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Puma: Lieferprobleme trüben Nachfrageboom

Von DPA

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Foto: Puma Flagship Store in New York

Probleme in der Lieferkette und steigende Frachtkosten verderben dem Sportartikelkonzern Puma die gute Laune über die rasante Erholung vom Corona-Schock. Die Nachfrage ist derzeit riesig – Puma könnte derzeit deutlich mehr verkaufen als das Unternehmen in den Lagern hat. Die Lieferzeiten nehmen zu. Investoren hoffen, dass die Probleme nur kurzfristiger Natur sind und schicken die Aktie von Rekord zu Rekord. Dies könnte womöglich Anfang September mit dem Aufstieg in die erste Börsenliga belohnt werden. Was bei Puma los ist, was Analysten sagen und was die Aktie macht.

Die Lage bei Puma

Das Hauptaugenmerk des Managements liegt derzeit auf der Lieferproblematik. So übersteige die Nachfrage derzeit das Angebot, räumte Konzernchef Björn Gulden zuletzt Ende Juli bei der Vorlage der Halbjahreszahlen ein. Die Lagerbestände stiegen auf niedrigem Niveau. "Diese könnten derzeit höher sein." So war die Beschaffung zuletzt schwierig, die Frachtkapazitäten knapp und die Häfen überlastet.

Neben den Engpässen bei der Fracht und den damit eingehenden explodierenden Transportkosten ist auch die Corona-Pandemie mit Blick auf die Lieferketten noch nicht ausgestanden. Im Gegenteil: So steigen die Infektionszahlen in weiten Teilen der Welt wieder an. In Südvietnam, einem wichtigen Produktionsstandort für Puma, ist es im August zuletzt wieder zu Beschränkungen gekommen, Fabriken wurden geschlossen. Puma versuchte, Produktion zu verlagern, etwa in den Norden des Landes.

Die ganze Problematik inklusive steigender Rohstoffkosten treibt dann auch bei Puma die Ausgaben in die Höhe und belastete die Profitabilität. So verbesserten sich Rohertrags- sowie operative Marge im Vergleich zum coronabedingt schwachen Vorjahr deutlich, lagen zuletzt jedoch unter den Werten des ersten Quartals. An die Kunden weitergeben will Puma die Kosten jedoch aktuell nicht. Breit angelegte Preissteigerungen stehen dem Konzernchef zufolge derzeit nicht zur Debatte.

Ebenfalls noch nicht ausgestanden sind die politischen Spannungen westlicher Staaten mit China, die im Frühjahr zu Boykottaufrufen gegen westliche Marken in dem für Puma wichtigen Markt geführt hatten. Die Umsätze sanken dort im zweiten Quartal währungsbereinigt um fünf Prozent. Die Boykottaufrufe hatte Puma vor allem zu Beginn des zweiten Quartals Anfang Mai hart getroffen, die Umsätze waren Gulden zufolge "signifikant" gefallen. Das habe sich vor allem im E-Commerce-Geschäft gezeigt. Zuletzt habe sich die Entwicklung in China wieder etwas gebessert, so Gulden.

Trotz der zahlreichen operativen Schwierigkeiten war das zweite Quartal ein sehr gutes. Insgesamt hatten sich die Umsätze auf rund 1,6 Milliarden Euro fast verdoppelt, angetrieben von einer hohen Nachfrage im nordamerikanischen Markt. Aber auch das europäische Geschäft erholte sich deutlich, nachdem Beschränkungen des öffentlichen Lebens gelockert wurden. Die Prognose für das laufende Jahr hatte Puma daher erhöht und erwartet währungsbereinigt ein Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent. Auch das operative Ergebnis soll deutlich besser ausfallen und im besten Fall sogar über dem Vor-Corona-Jahr 2019 liegen.

Das sagen Analysten

Marktexperten sind Puma gegenüber optimistisch eingestimmt, die von dpa-AFX zusammengefassten Analysten empfehlen die Aktie überwiegend zum Kauf. Die Zahlen für das zweite Quartal wurden positiv aufgenommen, der neue Ausblick gilt unter den Experten weiterhin als eher konservativ. Die Nachfrage nach den Produkten des Sportartikelkonzerns sei robust, allerdings gebe es weiter Engpässe bei der Materialbeschaffung, kommentierte Christian Salis von Hauck & Aufhäuser. Er gehört zu den wenigen Analysten, die die Aktie mit Halten eingestuft hat. Grundsätzlich komme dem Unternehmen aber das nachhaltige Wachstum nach modischer Sportkleidung zugute. Die dynamische Geschäftserholung unterstreiche die exzellente Markenwahrnehmung.

Zuzanna Pusz von UBS zeigt sich ebenfalls weiter zuversichtlich für das Potenzial der Wachstumsstory. Das zweite Quartal sei stark ausgefallen. Vor diesem Hintergrund erscheine der Ausblick konservativ. Aufgrund der coronabedingt unsicheren Fertigungssituation in einigen südostasiatischen Ländern sei es derzeit jedoch schwierig, die genauen Auswirkungen auf Umsatz und Gewinn zu bestimmen. Eine länger andauernde Unterbrechung der Produktion dürfte zu Umsatzeinbußen aufgrund von Lieferengpässen sowie zu einem zusätzlichen Druck auf den Bruttogewinn im zweiten Halbjahr 2021 führen, da die Sportartikelhersteller ihre Produkte möglicherweise per teurerer Luftfracht verschicken müssten.

Berenberg-Analyst Graham Renwick hält die Prognose ebenfalls für zurückhaltend. Sollte der Sportartikelhersteller sein außergewöhnliches Tempo halten, gebe es noch bedeutend viel Luft nach oben. Jörg Frey von Warburg Research rechnet damit, dass sich das Wachstum im kommenden Jahr nochmals beschleunigt.

Gut stehe Puma in den USA da, hebt James Grzinic von der Investmentbank Jefferies hervor. Die Gewinnkennziffern des Sportartikelherstellers bestätigten, welche Kraft aus dem Ausbau der Markenbekanntheit erwachsen könne. Die Zahlen belegten den Run auf die Marke Puma in den USA. Der Sportartikel- und Lifestyle-Konzern fasse immer besser Fuß auf diesem wichtigen Markt mit Blick auf das Niveau von vor der Coronakrise.

Immer noch im Blick hat Adam Cochrane von der Deutschen Bank die Probleme auf dem wachstums- und renditeträchtigen chinesischen Markt. Die jüngsten Probleme einiger Bekleidungskonzerne wegen der Debatte um die Menschenrechte ließen nach, seien aber durchaus ein Risiko, kommentierte er, schätzt aber, dass die langfristigen Folgen für Sportmodeunternehmen nur begrenzt sind. (dpa)

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