten Jahr die ersten Produktprototypen mit recyceltem Inhalt auf den Markt kommen“, kommentiert Martin Böschen, CEO der Texaid Gruppe, in einer Pressemitteilung.

Prototyp Sweater

Alte Jeans, die zu Pullovern (siehe erstes Bild) verarbeitet wurden. Bild: Texaid

Für den Sweater wurden ausrangierte Jeans von Fremdstoffen gereinigt und in Frankreich in Fasern zerkleinert. Rieter spann diese dann zu einem Rotorgarn für die Verwendung in Strickwaren. Teils wurden sie mit Neufasern aus Biobaumwolle in verschiedenen Anteilen gemischt und getestet.

„Dabei haben wir versucht, einen so hohen Recyclinganteil wie möglich zu erreichen. Aus Jeans wurden Testgarne mit einem Anteil von 70, 80 und 90 Prozent recycelten Fasern hergestellt“, so die Projektbeschreibung auf der Texcircle Website.

Prototyp Socken

Prototyp Socken aus alten Hemden und Hosen. Bild: Texaid

Für die Socken wurden zwei verschiedene Rohmaterialien verwertet: ungetragene Hemden aus dem Zivildienst und ungetragene Hosen aus Coop-Bäckereien; in der Zukunft sollen auch getragene Kleidungsstücke verwendet werden.

In einem ersten Schritt wurden alle Etiketten, Knöpfe, Reißverschlüsse und Manschetten entfernt. Dann wurden die Textilien in Frankreich und Italien zerkleinert. Die zerkleinerten Bäckerhosen wurden dann von Rieter in ein Ringgarn versponnen beziehungsweise die Zivi-T-Shirts von Marchi & Fildi zu einem Rotorgarn.

Prototyp Teppich

Prototyp Teppich aus alten Wollmänteln. Bild: Texaid

Für den Teppich wurden alte Wintermäntel mit einem Wollgehalt von mindestens 70 Prozent verwendet, die Texaid nicht länger verwenden konnte. Sie wurden zuerst nach Farben und Materialien sortiert. Dann mussten unerwünschte Materialien wie Futter, Kleber, Knöpfe und Reißverschlüsse entfernt werden.

Zusammen mit Textilabfällen von Tiger Liz Textiles wurde das übriggebliebene Mantelmaterial in Italien zu Fasern zerkleinert. Marchi & Fildi verspann diese dann zu einem Teppichgarn, das zu 30 Prozent aus der Wolle der alten Mäntel besteht, zu 20 Prozent aus Wolle aus alten Pullovern und zu 50 Prozent aus neuer, ungefärbter neuseeländischer Wolle. Ruckstuhl verarbeitete es zu einem Teppich, der einem Stresstest standhielt.

Prototyp Tasche

Prototyp Taschen aus alten weißen Jacken und schwarzen T-Shirts. Bild: Texaid

Für verschiedene Arten von Taschen wurden sowohl benutzte als auch unbenutzte Bäckerjacken von Coop verwendet und von unerwünschten Bestandteilen befreit. Zusammen mit alten, von Texaid gesammelten schwarzen T-Shirts wurden sie in Frankreich zu Fasern zerkleinert. Diese wurden zu verschiedenen Vliesstoffen verarbeitet.

„Ziel dieser Versuchsreihe war es, ein Vlies zu entwickeln, das gute Werte in Bezug auf Festigkeit und Abrieb aufweist, aber auch die Möglichkeiten der kunstgerechten Verwendung von recycelten Materialien im Vlies zu untersuchen“, erläutert die Projektbeschreibung.

Die so entstandenen Vliesstoffe wurden in einer erweiterten Projektgruppe aus Coop und Rossi Design Ltd. evaluiert und zu Prototypen von Zubehörprodukten verarbeitet. Sie bestehen zu 75 Prozent aus geschredderten Fasern und zu 25 Prozent aus Biko-PET-Fasern, die zur Verfestigung des Materials benötigt werden.

Prototyp Isolierschicht für eine Weste

Prototyp Weste mit isolierenden Vliesstoff. Bild: Texaid

Das Ausgangsmaterial für das Isoliervlies des Kleidungsstücks waren von Texaid gesammelte Bettdecken und Kissen mit Polyesterwatte. In einem ersten Schritt musste das gesammelte Material sorgfältig von den Außenhüllen getrennt werden. Die Projektgruppe testete verschiedene Reinigungsmethoden und entschied sich für die Ozontechnologie.

Die gereinigten Polyesterflocken und das Vlies wurden dann von der Jakob Härdi AG auseinandergezogen. Die aufgelockerten Fasern wurden mit Faserresten aus der Produktion und Biko-Fasern gemischt und zu einem Vlies verarbeitet.

Das daraus resultierende Vlies besteht zu 100 Prozent aus PET. Die Mischung besteht zu 49 Prozent aus recycelten Fasern (aus Bettwäsche), zu 30 Prozent aus rPET aus Industrieabfällen und zu 21 Prozent aus PET-Biko-Bindefasern. Das Vlies ist 20 Millimeter dick und hat eine Grammatur von 200 g/qm. Es wurde als isolierende Schicht in einer von workfaschion.com gelieferten Weste verwendet.

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