S.Oliver-Produktchefin Sonja Balodis: Bieten weiteren Marken Plattform zur Entfaltung
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Es tut sich einiges im Portfolio der S.Oliver Group. Nach der kürzlichen Übernahme der Womenswear-Marke Lala Berlin richtet der Rottendorfer Bekleidungsanbieter auch den Accessoire-Bereich der gleichnamigen Hauptmarke neu aus.
FashionUnited hat zur aktuellen Orderrunde in Düsseldorf mit Chief Product Officer Sonja Balodis gesprochen. Die Produktchefin der Gruppe verrät im Interview, wie die aktuelle Order verlief, was sie aus dem vergangenen Herbst für HW24 mitgenommen hat und worauf der Konzern beim Ausbau des Portfolios setzt.
Wie war die aktuelle Orderrunde für S.Oliver?
Wir spüren eine Aufbruchstimmung. Das zeigte sich auch, als wir hier im Showroom 50 Jahre Comma mit einer Modenschau gefeiert haben. Spätestens da wurde auch für die Händler:innen greifbar, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln.
Und wie ist die Stimmung bei den Händler:innen?
Sie freuen sich über den Dialog mit uns. In der jetzigen Zeit ist es umso wichtiger, diesen Austausch zu suchen und das auch mit verschiedenen Anbieter:innen. Gerade mit dem Wegfall der Berliner Messen ist es toll, die Düsseldorfer Messeplattform zu haben.
Welche Themen kommen dabei auf?
Es geht um Warensteuerung sowie den Umgang mit der aktuellen Konsumstimmung. Alle hatten ein gutes erstes Halbjahr 2023. Die zweite Hälfte war aufgrund des warmen Septembers jedoch herausfordernd. Es gibt also viele Themen, über die wir uns unterhalten und bei denen wir voneinander lernen können.
Was ist in welchem Monat richtig und wie hoch steuern wir ein? Wo gehen wir als Industrie etwas ins Risiko, um unsere Partner:innen mit starken Artikeln zu bevorraten, die über drei, vier Monate gut performen können? Was sind verlässliche, starke Artikel, die für diese jeweilige Saison einfach von Relevanz sind? Bei welchen Topsellern können wir den Nachzug ermöglichen?
Welche Learnings haben Sie aus dem vergangenen Herbst mitgenommen?
Dass wir uns auf Wetterszenarien wirklich einstellen und genau evaluieren müssen, was wir wann anbieten. Wir müssen eher in Monatskapseln denken, mit denen wir flexibler auf unterschiedliche Wetterszenarien reagieren können.
Deswegen haben wir uns intensiv mit der Stärke von Materialien befasst und diese vermehrt für Übergangsphasen konzipiert. Auch Layering ist ein zentrales Thema: Wie wird der Look mit und ohne Jacke komplettiert? Wie variabel kann ich einzelne Pieces kombinieren, um unterschiedliche Looks zu kreieren? Auch unsere Farbkonzepte haben wir danach ausgerichtet.
Spielt dabei dieses Hybrid-Thema auch eine Rolle?
Auch wenn Pufferjacken nach hinten raus weiterhin wichtig sind, haben wir im Outdoor- Bereich hybride Themen gestärkt. Wir sind sehr technisch, mit viel Innovation an das Thema gegangen, beispielsweise über Bondings und Heat-tech-Ausstattung.
Ist dennoch eine Zurückhaltung beim Thema Outerwear zu spüren?
Gerade bei der Outerwear kommt es auf das richtige Timing in der Auslieferung an, um full price abverkaufen zu können. Hier werden wir in Zukunft flexibler sein, um die Aussteuerung bestimmter Artikel oder Warengruppen an die Wetterprognose anzupassen – auch nach Region. Während Mäntel in Norddeutschland und in Österreich super funktioniert haben, war es in der Mitte von Deutschland schlicht zu warm.
Auch auf die Erfahrungswerte des Vorjahres können wir uns in Sachen Outerwear kaum verlassen. Sowohl was Wetterverhältnisse angeht, die nie konstant sind. Aber auch auf nicht planbare Lieferketten-Einflüsse. Diese war letztes Jahr sehr stabil, ist aktuell aber von den Verhältnissen am Suezkanal geprägt. Hier müssen wir eine gute Balance finden zwischen Planbarkeit in der Beschaffung und Auslieferungsflexibilität in Richtung Flächen.
Wie wirken sich die Verhältnisse im Suezkanal auf Ihre Lieferkette aus?
Natürlich haben wir durch die Entwicklungen im Suezkanal aktuell Zeitverzug. Zwei Wochen sind es bei der Auslieferung der Februar-Kollektionen, entsprechend verlängert sich die Sale-Phase. Nichts desto trotz sind wir bei nahezu allen Artikeln noch im Lieferfenster. Auch für die März-Kollektionen haben wir die notwendigen Maßnahmen ergriffen und liefern wieder verstärkt zu Beginn des Auslieferfensters aus.
Was läuft in der Womenswear HW24 gut?
Bei uns sind es Blusen und feinerer Strick. Die Händler:innen haben sich gefreut, dass wir viele Strickoptionen gespielt haben, die weniger voluminös sind. Das läuft wirklich sehr gut.
Und in der Menswear?
In der Menswear bieten wir schöne neue Farben für Polos und T-Shirts. Außerdem gewinnt das Hemd im Casual-Bereich an Bedeutung, zum Beispiel in sehr schönen Flieder- und Minttönen. Bei den Hosen spielen wir ebenfalls neue Farboptiken, wie zum Beispiel Grau-Beige – Greige – und Sand. Wir kombinieren auch Schokobraun mit Grau. Also Kombinationen, die man in den letzten Jahren so nicht gesehen hat.
Mussten Sie die Preislagen weiter anpassen?
Wir konnten unsere Preislagen für 2024 im Wesentlichen halten, da wir bereits in 2023 Anpassungen vorgenommen haben. Heißt: Partner:innen können weiterhin auf Anfangs- und starke Mittelpreislagen zählen. Es geht jetzt eher um unserer Kollektionsausrichtung, die den Fokus mehr auf Hochwertigkeit setzt.
Das heißt, wir machen die Preisschere ein bisschen nach oben auf und setzen an, aber immer mit einem entsprechenden Preis-Leistungs-Verhältnis und somit auch einem Mehrwert. Wir haben in tolle Mischungen investiert – beispielsweise eine Wollmischung für einen Rollkragen in einer etwas höheren Preislage.
Seit Kurzem ist auch Lala Berlin Teil des Portfolios der S.Oliver Group. Soll dies weiter ausgebaut werden?
Mit unseren Marken QS, S.Oliver, Comma, Copenhagen Studios, Liebeskind Berlin und jetzt auch Lala Berlin haben wir ein starkes Portfolio, mit dem wir uns in unterschiedlichen Preislagen, Modegraden und Zielgruppen bewegen. Als Gruppe bieten wir diesen und auch potenziell weiteren Marken oder Start-ups eine ideale Plattform, um sich zu entfalten und zu wachsen – sei es in puncto Lieferant:innen-Portfolio, Logistikabwicklung, aber auch in Sachen Technologie. Dabei können und werden wir uns kontinuierlich weiterentwickeln, wie beispielsweise im Bereich Accessoires und Lizenzen oder auch im Curvy-Segment, in das wir wieder zurückkehren. Hier kann ich aber heute noch nicht mehr verraten.