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State of Fashion 2020: Die Modebranche schaut besorgt ins neue Jahr

Von Regina Henkel

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Die Stimmung in der Modebranche ist derzeit von Angst und Sorge beherrscht. So lautet das Fazit der neuen Studie „The State of Fashion 2020“, die von der Unternehmensberatung McKinsey und The Business of Fashion (BoF) veröffentlicht wurde. 290 globale Führungskräfte gaben darin ihre Einschätzung für die Entwicklungen im Jahr 2020 wider.

Herausfordernde Entwicklungen

Die Modebranche muss sich derzeit an vielen Fronten neuen Herausforderungen stellen. Auf der einen Seite bieten sich durch die Entwicklung von neuen Abverkaufskanälen und Marktveränderungen durch die Digitalisierung neue Umsatzmöglichkeiten und die Chance auf radikale Innovationen. Andererseits verlangsamt sich das globale Wirtschaftswachstum und der Wettbewerb im Modemarkt ist intensiver denn je. Auch die sich ausweitende Klimadebatte, die lange nicht in allen Ländern geführt wird, erfordert weitreichende Maßnahmen und neue Investitionen in die Zukunft.

„Um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen strategisch denken, ihre Entscheidungsfindung schärfen und die Finger am Puls der Kundennachfrage halten“, so die Autoren der Studie. Dabei muss es auch gelingen, global zu denken und lokal zu handeln, um den Vorlieben in verschiedenen Märkten und Kulturen gerecht werden zu können.

Wenig Aussicht auf Verbesserung

Der McKinsey Global Fashion Index (MGFI) prognostiziert, dass sich das Wachstum im Jahr 2020 auf drei bis vier Prozent verlangsamen wird und damit leicht unter der für 2019 prognostizierten Rate liegt. Auffallend ist, dass nur 9 Prozent der Befragten glauben, dass sich die Bedingungen im nächsten Jahr verbessern werden, verglichen mit 49 Prozent, die das gleiche im letzten Jahr sagten. Vor allem die optimistischen Stimmen aus Nordamerika und der Luxusbranche hätten sich stetig verflüchtigt – obwohl die Branche in den letzten Jahren wirtschaftlich wieder aufgeholt hat.

Der Economic Profit wuchs 2018 zum zweiten Mal in Folge, nachdem er von 2012 bis 2016 kontinuierlich zurückgegangen war. Der Anstieg um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist im Wesentlichen auf verbesserte operative Margen aufgrund von Kostensenkungen zurückzuführen. Die durchschnittliche Branchen-EBITA-Marge betrug 10,8 Prozent, ein Plus gegenüber 2017 und der höchste seit 2014.

Neue ‚Supersieger‘ kommen aus China und aus dem Sport

Nach Ansicht vieler Führungskräfte sind die Aussichten für die Weltwirtschaft weniger rosig als noch vor einem Jahr, was die Modebranche in starke Gewinner und starke Verliere unterteilt. „Für eine exklusive Gruppe von ‚Super-Gewinnern‘ scheint die Sonne; durch den wirtschaftlichen Gewinn haben diese 20 Unternehmen 2018 mehr zum Branchenergebnis beigetragen als alle anderen zusammen“, heißt es in dem Report. Zu den Supersiegern gehören drei Neueinsteiger - Anta Sports, Heilan Home (HLA Corporation) und Lululemon -, die die Stärke der Sportbekleidung und den wachsenden Einfluss der chinesischen Spieler reflektieren. Im Luxusbereich verzeichnete Kering einen beeindruckenden Anstieg, der von Gucci's zweistelligem Umsatzwachstum und einer starken Performance in den asiatisch-pazifischen Märkten wie Japan getragen wurde. Führende Unternehmen sind nicht nur wertschöpfend, sie sind auch an der Spitze der Innovation. Sie sind auch am erfolgreichsten bei der Gewinnung von Finanzmitteln und Talenten, so die Studie.

Hidden Champions: Auch kleinere Unternehmen scheffeln Marktanteile

Neben den Aktiengesellschaften benennt die Studie auch eine Gruppe von „Hidden Champions“. Diese in Privatbesitz befindlichen Unternehmen dominieren oft ihre Kategorien und generieren erhebliche Umsätze. Unter den bekannten Marken ist Chanel ein bedeutender Akteur mit einem Umsatz von mehr als zehn Milliarden Dollar, während Rolex eine der wenigen großen unabhängigen und privaten Luxusuhrenmarken ist, die noch bestehen. Am anderen Ende des Preisspektrums steht Primark, das sich zu einem starken Wettbewerber entwickelt hat. Diese Akteure zeigen, dass auch außerhalb des Rampenlichts viel zu holen ist.

Nachhaltigkeit: Immer noch zu wenig Output

Wenn es um Nachhaltigkeit geht, gibt die Erfolgsbilanz der Branche weiterhin Anlass zur Sorge. Der Textilsektor verursacht immer noch sechs Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und 10 bis 20 Prozent des Pestizidinsatzes. Waschmittel, Lösemittel und Färbemittel, die in der Produktion verwendet werden, sind für ein Fünftel der industriellen Wasserverschmutzung verantwortlich, und Mode macht 20 bis 35 Prozent der mikroplastischen Ströme in den Ozeanen aus. Die Verbraucher fordern zunehmend Veränderungen. Laut McKinsey's 2019 Apparel Chief Purchasing Officer Studie hat sich die absolute Zahl der nachhaltigen Modeprodukte in den letzten zwei Jahren verfünffacht, obwohl sie nach wie vor gering ist.

In Zukunft: Mehr Direct-to-Consumer Modelle

Zu den Zukunftsthemen gehören laut Studie mehr Nachhaltigkeit und Forschung für zirkuläre Wirtschaftsmodelle. Auch mehr Inklusivität steht auf der Agenda. „Wir sehen 2020 als Wendepunkt für die "Inklusive Kultur", mit unterschiedlichen Rassen, Geschlechtern und sexuellen Orientierungen, die zunehmend organisationsübergreifend und in Führungsrollen vorhanden sind“, heißt es in der Studie.

Die Digitalisierung werde im kommenden Jahr jedoch etwas vorsichtiger vorangetrieben, ausgelöst durch vorsichtigere Investoren. An der Spitze stehen hier eine neue Art von Direkt-to-Consumer Unternehmen. Vor allem Asien entwickelt sich zu einem fruchtbaren Boden für kleine und mittlere Unternehmen, die den E-Commerce nutzen, um den Konsumenten direkt von der Fabrik aus zu erreichen.

Den Untergang der stationären Geschäfte prognostiziert die Studie jedoch nicht. Die Zukunft gehöre den „lokalen Geschäften, die eine Rolle als Partner in der digitalen Revolution spielen und den Kunden helfen, an geeigneten Orten zu fühlen und zu erleben“, heißt es dort.

Fazit: Schwieriges Jahr 2020

Das kommende Jahr wird hart werden, lautet das Ergebnis der bislang viermal erschienenen Jahresstudie. Der digitale Wandel wird beschleunigt, die Kunden verlangen mehr Nachhaltigkeit und das langsamere Wachstum setzt die Margen unter Druck. Es wird jedoch Möglichkeiten geben: „Marken, die sich an den vorherrschenden Trends orientieren und weiterhin innovativ sind, werden die Herausforderungen am ehesten meistern und die Nase vorn haben.“

Foto: McKinsey / Ubup.com

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