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Rana Plaza – zehn Jahre später

Von Simone Preuss

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Business |HINTERGRUND

Credits: Freiwillige Notfallhelferin bei GSSL in Bangladesch. Bild: Sumit Suryawanshi für FashionUnited

Der zehnte Jahrestag des schlimmsten Unfalls der Bekleidungsindustrie Bangladeschs und der tödlichsten Katastrophe in der Geschichte der industriellen Herstellung ist ein guter Zeitpunkt, um zu prüfen, was in diesen zehn Jahren erreicht wurde und was noch getan werden muss; nicht nur in Bangladesch, sondern weltweit.

Wie oft haben wir schon mit den Augen gerollt, wenn der Feueralarm schrillte, vielleicht in der Schule, bei der Arbeit, in der Uni oder im Kaufhaus? Notfallübungen finden zu den unpassendsten Zeiten statt (genau wie ein echter Notfall eben) und wir folgen vielleicht etwas unwillig einer verantwortlichen Person zum Notfalltreffpunkt und von dort zum nächsten Ausgang. Nach ein Paar Minuten begeben wir uns wieder auf unseren Platz und machen dort weiter, wo wir aufgehört haben, weil nichts passiert ist.

Aber zu häufig passiert eben doch etwas, und es ist keine Übung. In solchen Fällen kann das Befolgen eines festgelegten Notfallprotokolls, das regelmäßig überarbeitet und geübt wird, den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Diese Art von Schulung hätte das Leben von mehr als 1.100 Bekleidungsarbeiter:innen retten können, die beim Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes am 24. April 2013 ums Leben kamen, und mehr als 2.500 weitere vor schweren Verletzungen bewahren können. Sie hätte auch Hunderte von Arbeiter:innen vor Schaden bewahrt, als am 24. November 2012 bei Tazreen Fashion ein Feuer ausbrach, sowie zahllose andere in Bekleidungsfabriken auf der ganzen Welt, in denen es zu Bränden, Gasexplosionen, Fehlfunktionen von Geräten und Ähnlichem kam und immer noch kommt.

Der Bangladesh Accord

Am 15. Mai 2013, nicht einmal einen Monat nach dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes, wurde der „Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh“ unterzeichnet: die erste rechtsverbindliche Vereinbarung zwischen globalen Marken und Einzelhandelsunternehmen und IndustriALL Global Union, UNI Global Union und acht ihrer Mitgliedsgewerkschaften in Bangladesch. Ziel war es, auf eine sichere und gesunde Bekleidungs- und Textilindustrie in Bangladesch hinzuarbeiten, und mehr als 220 Unternehmen unterzeichneten.

Das ursprünglich auf fünf Jahre angelegte Abkommen wurde um drei Jahre verlängert und dann 2020 an den RMG Sustainability Council (RSC) überführt. Seit 2021 gibt es eine neue Vereinbarung, den „International Accord for Health and Safety in the Textile and Garment Industry“, die sie auf bekleidungs- und textilproduzierende Länder weltweit ausdehnt.

Ferro-Scan nach Bewehrung in einer tragenden Säule. Bild: RMG Sustainability Council (RSC)

Mit 220 Unternehmen, die den Accord von 2013 unterzeichneten, wurden mehr als 2.000 Fabriken inspiziert, was zu mehr als 40.000 Erst- und Folgeinspektionen führte. Dabei wurden 150.000 Sicherheitsmängel festgestellt, von denen bis heute 93 Prozent beseitigt wurden. In 400 Fabriken wurden sogar 100 Prozent der erforderlichen Verbesserungen durchgeführt. Insgesamt hat sich diese Arbeit auf zwei Millionen Arbeiter:innen in diesen Fabriken ausgewirkt. „Dies hat zu einem branchenweiten Systemwechsel geführt; Bangladesch ist jetzt eines der sichersten Beschaffungsländer in Asien“, sagt Joris Oldenziel, Geschäftsführer der International Accord Foundation, auf einer Pressekonferenz, die im März von der Organisation Remake und der Clean Clothes Campaign organisiert wurde.

Die Probleme vor zehn Jahren

Wie konnte sich die Situation so sehr verschlechtern und warum waren die bisherigen Systeme unzureichend, bei denen es sich im Wesentlichen um die Verhaltenskodizes von Marken und Einzelhändlern handelte? „Die Probleme damals [im Jahr 2013 und davor] waren weit verbreitet und systemisch. Es gab strukturelle Schwächen, keine Feuerlöscher und mehr. Die Behebung der Situation war mit erheblichen Kosten verbunden. Marken und Einzelhändler waren damals nicht bereit, diese finanziellen Kosten und die damit verbundene Produktionsverlangsamung auf sich zu nehmen“, erklärt Scott Nova, Geschäftsführer des Worker Rights Consortiums, auf der Pressekonferenz.

figcaption>„Fashion is not cheap…“. Poster auf der Made in Bangladesh Week 2022. Bild: Sumit Suryawanshi fürr FashionUnited

„Da sie nicht bereit waren, das Problem zu beheben, mussten sie es auch herunterspielen“, fügt Nova hinzu. Zwei große Sicherheitsmängel waren die Ursache vieler Todesfälle: Tragende Säulen, die nicht stark genug waren, um das Gewicht der einzelnen Etagen zu tragen, und ein Mangel an angemessenen Notausgängen in mehrstöckigen Gebäuden. Das bedeutet, dass die eigentlichen Probleme nicht in die Sicherheitsprotokolle der Marken und Einzelhändler aufgenommen wurden. „Weil sie nicht nach diesen Problemen suchten, fanden sie sie nicht, und deshalb wurde eine Inspektion nach der anderen abgenommen, ohne dass diese Probleme angegangen wurden“ erklärt Nova. „Das bedeutet, dass bei Tausenden von freiwilligen Inspektionen nicht einmal die wesentlichen Fragen gestellt wurden. Mit dem Accord änderte sich das alles“.

Dies zeigte sich schon im Namen selbst - Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh - der ganz klar den Brandschutz und die Gebäudesicherheit in den Vordergrund rückte. Und jedes Mal daran erinnerte, wenn der Accord formell erwähnt wurde. Diese verbindliche Vereinbarung ersetzte die freiwilligen Überwachungssysteme und öffnete die Fabriken für kompetente Inspektionen, wobei eine erste Runde im Jahr 2014 stattfand: „Das war das erste Mal, dass ausgebildete, qualifizierte Sicherheitsingenieur:innen die Fabriken betraten“, betont Nova.

Brandschutzinspektion durch geschulte Fachleute. Bild: RMG Sustainability Council (RSC)

Der Accord verlangte von den Fabriken, alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen durchzuführen, und verpflichtete Marken und Einzelhändler, dafür zu sorgen, dass die entsprechenden finanziellen Mittel vorhanden waren. Mit anderen Worten: „Der Accord lieferte die Komponenten, die zuvor fehlten“, so Nova. „Jetzt haben die Arbeitnehmer:innen erreicht, dass sie zu unsicherer Arbeit ‘Nein’ sagen können“, stimmt die Arbeitsrechtsaktivistin Kalpona Akter zu, die auch Präsidentin der Bangladesh Garment & Industrial Workers Federation (BGIWF) ist. „Die Arbeiter:innen hatten lange das Gefühl, dass sie nur ein Teil der Fabrik und keine Menschen seien. Jetzt können sie frei sagen, wie sie sich bei der Arbeit in einer Fabrik fühlen. Sie können einen Beschwerdemechanismus in Anspruch nehmen, ohne Angst haben zu müssen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.“

Der Internationale Accord

Einer der unterzeichnenden Unternehmen des International Accord ist der US Bekleidungskonzern PVH Corp., zu dem Marken wie Tommy Hilfiger und Calvin Klein gehören. PVH war auch Teil des Lenkungsausschusses des Bangladesch Accords. „Wir müssen den Internationalen Accord als Modell sehen, um es auf andere Länder auszuweiten, sonst wird es nicht viel bedeuten“, sagt Michael Bride, Senior Vice President of Corporate Responsibility and Global Affairs bei PVH Corp, auf der Pressekonferenz.

Es ist ein kompliziertes Zusammenspiel von Inspektionen, Beteiligung der Arbeiter:innen und gemeinsamer Führung mit gleichberechtigten Partner:innen, das letztendlich zu Transparenz führt. Er erläutert, wie der Beschwerdemechanismus von Markenseite aus funktioniert: „Er ist äußerst nützlich und wir nehmen eine Beschwerde ernst und gehen ihr nach“, was dann zu einer Diskussion mit dem Lieferbetrieb führt. Da dies manchmal nicht sehr effizient sein kann, kann das Sekretariat des Accords vermitteln und so den Prozess unterstützen. Die Ergebnisse sind dann für Marken und Einzelhändler rechtsverbindlich. „Von 2.000 Beschwerden wurde nur eine Fabrik wegen Nichteinhaltung ausgeschlossen“, berichtet Bride.

Was im Falle eines Stromschlags zu tun ist. Poster bei GSSL in Bangladesch. Bild: Sumit Suryawanshi für FashionUnited

Auf die Frage nach der Art der Beschwerden erläutert Bride, dass es sich um sicherheitsrelevante und nicht sicherheitsrelevante Beschwerden handeln kann. Erstere beziehen sich auf strukturelle Probleme oder die Gesundheit am Arbeitsplatz, einschließlich Gewalttaten. Bride erzählt von einem Fall, in dem sich Arbeiter:innen in einer Fabrik über Stromschläge von Nähmaschinen im vierten Stock beschwerten. Es gab jedoch keinen vierten Stock, der als Arbeitsraum deklariert war. Bei der eingeleiteten Untersuchung stellte sich heraus, dass die Kantine im vierten Stock in einen Arbeitsbereich mit Nähmaschinen umgewandelt und die Stromversorgung einfach vom zweiten in den vierten Stock verlegt worden war, was zu den Stromschlägen führte.

Die zweite Art von Beschwerden, die nicht die Sicherheit betreffen, verdeutlicht das Bedürfnis der Arbeitnehmer:innen, eine Anlaufstelle für alle Arten von Beschwerden zu haben. Der Accord ist für diese Fälle nicht zuständig und leitet sie direkt an die Marken und Einzelhändler weiter. Sie werden jedoch auf der RSC-Website als Teil eines Archivs der beim Accord eingereichten und abgeschlossenen Beschwerden veröffentlicht und bieten eine aktuelle Momentaufnahme der Probleme in den Bekleidungsfabriken.

Künftige Maßnahmen - was muss getan werden?

Trotz der enormen Erfolge des Bangladesh Accords gibt es noch viel zu tun, vor allem in fünf Bereichen: Löhne, geschlechtsspezifische Gewalt, Vereinigungsfreiheit und gewerkschaftliche Organisation, Umweltschutz und die Entschädigung der betroffenen Arbeitnehmer:innen. „Während bei der Gebäudesicherheit enorme Fortschritte erzielt wurden, gibt es in anderen Bereichen der Arbeitnehmer:innenrechte nur sehr wenige Fortschritte: Die Löhne sind immer noch erschreckend niedrig, Arbeitnehmer:innen werden in ihrem Recht auf gewerkschaftliche Organisation behindert und Missbrauch in den Fabriken kommt vor“, bestätigt Nova. „Warum so viel Fortschritt in einem Bereich und so wenig in anderen? Weil die Marken bereit waren, in einem Bereich eine verbindliche Vereinbarung zu unterzeichnen, aber jetzt spüren wir die Auswirkungen eines Mangels in anderen Bereichen.“

"There is no value or beauty…”. Poster auf der Made in Bangladesh Week 2022. Bild: Sumit Suryawanshi für FashionUnited

Die Überlebenden des Rana-Plaza-Einsturzes und anderer Katastrophen wie des Brandes bei Tazreen Fashion haben immer noch Schwierigkeiten, leiden immer noch unter den langfristigen physischen und psychischen Folgen ihrer Verletzungen und haben Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mahmudul Hasan Hridoy arbeitete erst seit zwei Wochen in der Fabrik New Wave Style im achten Stock des Rana-Plaza-Gebäudes, als das Unglück - das er als „Mord“ bezeichnet - geschah, weil das Gebäude nur eine Genehmigung für sechs und nicht zehn Stockwerke erhalten hatte. An diesem verhängnisvollen Tag steckte er mit 17 anderen Arbeiter:innen unter den Trümmern fest und ist der einzige Überlebende. Neben dem psychischen Trauma gibt es auch körperliche Langzeitfolgen, die ihn am Arbeiten hindern und seine Familie von fremder Hilfe abhängig macht. Er fordert, dass „Marken eine Entschädigung zahlen, eine Rehabilitation und eine lebenslange medizinische Behandlung sicherstellen, damit wir kein ‘unmenschliches Leben’ führen müssen.“

Nasima Akter hatte vier Jahre lang in der Bekleidungsfabrik Tazreen Fashion gearbeitet, als am 24. November 2012 ein Feuer ausbrach. Sie erlitt schwere Verletzungen, darunter Frakturen an beiden Händen, verschobene Hüftknochen, einen beschädigten Nackenknochen, Kopfverletzungen und Sehstörungen. Heute ist sie arbeitsunfähig und überlebt nur durch die Hilfe anderer. Sie bezeichnet sich selbst als „eine Last“ und ihr Leben wie Hridoy als „unmenschlich“. Sie wünscht sich ein Leben in Würde und ein lebenslanges Einkommen sowie die medizinische Behandlung, die ihr gesetzlich zusteht.

„Meine Bitte an Auftraggeber:innen: Wenn Sie einem Lieferbetrieb Aufträge erteilen, stellen Sie sicher, dass die Fabrik über angemessene Brandschutzmaßnahmen verfügt, einschließlich Treppen, und stellen Sie sicher, dass die Arbeiter:innen wissen, was sie im Notfall tun müssen. Sie sollten auch praktische Schulungen zur Evakuierung erhalten und mindestens zweimal im Monat Brandschutzübungen durchführen, damit sie im Falle eines Unglücks ihr Wissen nutzen können, um sich in Sicherheit zu bringen“, plädiert Akter in einem von Remake zur Verfügung gestellten Videobeitrag.

Notausgänge - versperrt (links) und heute (rechts). Bild: RMG Sustainability Council (RSC)
Notausgänge damals und heute. Bild: RMG Sustainability Council (RSC)

Für diejenigen, die Arbeit haben, kann die finanzielle Situation nur geringfügig besser aussehen, da ihre Löhne immer noch nicht zum Leben reichen. „Löhne sind nach wie vor viel zu niedrig und reichen oft nicht zum Leben. In Bangladesch hat es in den letzten fünf Jahren keine Lohnerhöhung gegeben. Verstärkt durch die hohe Inflation reicht das Einkommen in Bangladesch, wie auch in anderen Ländern des globalen Südens, nicht aus. Außerdem gibt es oft keinen Lohnausgleich, wenn Unternehmen ihre Aufträge zurückziehen, wie es während der Pandemie der Fall war“, so die Nichtregierungsorganisation Femnet in einer E-Mail.

„Your clothes should cost more than your coffee…“ Poster auf der Made in Bangladesh Week 2022. Bild: Sumit Suryawanshi für FashionUnited

Die Organisation, die Partnereinrichtungen in Bangladesch unterstützt, bezeichnet auch geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz als „ein großes Problem“. „Die Arbeitnehmer:innen müssen durch zuverlässige Beschwerdemechanismen und Rechtsberatung besser davor geschützt werden. Das Recht auf Vereinigungsfreiheit und gewerkschaftliche Organisation muss von Unternehmen und Fabriken garantiert werden“, mahnt sie. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist der Umweltfaktor: „Die globale Textilindustrie beeinflusst das Klima und hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten. Auch hier muss es verbindliche Regelungen zum Schutz der Umwelt und des Klimas durch Abkommen und Gesetze geben“, fordert Femnet.

Für Nova ist die Antwort klar: „Wenn wir die Art von Fortschritt bei den Löhnen, dem Vereinigungsrecht und anderen Themen sehen wollen, müssen wir das gleiche Modell anwenden. Wir brauchen verbindliche und durchsetzungsfähige Vereinbarungen zwischen Marken, Einzelhändlern und Arbeitnehmervertretungen, um Arbeitsrechtsfragen auf breiter Front anzugehen, und zwar nicht nur in Bangladesch, sondern auch in Pakistan, Sri Lanka, dem Rest Südasiens und dem Rest der Welt.“

Versprechen der Vorgesetzen bei GSSL in Bangladesch.  Bild: Sumit Suryawanshi für FashionUnited

Der Pakistan Accord

Schauen wir uns einmal an, wie die Nachahmung des Modells so weit funktioniert: Der Internationale Accord hat zusammen mit seinen Unterzeichnenden und wichtigen Interessenvertreter:innen ein neues länderspezifisches Programm für Pakistan im Jahr 2023 ins Leben gerufen, den Pakistan Accord. Bis heute gibt es nur 41 unterzeichnende Unternehmen, darunter Aldi, C&A, H&M, Inditex, Kik, Marks & Spencer, Primark, PVH und Zalando. „Wir begrüßen die Ausweitung des Internationalen Accords auf Pakistan, um die Förderung menschenwürdiger und sicherer Arbeitsplätze für Arbeitnehmende zu unterstützen. Dieser Schritt ergänzt unser eigenes Programm für strukturelle Integrität, das wir seit 2015 in Pakistan eingeführt haben, sowie unser erfahrenes Team vor Ort, das die lokale Umsetzung unseres Programms für ethischen Handel und ökologische Nachhaltigkeit überwacht“, kommentierte Primark, einer der Erstunterzeichnenden, im Februar. Der irische Discounter zeigt, wie der neue Accord interne Programme ergänzen kann beziehungsweise sich diese in ihn integrieren lassen.

Dass der Pakistan Accord schnell umgesetzt werden muss, wurde erst vor zehn Tagen deutlich, als ein tödlicher Brand in einer Fabrik in Karatschi zum Einsturz eines vierstöckigen Gebäudes führte, bei dem vier Feuerwehrleute ums Leben kamen und 13 Menschen verletzt wurden. Das Feuer in der Usman & Sons Bedsheet Company im Industriegebiet von New Karachi wurde durch einen Kurzschluss verursacht, breitete sich rasch aus und griff auf die gelagerte Kleidung über. Da sich die Fabrik in einem stark befahrenen Gebiet befand, hatten die Feuerwehrleute Schwierigkeiten, die Fabrik mit der entsprechenden Ausrüstung zu erreichen und den Brand schnell zu löschen.

Offener Notausgang und Brandbekämpfungssysteme mit Alarm. Bild: RMG Sustainability Council (RSC)

Gewerkschaftsführerin Zehra Khan, die aus Karatschi an der Pressekonferenz teilnahm, zog eine Parallele zwischen dem tödlichen Brand bei Ali Enterprises am 11. September 2012 und dem jüngsten Vorfall: „Es passieren immer noch Unfälle, obwohl es einen Gesundheits- und Sicherheitsrat gibt, aber er wird missachtet. Oder es werden Entscheidungen getroffen, aber es gibt keine Folgemaßnahmen.“ Sie macht die Politik für diese Situation verantwortlich und unterstreicht die Wichtigkeit des Pakistan Accords.

„Er wird Aufträge sichern und Arbeitsplätze schützen. Aber es darf nicht nur um Gebäude- und Brandschutz gehen, sondern auch um den Arbeitsschutz, geschlechtsspezifische Gewalt und andere aktuelle Themen. Wir brauchen auch ein starkes Überwachungssystem, einen Beschwerdemechanismus und Verfahren, um Abhilfe schaffen zu können. Der Accord wird für Transparenz sorgen, da Marken und Einzelhändler ihre Zulieferbetriebe offenlegen müssen“, fügte Khan hinzu und schloss mit den Worten: „Das untere Ende der Lieferkette sollte in unsere Zukunft einbezogen werden, und Arbeitnehmerinnen sollten die gleichen Rechte haben.“

Um den Pakistan Accord zu unterstützen und die Zahl der unterzeichnenden Marken und Einzelhändlern zu erhöhen, haben Remake und die Clean Clothes Campaign die Kampagne #SignTheAccord gestartet und fordern, dass insbesondere zwölf Unternehmen, die für den Erfolg im Land von zentraler Bedeutung sind, den Accord unterzeichnen. Diese sind Amazon, Asda, Columbia Sportswear, Decathlon, Ikea, JCPenney, Kontoor Brands, Levi's, Target, Tom Tailor, Urbn und Walmart. Auch wenn keine Marke und kein Einzelhändler es allein schaffen, haben die letzten zehn Jahre jedoch gezeigt, wie wichtig ihre Unterstützung für einen nachhaltigen, systemischen Wandel auf allen Ebenen der Lieferkette ist.

Poster zur Problemlösung bei GSSL in Bangladesch. Bild: Sumit Suryawanshi für FashionUnited.

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