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Retail Schweiz: Strukturwandel erfordert neue flexible Lösungen

Von Regina Henkel

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Die Credit Suisse sucht in ihrer aktuellen Studie neue Lösungen für den Strukturwandel im Einzelhandel. Pop-up Stores sollen helfen, den Leerstand in den Innenstädten aufzuhalten und die Attraktivität der Zentren zu erhöhen.

Modeeinzelhandel ist rückläufig in der Schweiz

Insgesamt stagnierten die nominalen Umsätze des Schweizer Einzelhandels 2019, so die aktuelle Studie der Credit Suisse, die in einer jährlichen Expertenbefragung die Situation im Handel abfragt. Die Kaufkraft verharrte etwa auf Vorjahresniveau. Einzig das Bevölkerungswachstum stützte den stationären Handel 2019 gegen die zunehmende Konkurrenz aus dem Onlinehandel und gegen den nach wie vor starken Einkaufstourismus der Schweizer. Der starke Schweizer Franke machte auch 2019 dem Handel zu schaffen: 2019 bezahlten die Schweizer 48 Prozent mehr als Deutsche und 41 Prozent respektive 42 Prozent mehr als Franzosen und Italiener. Das grenzüberschreitende Einkaufen blieb damit attraktiv und belastete den heimischen Einzelhandel.

Im Non Food Bereich ergibt sich ein leichter Umsatzrückgang von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, hervorgerufen vor allem durch die Einbußen im Modeeinzelhandel inklusive Schuhe. Dieser verlor Marktanteile an den Online-Handel − insbesondere an Zalando. Das führte zu einem nominalen Umsatzrückgang von 4,5 Prozent. Zudem stiegen die Preise um ca. 2,1 Prozent, was zum Teil auch auf die höheren Importpreise für Bekleidung zurückzuführen war. Entsprechend sanken die realen Umsätze um 6,7 Prozent. Food und Near-Food hingegen konnten im Vorjahresvergleich ein leichtes Umsatzplus von 0,5 Prozent verzeichnen.

Leerstand gefährdet Attraktivität der Zentren

Der aktuelle Strukturwandel im Handel betrifft nicht nur den stationären Händler. Auch Immobilienanbieter spüren die sinkende Nachfrage nach Verkaufsflächen und Städte sehen sich vermehrt mit leerstehenden Flächen in den Zentren konfrontiert. „Es droht ein Teufelskreis, in dem der Leerstand und die abnehmende Versorgungsdichte zu rückläufigen Frequenzen führen“, so die Studie. Je weniger attraktiv die Handelslandschaft in den Zentren wird, desto schwerer wird es für alle verbleibenden Geschäfte. Um Leerstand zu vermeiden, findet vermehrt eine Umnutzung statt. Lediglich 20 Prozent der ausgeschriebenen Retail-Flächen bei Mischnutzung werden wieder an Einzelhändler vermietet. Stattdessen ziehen vor allem Restaurants, aber auch Frisöre, Kosmetiksalons oder Büros ein. Nichtsdestotrotz wollen die Schweizer weiterhin gerne stationär einkaufen – auch das ergab die Studie.

Pop-ups als Übergangslösung und Testlabore

Angesichts dessen gibt es auch bei den Mietbedingungen ein Bedarf nach mehr Flexibilität. Fast drei Viertel (73 Prozent) der Vertreter des Non-Food-Sektors wünschen sich flexiblere Mietkonditionen, im Food- und Near-Food-Bereich sind es 60 Prozent. Wichtige Vorteile von Pop-up-Stores sind dabei die Möglichkeit, neue Sortimente und Konzepte auszuprobieren, das Point-of-Sale-Marketing zu erweitern und vor allem auch sinnvolle Zwischennutzungen zu finden. Pop-up-Konzepte bieten so eine Möglichkeit, der Negativ-Spirale von leerstehenden Flächen, sinkender Attraktivität und rückläufigen Frequenzen zu entkommen. Zudem interessieren sich inzwischen auch Onlineplayer für Omni-Channel-Konzepte und den direkten Zugang zum Kunden. Namhafte Beispiele dafür sind in der Schweiz etwa Zalando oder Brack.ch.

Nachteile von Pop-ups: der hohe Aufwand

Trotzdem haben auch Pop-up-Shops Nachteile. Mehr als die Hälfte der Befragten sehen das hohe Kosten-Nutzen-Verhältnis als Problem. Zwar sind Mietkonditionen flexibler, dafür steigt gemäß Händlern der Koordinationsaufwand. Auch sehen fast 50 Prozent in dem Konzept keine nachhaltige Lösung für das Verkaufsflächenproblem. Da mehr als 20 Prozent der Händler die gesetzlichen Rahmenbedingungen als einschränkend erachten, würde deren Flexibilisierung die Attraktivität von Pop-up-Konzepten weiter erhöhen.

Hot Spot Zürich

Unter Berücksichtigung der Angebotsdaten von Pop-up Plattformen ermittelt die Studie, dass die Großregion Zürich bereits einen Hotspot für Pop-ups darstellt. 45 Prozent der Pop-up-Angebote stammen aus dieser Region, danach folgen die Nordwestschweiz sowie die Ostschweiz mit je rund 15 Prozent. Aus den restlichen vier Großregionen stammen weniger Pop-up-Flächen. Über 30 Prozent der Pop-ups belegen eine Fläche von weniger als 50 Quadratmeter. Mehr als die Hälfte der Pop-up-Flächen werden zu einem monatlichen Mietpreis von bis zu CHF 3.000 angeboten, was vor allem im Raum Zürich eher moderat erscheint.

Foto: Sihlcity.com

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